In einigen Hotspots in Deutschland explodieren die Omikron-Zahlen bereits besonders stark. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg ist die Variante schon dominant. Gleichzeitig haben die nördlichen Bundesländer hohe Impfquoten. FOCUS Online erklärt den Zusammenhang.
Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sind Deutschlands Omikron-Hochburgen. Gemessen an 100.000 Einwohnern liegen hier die Zahlen der Corona-Variante am höchsten. Allerdings sind die Daten aktuell aufgrund der Weihnachtsferien nicht sehr belastbar. Darauf weist auch das Robert-Koch-Institut (RKI) regelmäßig hin. Dennoch lassen sich vier Trends erkennen:
Wie schnell Omikron sich in Deutschland ausbreitet, zeigt schon der Kartenvergleich aus dem Dezember. In der Realität dürften die Zahlen aufgrund der Dunkelziffer sogar noch um einiges höher liegen. RKI-Wochenberichte Der Kartenvergleich zeigt, wie schnell sich die Omikron-Variante in den nordwestlichen Bundesländern ausgebreitet hat: links Datenstand 14.12.21, rechts 28.12.21
Die RKI-Tabelle zeigt die Anzahl der Omikronfälle pro Bundesland, nach Sequenzierung (Nachweise) und Verdachtsfälle mittels variantenspezifischer PCR seit Meldewoche 46/2021.
Die sich rasant ausbreitende Variante trifft gerade noch schwerpunktmäßig die Bundesländer im Norden – also jene, die in der Delta-Welle noch vergleichsweise gut dastanden. Lange hatte etwa Schleswig-Holstein die niedrigsten Inzidenzen in Deutschland. Ähnlich der Stadtstaat Bremen, der als Impfvorbild gilt.
Omikron dominiert im Nordwesten
Nach Schleswig-Holstein meldete nun auch Niedersachen, dass Omikron bereits vorherrschend sei. In der vergangenen Woche sei bei rund 70 Prozent der untersuchten Tests diese Variante nachgewiesen worden, sagte der Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz, am Dienstag. Demnach wurden insgesamt rund 1400 Tests auf die Varianten untersucht, in etwas mehr als 1000 Fällen wurde die Omikron-Variante nachgewiesen.
In der ersten Dezemberwoche lag dieser Anteil den Angaben zufolge noch bei 2,2 Prozent. Damals wurden rund 2100 Tests untersucht. Das Landesgesundheitsamt hatte die Omikron-Variante in Niedersachsen erstmals am 3. Dezember nachgewiesen.
Auch in Hamburg hat sich Omikron nach Einschätzung des Senats zur dominanten Variante des Coronavirus entwickelt. „Wir müssen davon ausgehen, dass Omikron mittlerweile die vorherrschende Variante ist“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Derzeit seien zwar erst knapp 300 Fälle durch eine Sequenzierung nachgewiesen worden. Diese lägen aber aufgrund der Dauer des Nachweisverfahrens schon zwei Wochen zurück. Zudem gebe es Hunderte Verdachtsfälle.
Dass sich Omikron nun gerade in den Regionen mit hoher Impfquote als erstes ausbreitet, scheint erst einmal paradox. Die Impfung betrachten manche dann direkt als wirkungslos. Doch das ist nicht der Fall.
Schnelle Variante trifft auf „Impfimmunitäts-Loch“
Dass die Zahlen gerade im Norden Deutschlands so stark ansteigen, erklären Experten unter anderen mit der Nähe zu Dänemark. Mit einer Inzidenz von zwischenzeitlich fast 2000 ist Dänemark derzeit so stark wie kaum ein anderes Land der Welt von der Omikron-Variante betroffen. RKI-Impfdashboard Die nordwestlichen Bundesländer haben die höchsten Impfquoten in Deutschland (Zahlen der vollständig Geimpften, Stand 5.1.22)
RKI-Impfdashboard, Stand: 05. Januar 2022, 09:01
Was also bedeuten die aktuellen Zahlen bezüglich der Impfung? „Einerseits schützt das Impfen nur unvollständig gegenüber der Infektion, denn es führt ja nicht zu einer sterilen Immunität“, erläutert der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen im Gespräch mit FOCUS Online. Unter den Infizierten finden sich demnach eine Menge doppelt Geimpfter, Geboosterte sind sehr unterrepräsentiert.
Impfungen schützen vor schweren Verläufen
Im Norden war durch die schnelle Impfkampagne bereits früh ein Schutz vor dem Coronavirus vorhanden. Nun allerdings führte es dazu, dass „jetzt natürlich viele Personen in der Situation sind, in der der starke Schutz schon lange zurückliegt“, erklärt Zeeb. Sprich: „Als Omikron im Dezember volle Fahrt aufgenommen hat, führte diese Situation dazu, dass wir jetzt in ein gewisses Impfimmunitäts-Loch gefallen sind.“
Gleichzeitig sei es wichtig, nicht nur auf die hohen Zahlen zu schauen, sondern auch auf die Verläufe. Denn das sei immer das Entscheidende gewesen: Die Impfung verhindert zwingend nicht, dass jemand sich ansteckt, sondern dass die Menschen überwiegend nicht schwer krank werden. Genau das zeigen dem Experten zufolge auch die aktuellen Zahlen. Die Ungeimpften stünden in der Krankenhausstatistik bei weitem am schlechtesten da.
Die Lage in den Kliniken der Omikron-Hochburgen
Die Lage auf den Intensivstationen in Bremen und Bremerhaven „ist wegen der Omikron-Infizierten undramatisch“, berichtete das lokale Nachrichtenportal „Buten un binnen“. Nach Einschätzung des Epidemiologen Hajo Zeeb bekomme das Gesundheitssystem die Lage mehr und mehr in den Griff. Ob sich dieser Trend fortsetze, müsse sich allerdings erst zeigen. Und: „Varianten gibt es immer wieder“. Es gelte also mit Vorsicht in die Zukunft zu schauen.
Weniger optimistisch beurteilte der Hamburger Intensivmediziner Stefan Kluge die Lage und warnt nun vor der Omikron-Welle in den Krankenhäusern: „Jetzt kommt die Omikron-Welle und entscheidend wird sein, wer gegen #COVID19 geimpft und geboostert ist. In den hellblauen Bundesländern wird die Krankenhausbelastung daher wohl im Verlauf wieder ansteigen.“
Derzeit allerdings zeigt sich: Die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schlesig-Holstein melden ähnlich wie Bremen derzeit noch geringe Anteile von Covid-19-Patienten an den Intensivbetten. DIVI-Intensivregister In den nordwestlichen Bundesländern haben die Covid-19-PatientInnen aktuell einen niedrigen Anteil an Intensivbetten.
Omikron erobert auch den Rest Deutschlands
Epidemiologe Zeeb gibt im Gespräch mit FOCUS Online zu bedenken, dass die momentane Lage und die starke Ausbreitung im Norden lediglich ein kurzfristiges Phänomen seien. Zeitnah werde sich die Lage in den übrigen Bundesländern ebenfalls ändern, da die Corona-Zahlen bundesweit anstiegen.
Baden-Württemberg macht bereits den Anfang im Südwesten des Landes: Omikron ist auch hier zur dominierenden Variante des Coronavirus geworden. Eine aktuelle Abfrage bei den Laboren zeige, dass bereits jetzt bei mehr als 50 Prozent aller Sars-CoV-2 Diagnosen die Omikron-Variante nachgewiesen werde, teilte ein Sprecher des Sozialministeriums am Dienstag mit. Es könne daher spätestens in sieben bis 14 Tagen damit gerechnet werden, dass die allermeisten Infektionen im Land auf Omikron zurückgehen werden.
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