Nadel rechts, Pflaster links? Impfgegner wittern große Verschwörung – das steckt dahinter

Mit der zu Jahresbeginn gestarteten Kampagne "Deutschland krempelt die Ärmel hoch" will das Bundesministerium für Gesundheit die Impfbereitschaft in Deutschland erhöhen – und setzt dafür nun auch auf Prominente. So wirbt Schauspielerin Uschi Glas seit Ostern in einem Video für die Corona-Schutzimpfung. Unter Impfgegnern, Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen sorgt der einminütige Beitrag für Empörung. Von "Verarsche" bis "bezahlter Impfpropaganda" ist in den sozialen Netzwerken die Rede. Was ist da los? Ein Faktencheck.

Behauptung

Weil in dem "Ärmel hoch"-Video angedeutet wird, Uschi Glas erhalte ihre Impfung in den rechten Arm, auf dem dazugehörigen Kampagnenplakat jedoch ihr linker Arm mit einem Pflaster versehen ist (siehe Bild oben), sind einschlägige Gruppierungen überzeugt, dass die 77-Jährige in Wirklichkeit gar nicht geimpft wurde und auch weiterhin nicht geimpft ist. Tenor zahlreicher Kommentare: Glas sei nun mal eine Schauspielerin, die für solche Szenen (von der Regierung) bezahlt werde.

Bewertung

Uschi Glas hat im Rahmen des Kampagnenvideos tatsächlich keine Impfung erhalten. Die Schauspielerin wurde stattdessen Ende März in einem bayerischen Impfzentrum geimpft. Richtig ist, dass Glas für ihren Auftritt im Werbespot eine "marktübliche Aufwandsentschädigung" erhalten hat.

Vakzine, Impfreihenfolge


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Uschi Glas und die Impfkampagne – die Fakten

Das Bundesministerium für Gesundheit bestätigte auf Anfrage des stern, dass es sich bei dem am 2. April veröffentlichten "Ärmel hoch"-Video mit Uschi Glas um einen für das Fernsehen und Internet produzierten Werbespot handele, der "nicht den eigentlichen Impfvorgang (zeigt)". Aus Produktionsgründen sei der Film bereits einige Wochen vor der Veröffentlichung entstanden, Frau Glas selbst sei Ende März in einem Impfzentrum in Bayern mit dem Impfstoff von Biontech geimpft worden, teilte das Ministerium schriftlich mit. Auch bestätigte die Behörde, dass der Schauspielerin für den erhöhten Drehaufwand eine "marktübliche Aufwandsentschädigung" gezahlt worden sei.

Dass Werbespots in der Regel nicht die Realität abbilden und auch nicht von heute auf morgen entstehen, blenden oben genannte Impfgegner, Corona-Leugner und Verschwörungsideologen jedoch offensichtlich aus. Stattdessen werten nicht wenige vor allem den "Logikfehler" beim Impfarm – rechts im Video, links auf dem Plakat – als vermeintlich stärksten "Beweis" für einen Täuschungsversuch der Regierung. 

Das Gesundheitsministerium erklärte diesbezüglich gegenüber dem stern: "Das markante Pflaster am Arm ist das Symbol der "Ärmel hoch"-Kampagne und soll als solches nicht das originale Impfpflaster darstellen. Die Aufnahmen mit dem Pflaster stehen für die Impfbereitschaft der Testimonials und ihre Einstellung zur Impfung. Deshalb konnte es im Zuge der Aufnahmen je nach Motiv zu einer unterschiedlichen Platzierung kommen."  

Zu in den sozialen Netzwerken geäußerten Vorwürfen, die Prominenten – auf Uschi Glas sollen demnächst auch Torwart-Legende Sepp Maier und der inzwischen selbst an Corona erkrankte Moderator Günter Jauch folgen – würden Impfpropaganda für die Regierung betreiben, wollte das Ministerium nicht eingehen. Stattdessen teilte man mit, mit der aktuellen Phase der Kampagne verstärkt auf Motivation zu setzen. Dafür würden Prominente und ebenso normale Bürger ihre Gründe nennen, "warum sie persönlich bereit für die Corona-Schutzimpfung sind", um so einen Beitrag für mehr Impfbereitschaft zu leisten.

Hier können Sie sich den "Ärmel hoch"-Werbespot mit Uschi Glas in voller Länge ansehen: 

Tatsächlich ist die Impfbereitschaft unter den Erwachsenen in Deutschland seit Jahresanfang leicht gesunken, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, durchgeführt zwischen dem 30. März und dem 1.April, im Auftrag der Nachrichtenagentur DPA ergeben hat. Mitte Januar gaben 67 Prozent an, sich impfen lassen zu wollen. Jetzt sind es 57 Prozent plus etwa 8 Prozent, die bereits geimpft sind – zusammen also 65 Prozent. 18 Prozent wollen sich nicht impfen lassen, 16 Prozent haben sich noch nicht entschieden oder machten keine Angaben.

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