Haben fitte Menschen Vorteile in der Pandemie?
Körperlich fitte Menschen sind psychisch gesünder und haben seltener Schlafprobleme. Aber wie verhält es sich während der COVID-19-Pandemie? Kann vorhandene Fitness aufrechterhalten werden oder machen Menschen weniger Sport? Und wie wirkt dies auf die mentale Gesundheit und das Schlafverhalten? Die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung zu dem Thema waren durchaus überraschend.
Tatsächlich scheinen körperlich fitte Menschen während der COVID-19-Pandemie noch mehr Zeit für Sport aufzubringen und gleichzeitig lässt sich eine gewisse Schutzwirkung gegen Angststörungen und Depressionen feststellen, so das Ergebnis der Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der Norwegian University of Science and Technology (NTNU). Veröffentlicht wurde die Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Sleep Medicine“.
Daten einer Umfrage wurde ausgewertet
Die Forschenden führten im Zuge der COVID-19-Pandemie eine Umfrage unter Personen der norwegischen Fitnesstrainingsorganisation Kondis durch. Die Teilnehmenden füllten einen Fragebogen aus, der Änderungen der Trainingsgewohnheiten, Angststörungen und Depressionen (anhand der Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS) sowie Schlafstörungen während des Zeitraums März bis Juni 2020 erfasste.
Mehr Aktivität durch COVID-19?
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung zeigen, dass viele Menschen ihre Trainingsgewohnheiten in diesem Frühjahr tatsächlich geändert haben, allerdings nicht so, wie man im ersten Moment annehmen würde.
„Es war überraschend, dass so viele Menschen während der Coronavirus-Pandemie ihr Bewegungspensum erhöht haben. Da die Menschen dazu ermutigt wurden, öffentliche Räume zu meiden und zu Hause zu bleiben, war die Tatsache, dass so viele die zusätzliche Zeit dazu nutzten, sich mehr zu bewegen, ein positiver Effekt”, erklärt Studienautor Audun Havnen von der Norwegian University of Science and Technology in einer Pressemitteilung.
Fitte Menschen haben seltener Ängste und Depressionen
„Es überrascht nicht, dass wir feststellten, dass die Inzidenz von Angstzuständen und Depressionen in dieser relativ fitten Stichprobe signifikant geringer war als bei anderen Personen. Und dies trotz der Tatsache, dass wir die Umfrage in der Mitte des schwierigsten Teils der COVID-Zeit durchführten”, ergänzt Studienautorin Linda Ernstsen vom NTNU Department of Public Health and Nursing.
Wie veränderte die Aktivität die Schlafgewohnheiten?
Viele Teilnehmende verbesserten ihre Trainingsgewohnheiten, unabhängig davon, ob sie mit psychischen Gesundheitsproblemen zu kämpfen hatten oder nicht. Und eigentlich konnte man annehmen, dass diese Änderung sich auch auf die Schlafqualität auswirken würden, dies war aber nicht der Fall, berichten die Forschenden.
„Wir dachten, der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Schlafproblemen würde bei Menschen, die ihre Trainingsgewohnheiten änderten, ausgeprägter sein. Aber wir fanden keine Unterschiede”, erläutert Ernstsen.
Angst und Depression verschlechtern den Schlaf
Die Forschenden stellten des Weiteren einen Zusammenhang zwischen Angstsymptomen und Schlafproblemen sowie einen Zusammenhang zwischen depressiven Symptomen und Schlafproblemen fest. Menschen mit Depressionen und Angstzuständen schlafen durchweg schlechter und dies gilt auch für Personen, die körperlich sehr fit sind, erklären die Fachleute. Obwohl aktive Menschen im Allgemeinen weniger unter Depressionen und Ängsten leiden, seien auch sie nicht gänzlich geschützt.
Weitere Umfragen werden folgen
Diese Umfrage ist die erste von drei Umfragen, die unter den Teilnehmenden durchgeführt werden. Übergeordnetes Ziel der Fragebögen ist es, die Beziehung zwischen verschiedenen Aspekten der körperlichen Aktivität, der psychischen Gesundheit und der Lebensqualität in einer als fit angesehenen Stichprobe zu analysieren und zu untersuchen, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert, fügen die Forschenden hinzu.
Da alle Teilnehmenden die Fragen in diesem Frühjahr zum gleichen Zeitpunkt beantwortet haben, ist bisher lediglich klar, dass es Auswikungen auf die körperliche Aktivität, die psychische Gesundheit und den Schlaf gibt. Um zu untersuchen, welche Veränderungen im Laufe der Zeit auftreten, wurden die Teilnehmenden eingeladen, die Umfrage nach sechs und zwölf Monaten zu wiederholen, erläutert das Forschungsteam. (as)
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