Häufigste Krebserkrankung in Deutschland: Hautkrebs verläuft häufig tödlich
Gesundheitsexperten zufolge ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Bei früher Diagnose bestehen grundsätzlich gute Heilungschancen. Doch wenn die Krankheit erst spät erkannt wird, verläuft sie oft tödlich – und das trotz moderner Therapien, für deren Entdeckung bereits der Nobelpreis für Medizin verliehen wurde.
Zahl der Hautkrebserkrankungen steigt
Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Hautkrebs. Auch hierzulande ist die Zahl der Patienten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Mittlerweile ist Hautkrebs mit rund 270.000 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) in einer Mitteilung schreibt, handelt es sich dabei bei jeder siebten Erkrankung um das gefährliche maligne Melanom, den schwarzen Hautkrebs. Laut der Kasse nahmen in den Jahren 2009 bis 2015 der helle Hautkrebs um über 50 Prozent und der schwarze Hautkrebs um über 30 Prozent zu. Zu spät erkannt, verläuft letzterer häufig tödlich.
Deutsche sind Früherkennungsmuffel
„Wird Hautkrebs früh erkannt, bestehen grundsätzlich für alle Arten sehr hohe Heilungschancen“, erklärt die Deutsche Krebsgesellschaft auf ihrer Webseite.
Doch die Hautkrebs-Früherkennung wird von vielen Bundesbürgern nicht ernst genug genommen.
So erkennst Du Hautkrebs
Ärzte der Deutschen Krebsgesellschaft empfehlen, den eigenen Körper ohne Bekleidung öfter mal eingehend im Spiegel anzuschauen – am besten im Tageslicht. Dabei solle man besonders auf vorhandene Leberflecke und auf neue Hautveränderungen achten. Die Partnerin beziehungsweise der Partner kann dabei helfen. Denn auch schwierig zu betrachtende Bereiche wie der Rücken und die Bereiche zwischen den Zehen sowie die Fußsohlen sollten begutachtet werden.
Neben dem Screening ist die Selbstuntersuchung die beste Methode zur Früherkennung. Doch Hautkrebs kann sehr unterschiedlich aussehen. Deshalb müssen zur Beurteilung mehrere Faktoren beachtet werden. Medizinerinnen und Mediziner haben deshalb die ABCDE-Regel zur Unterstützung entwickelt, die bei der Selbstuntersuchung angewendet werden sollte. Trifft einer der folgenden Punkte zu, sollte ein Arzt ein Blick auf den Fleck werfen. Darauf sollte geachtet werden:
A: Das A steht für Asymmetrie. Gewöhnlich sind Hautflecken gleichmäßig rund, oval oder länglich. Hat der Flecken eine ungewöhnliche oder asymmetrische Form oder hat sich die Form eines bestehenden Flecks verändert?
B: Das B steht für Begrenzung. Leberflecken sind gewöhnlich klar von der restlichen Haut abgegrenzt. Ist die Kontor von dunklen Hautflecken verwaschen, ausgefranst , gezackt, uneben oder rau?
C: Das C steht für Colour (englisch für Farbe). Normalerweise haben Leber- und Pigmentmale die gleiche Farbe. Vermischt sich die Farbe innerhalb eines Flecks mit Rosa, Grau oder schwarzen Punkten oder befinden sich krustige Auflagen auf einem Fleck?
D: Das D steht für Durchmesser. Haben die Male eine Halbkugelform oder sind sie an der breitesten Stelle größer als fünf Millimeter?
E: Das E steht für Evolution. Damit ist die Veränderung eines Flecks im Laufe der Zeit gemeint. Hat sich das Mal innerhalb der letzten drei Monate verändert?
Wie es in der TK-Mitteilung heißt, nutzt jährlich nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte das kostenlose Hautkrebsscreening. Diese und weitere Fakten rund um das Thema Hautkrebs haben das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und die Universität Bremen zusammen mit der TK in ihrem aktuellen Hautkrebsreport 2019 zusammengefasst, der vor kurzem vorgestellt wurde.
UV-Strahlung ist der wichtigste Risikofaktor
„Die Zahlen zeigen, Hautkrebs ist weiterhin eine ernst zu nehmende Erkrankung, die tödlich verlaufen kann“, so Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstandes der Techniker Krankenkasse.
„Mit dem Hautkrebsreport stellen wir eine umfangreiche Datenanalyse vor, wollen für das Thema sensibilisieren und aufklären, wie man gerade im Sommer bewusst mit der Sonne umgeht“, erklärt der Experte.
UV-Strahlung gilt als der wichtigste Risikofaktor für Hautkrebs.
„Meist liegt die Ursache für die Erkrankung schon Jahrzehnte zurück. 20 bis 30 Jahre braucht Hautkrebs, um sich zu entwickeln“, erläutert Professor Matthias Augustin, Dermatologe am UKE und Herausgeber des Reports.
Daher steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, mit dem Alter erheblich an. Wie die Zahlen der GKV-Versicherten zeigen, ist die Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen besonders betroffen. Von ihnen erkranken durchschnittlich 843 von 100.000 Versicherten im Jahr an schwarzem Hautkrebs.
Zum Vergleich: Bei den 20- bis 24-Jährigen sind es nur 41 von 100.000 Versicherten. Dabei zeigen sich auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bis zu einem Alter von 60 Jahren erkranken mehr Frauen an einem malignen Melanom als Männer. Danach kehrt sich das Bild um.
Ins Auge fällt bei der Statistik das sogenannte Sonnenbankknie: „In der Altersgruppe der 45- bis 54-jährigen Frauen ist ein deutlicher Anstieg an Diagnosen mit schwarzem Hautkrebs zu erkennen“, so Augustin.
„Ursachen könnten eine vermehrte Nutzung von Sonnenbänken und häufiges Sonnenbaden in früheren Jahren sein“, erläutert der Fachmann.
Andere Experten kamen vor kurzem zu dem Schluss, dass sich vor allem der Trend zum Bräunen in den 70er und 80er Jahren immer stärker rächt.
Nur rund jeder Fünfte geht zur Früherkennung
Je früher Hautkrebs erkannt wird, umso schonender kann die Erkrankung behandelt werden. Im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 nahm pro Jahr aber nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte eine Früherkennung bei einem Hautarzt oder seinem Hausarzt in Anspruch.
„Gerade weil die Früherkennung so wichtig ist, raten wir, die kostenlosen Hautkrebsscreenings regelmäßig wahrzunehmen“, sagt Dr. Baas.
„Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Untersuchung. Diese nimmt kaum Zeit in Anspruch und ist auch nicht schmerzhaft. Die TK bietet ihren Versicherten diese Leistung bereits ab dem 20. Lebensjahr an“, so der TK-Chef.
Regulär werden die Kosten für Hautkrebsscreenings von der gesetzlichen Krankenversicherung erst ab dem 35. Lebensjahr übernommen.
Künstliche Intelligenz unterstützt den Arzt
Schon vor Jahren berichteten Forscher, dass Künstliche Intelligenz (KI) Hautkrebs so zuverlässig wie Mediziner erkennen kann.
Zukünftig wird moderne Technik Ärzte dabei unterstützen, bösartige Hautveränderungen noch zuverlässiger zu diagnostizieren.
Computersysteme werten Fotobefunde verdächtiger Hautstellen in Echtzeit aus und helfen dem Mediziner bei der Diagnosestellung.
„In wenigen Jahren rechnen wir mit qualitativ hochwertigen Apps, die auch von Patienten zur Früherkennung von Hautkrebs genutzt werden können“, so Dr. Baas.
„In naher Zukunft helfen neue Technologien Ärzten, ihre Diagnosen sicherer zu machen und Hautkrebs früher erkennen zu können. Auch die Qualität der Versorgung wird gesteigert, etwa in Regionen, wo ein Mangel an Dermatologen herrscht.“
Nobelpreismedizin hilft bei der Behandlung
Laut der TK wurden bei der Therapie von schwarzem Hautkrebs in den vergangenen Jahren geradezu bahnbrechende Fortschritte gemacht.
Die medikamentöse Behandlung basiert zunehmend auf modernen Immuntherapeutika, die dem Körper dabei helfen, Tumore selber zu bekämpfen.
Weil die Immuntherapie deutlich wirkungsvoller und verträglicher als die Chemotherapie ist, ist sie heute aus dem Behandlungsalltag nicht mehr weg zu denken.
„Neue Daten aus Zulassungsstudien konnten zeigen, dass über 30 Prozent der Patienten mit metastasiertem Melanom inzwischen mehr als fünf Jahre überleben“, erläutert Professor Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte der Universität Bremen, der ebenfalls an dem Report mitwirkte.
„Das ist deutlich länger als bei einigen Chemotherapien“, so der Experte.
„Für die Entdeckung dieses neuen Wirkprinzips, den so genannten Checkpoint-Inhibitoren, wurde zu Recht im Jahr 2018 der Nobelpreis für Medizin verliehen“, meint Glaeske.
Bei der Auswertung der TK-Patientendaten sieht es ähnlich aus: Nach vier Jahren leben noch 35 Prozent der Patienten, die eine solche Therapie erhielten.
„Bei aller berechtigten Freude über die neuen Arzneimittel müssen die neuen Therapien erst noch zeigen, dass sie genauso gut sind wie in den Studien versprochen“, sagt Dr. Baas.
„Früherkennungen und Sonnenschutz bleiben weiterhin wichtig, um das Hautkrebsrisiko möglichst gering zu halten.“
Ursache von Hautkrebs ist meist verhaltensbedingt
Hautkrebs ist trotz allen erblichen Veranlagungen vor allem eine verhaltensbedingte Erkrankung.
In den letzten Jahren ist vor allem das geänderte Freizeitverhalten als Auslöser für Hautkrebs in den Fokus gerückt.
Der Anstieg an Reisen in Sonnen-Regionen und die Zunahme an Outdoor-Aktivitäten wird als als ein möglicher Grund für die hohen Diagnosezahlen von schwarzem Hautkrebs angesehen.
Die Vermeidung übermäßiger UV-Strahlung sowie effektiver Schutz durch Kleidung und Sonnencremes können das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich verringern.
Zudem wird oft vor dem Vorbräunen gewarnt – und vor Sonnenbränden.
„Jeder Sonnenbrand ist einer zu viel. Langfristige UV-Belastungen schaden der Haut nachhaltig, darüber müssen wir uns noch stärker bewusst werden“, sagt Professor Glaeske.
Der Fachmann rät daher zu konsequentem Sonnenschutz, insbesondere bei Kindern. „Der Report gibt wichtige Hinweise zum Umgang mit der Sonne. Denn der Sonnenbrand von heute ist der Hautkrebs von morgen“, so Glaeske. (ad)
Quelle: Den ganzen Artikel lesen