Frankfurts Oberbürgermeister lockt Kunden mit Rabatten zum Weihnachtsbummel – Virologin wütend

Die Infektionszahlen steigen, Mediziner warnen vor einer Überlastung der Kliniken und auch die Zahl der Covid-19-Todesfälle hat einen neuen Rekordwert erreicht: Die Corona-Lage in Deutschland hat sich in der vergangenen Woche erneut deutlich zugespitzt. Ein harter Lockdown noch vor oder um Weihnachten wird damit immer wahrscheinlicher. Kontakte reduzieren und Abstandhalten lauten die Gebote der Stunde.

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Wie aus der Zeit gefallen wirkt da eine Meldung, die von der Stadt Frankfurt (Main) gestern veröffentlicht wurde. "Sich wieder wie ein Kind fühlen – das kann man jetzt in Frankfurt", heißt es in der locker formulierten Mitteilung, in der Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) mit rabattierten Fahrkarten zum Weihnachtsbummel in die Innenstadt lädt. "Mit diesem Angebot ermöglichen wir den Fahrgästen am Samstag vor dem dritten Advent, kostengünstig mit einem Kinderfahrschein in Frankfurt unterwegs zu sein, um so ihren Weihnachtseinkauf zu erledigen", wird Feldmann in der Meldung zitiert. Auf geltende Hygiene- und Abstandsregeln geht die Meldung nicht ein. Auch zum Coronavirus – kein Wort.

Kritik auf Twitter

Diese Art der Darstellung gefällt nicht jedem. Die Meldung wird auf Twitter stark kritisiert. Auch die bekannte Frankfurter Virologin Sandra Ciesek äußerte bereits am Freitag ihr Unverständnis über die Rabatt-Aktion. Zuvor hatte sie die Forderung der Intensivmediziner-Vereinigung Divi nach einem sofortigen Lockdown auf Twitter geteilt. "Währenddessen werden die Frankfurter morgen zum Weihnachts-Shoppen aufgefordert – und können sogar extra preiswert den ÖPNV nutzen. Ist heute der 1. April!???", kommentierte sie die Meldung aus Frankfurt.

Entschuldigung vom Bürgermeister

Die Pressestelle der Stadt Frankfurt war auf Anfrage des stern zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auf Twitter entschuldigte sich Feldmann für die missglückte Aktion. Die Kinderfahrschein-Aktion sei vor mehreren Monaten geplant worden. "Ich sehe ein: Sie passt nicht in die jetzige Zeit. Es tut mir leid, wenn sie als Einladung zum Leichtsinn missverstanden wurde", schrieb der Oberbürgermeister. 

Gleichzeitig appellierte er an Bevölkerung, geltende Corona-Regeln einzuhalten: "Sollten Sie für heute Weihnachtseinkäufe in Frankfurt planen, bitte ich Sie: Erkundigen Sie sich nach der aktuellen Lage, meiden Sie übervolle Plätze und Straßen. Und: Überlegen Sie sich Alternativen zur Innenstadt." Auch in anderen Stadtteilen gebe es tolle Geschäfte.

Die "Querdenker"-Initiative hatte für Samstag zudem zu einer groß angelegten Demo in Frankfurt aufgerufen. Die Demonstration wurde zwar mit Verweis auf die hohe Infektionsgefahr verboten. Dennoch gingen am Samstag einige Querdenker und Gegendemonstranten auf die Straße. Auch die Polizei war im Einsatz.

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