Schlaganfall-Risiko in der Pandemie erhöht
Ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko wird einerseits als direkte Folge von COVID-19 diskutiert, anderseits verweisen Experten des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) in einer aktuellen Mitteilung auf die Risikoerhöhung durch Einsamkeit und einen ungesunden Lebensstil im Zuge der Pandemie.
Anlässlich des „Tages gegen den Schlaganfall“ am 10. Mai machen Professor Joseph Claßen und Professor Dominik Michalski vom UKL deutlich, dass die Pandemie auch durch Einsamkeit und ungesunde Veränderungen des Lebensstils zu einem erhöhten Schlaganfall-Risiko beiträgt. Welche Schwierigkeiten sich von der Akutversorgung bis zur Nachsorge ergeben, soll in einer Online-Veranstaltung zum „24. Leipziger Schlaganfalltag“ erörtert werden.
Einsamkeit zu wenig beachtet?
Der diesjährige „Tag gegen den Schlaganfall“ rückt das Thema „Einsamkeit“ in den Fokus und die Experten des UKL zeichnen ein besorgniserregendes Bild von den Zusammenhängen zwischen den Folgen der COVID-19-Pandemie und dem Schlaganfall-Risiko. Bisher habe dieser Aspekt der Pandemie im medizinischen Kontext nur wenig Beachtung gefunden.
Die Einsamkeit infolge amtlich angeordneter Isolation oder allgemeiner Kontaktbeschränkungen kann mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit verbunden sein, warnt auch die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. So zeige die Heinz Nixdorf Recall Studie, dass sozial isolierte Menschen ein um mehr als 40 Prozent erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle haben.
Steigendes Schlaganfall-Risiko
Insbesondere wenn die Einsamkeit gemeinsam mit einer Vernachlässigung gesunder Lebensweise auftritt, steigt das Risiko für einen Schlaganfall, warnen die Experten des Universitätsklinikums Leipzig. „Hinzu kommt, dass Schlaganfälle teilweise zu spät bemerkt oder gar nicht behandelt werden”, so Professor Dominik Michalski, Oberarzt der Stroke Unit am UKL. Denn geringe Symptome würden oft nicht ernst genommen oder aus einer vermeintlichen Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus komme es nicht zu einer Vorstellung im Krankenhaus.
Nachsorge ebenfalls erschwert
Weiterhin habe die Einsamkeit auch negative Auswirkungen auf das Leben nach einem Schlaganfall. Denn in der Schlaganfallnachsorge seien „Kontakte mit Therapeuten sowie regelmäßige ärztliche Verlaufsbeurteilungen wichtig, um weiter bestehende Einschränkungen wie Lähmungen zu reduzieren und die Therapie anpassen zu können”, betont Professor Michalski. „Auch helfen derartige Kontakte, die Probleme, die sich durch Einsamkeit ergeben, zu erkennen und abzumildern”, ergänzt der Experte.
Akutversorgung und Schlaganfallnachsorge
Am kommenden Samstag bieten die UKL-Mediziner Professor Joseph Claßen und Professor Dominik Michalski auf einer Online-Veranstaltung einen Austausch zum Stand der Akutversorgung des Schlaganfalls und der Schlaganfallnachsorge an, wobei das Themenspektrum von der optimalen Bludruck- und Blutzuckereinstellung bis hin zur strukturierten Nachsorge reicht, so die Mitteilung des Universitätsklinikums.
„Ein vielfältiges Programm mit überregional anerkannten Rednern und unter Einbeziehung des Rettungsdienstes des Bereichs Leipzig: So möchten wir das Thema Schlaganfall umfassend abbilden und die Herausforderungen der Corona-Pandemie diskutieren“, betonen die Experten. Eingeladen zur Teilnahme am virtuellen „Leipziger Schlaganfalltag“ seien alle an der Schlaganfallversorgung im ambulanten und stationären Bereich Mitwirkenden. (fp)
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