Corona-Epidemie: Wie eine zweite Welle verhindert werden könnte – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Coronavirus: Eine zweite Welle könnte laut Fachleuten verhindert werden

Derzeit werden in Deutschland, wie auch in anderen Ländern, viele Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wieder gelockert. Dennoch warnen Fachleute, dass die Gefahr noch längst nicht gebannt ist. Es wird von weiteren Ansteckungswellen ausgegangen. Doch diese könnten laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verhindert werden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) rechnet in der Corona-Krise mit einer oder mehreren weiteren Infektionswellen. Auch der bekannte Charité-Virologe Christian Drosten warnte bereits vor einer neuen Welle, die Deutschland mit größerer Wucht treffen könnte als bisher. Doch diese könnte womöglich verhindert werden.

Lockerungen scheinen zu keinem Neuanstieg geführt haben

Laut einer aktuellen Mitteilung der Universität Leipzig geht die Ausbreitung der Epidemie in Deutschland, Sachsen und Leipzig weiter zurück.

Unter den getroffenen Maßnahmen bleibt die aktuell geschätzte Reproduktionsrate R des SARS-Cov-2 Virus in Deutschland, Sachsen und Leipzig nach Schätzungen von Fachleuten der Universität Leipzig unter 1.

Prof. Dr. Markus Scholz vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Medizinischen Fakultät hat nun in einem weiteren Schritt die weitere Entwicklung der Epidemie modelliert:

„Die Lockerungen vom 20. April scheinen zu keinem Neuanstieg geführt zu haben. Wir sagen voraus, dass eine Kontaktintensivierung von circa 40 Prozent möglich ist, ohne dass die Epidemie wieder aufflammt.“

Dynamik der SARS-CoV-2 Epidemie prognostizieren

Scholz und seine Kolleginnen und Kollegen haben ein eigenes Modell entwickelt, um die weitere Dynamik der SARS-CoV-2 Epidemie zu prognostizieren.

Den Angaben zufolge wird es regelmäßig mit den Daten des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales, des Robert-Koch-Institutes (RKI) und weiterer Quellen angepasst.

Die Leipziger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen die Reproduktionsrate R aber anders als das RKI: In ihrem Modell wird die Rate mehr geglättet, so dass Wochenendeffekte weniger stark sind.

Bei mäßiger Lockerung ließe sich eine zweite Welle wohl vermeiden

Wie es in der Mitteilung heißt, ergibt die aktuelle Modellierung des sächsischen Infektionsgeschehen, dass bei einer mäßigen Lockerung der Maßnahmen zum 11. Mai eine zweite Welle vermieden werden kann.

Dies wäre der Fall, wenn die Zahl der täglich neu berichteten Testpositiven und belegten ITS-Betten (Intensivbetten) auch nach dem 11. Mai im Durchschnitt nicht weiter steigt.

„Wir erwarten in diesem Szenario täglich circa 20 neue Testpositive in Sachsen. Man muss engmaschig monitoren, ob diese Zahl signifikant aus dem Kontrollbereich herausläuft. In diesem Falle wäre eine zweite Welle zu befürchten, die sich je nach Umständen unterschiedlich rasch entwickeln könnte“, erläutert Prof. Scholz.

Kontaktintensivierung nur zu einem gewissen Grade

Um diese Situation zu vermeiden, darf die Kontaktintensivierung nur zu einem gewissen Grade von etwa 40 Prozent erfolgen.

Eine konkrete Zahl an „erlaubten“ Kontakten könne man daraus aber nicht ableiten, denn die Kontaktintensität ist von vielen Faktoren abhängig, etwa von der Anzahl oder auch der Nähe zu Personen.

Rund die Hälfte der Kontaktintensität im Vergleich zu Zeiten vor dem Lockdown könnte als Richtschnur dienen.

Laut Scholz könne es weitere Lockerungen erst geben, wenn weitere Begleitmaßnahmen wie eine Corona-Warn-App oder umfangreichere Tests etabliert sind. Wie andere Fachleute hält auch Markus Scholz die jetzt diskutierte Obergrenze von 50 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner für zu hoch.

„So hohe Zahlen pro Woche hatten wir selten. Eine Nachverfolgung der Kontakte halte ich dann für äußerst schwierig“, sagt der Wissenschaftler.

Datenlage bei Kindern ist momentan noch sehr schwach

Die Leipziger Epidemiologinnen und Epidemiologen haben auch das Infektionsgeschehen bei Kindern analysiert und die Ergebnisse vorliegender Studien verglichen. Der Verlauf von COVID-19 bei Kindern ist demnach deutlich milder.

Unklar ist jedoch, ob Kinder genauso oft oder weniger häufig als Erwachsene von Infektionen betroffen sind.

Der Anteil der testpositiven Kinder an den Testpositiven aller Altersgruppen ist bei den meisten publizierten Statistiken gering. Dabei wird jedoch oft nicht berücksichtigt, dass Kinder allgemein seltener getestet werden.

Manche Studien berichten, dass der Prozentsatz testpositiver Kinder innerhalb aller getesteten Kinder im Vergleich zur Testpositivenquote bei Erwachsenen ähnlich oder geringer ausfällt. Allerdings wurden die Daten häufig in Situationen erhoben, bei denen bedingt durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Eintrag des Virus in die Altersgruppe der Kinder gering war.

Unklar ist auch, ob sich die Infektiosität der Kinder von der Erwachsener unterscheidet. Studien, die eine geringere Ansteckungsrate in Familien oder in der Bevölkerung durch Kinder berichten, haben laut der Mitteilung oft sehr kleine Fallzahlen oder fanden in Situationen statt, bei denen der Eintrag in die Gruppe der Kinder als gering vermutet werden kann.

Viruskonzentration bei Kindern nicht wesentlich kleiner als bei Erwachsenen

Die Viruskonzentration im Rachen selber erscheint bei Kindern nicht wesentlich kleiner als bei erwachsenen Personen.

„Hier könnte es zukünftig mehr Erkenntnisse geben, wenn Studien aus Ländern verfügbar werden, die bereits mehr Erfahrungen mit offenen Kitas und Schulen während der COVID-19 Pandemie gesammelt haben wie Schweden und Dänemark“, so Prof. Markus Scholz.

„Wir empfehlen, bei Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Beispiele hierfür könnten kleinere Gruppengrößen, Schichtbetrieb und regelmäßiges Monitoring des Betreuungspersonals sowie möglicherweise auch der Kinder z.B. mittels Infrarot-Temperaturmessung sein.“

Auf jeden Fall ist die Entwicklung der Epidemie in diesem Segment aufgrund der intensiven Kontaktsituation engmaschig zu beobachten. (ad)

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