Bewährtes Asthma-Medikament könnte das Risiko für schwere Corona-Verläufe senken

Die Bronchien pfeifen und das Atmen fällt schwer: Asthma-Symptome sind unangenehm, lassen sich aber mit der richtigen Therapie vorbeugen. Eine Möglichkeit ist das Inhalieren von Kortison mit einem sogenannten Turbohaler, einem speziellen Inhalationssystem mit Drehmechanismus. Durch das Drehen an der Tube gelangt Kortisonpulver auf ein Sieb, von wo es eingeatmet wird. Ein bis zwei Inhalationen zwei Mal am Tag können Asthmaanfällen vorbeugen und helfen dabei, Entzündungen in den Atemwegen abzuschwächen. Nicht zu verwechseln ist die Therapie mit Asthmasprays für den Notfall. Sie enthalten bronchienerweiternde Substanzen, die das Atmen erleichtern.

Gegen Fieber und Schmerzen


Mediziner warnen: Vor der Corona-Impfung Paracetamol zu schlucken, ist keine gute Idee

Eine neue Studie im Fachblatt "The Lancet" zeigt nun: Nicht nur Asthmatiker, sondern auch Covid-19-Patienten könnten von der Kortison-Inhalation profitieren. An der Untersuchung der University of Oxford nahmen 146 Corona-Patienten teil. Sie alle waren im Verlauf der zurückliegenden sieben Tage am Coronavirus erkrankt und berichteten zunächst über milde Symptome. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt.

  • Die eine Gruppe (73 Personen) erhielt die Standardtherapie mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Aspirin. 
  • Die andere Gruppe (73 Personen) wurde angewiesen bis zur Besserung der Symptome zwei Mal täglich je zwei Hübe Kortisonpulver mit einem Turbohaler zu inhalieren. Verwendet wurde das Glucocorticoid Budesonid.

Im Anschluss beobachteten die Forscher, wie viele Patienten in der Standard-Gruppe und wie viele Patienten in der Kortison-Gruppe in die Notaufnahme gehen mussten oder in ein Krankenhaus eingewiesen wurden. Bei der Gruppe, die lediglich Schmerzmittel eingenommen hatte, war dies bei zehn Personen der Fall; in der Budesonid-Gruppe erkrankte dagegen nur eine Person so schwer, dass sie in ein Krankenhaus gehen musste. Dies würde eine relative Risikoreduktion von rund 90 Prozent für einen schweren Verlauf nahelegen, schreiben die Forscher.

Auch bei weiteren Krankheitssymptomen waren die Budesonid-Probanden eher im Vorteil: Sie berichteten bereits nach sieben Tagen über eine Besserung der Symptome (Standard-Gruppe: acht Tage). Auch klagten sie etwas seltener über Fieber. 14 Tage nach Beginn der Symptome waren zudem mehr Probanden in der Budesonid-Gruppe symptomfrei als in der Kontrollgruppe. Nebenwirkungen wurden nur in Einzelfällen beobachtet: Vier Personen klagten über Halskratzen, eine Person berichtete über Schwindel. 

Lauterbach über Kortison-Studie

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach teilte die Ergebnisse auf Twitter und schrieb, es handele sich um eine "gut gemachte" Studie. Die Ergebnisse seien vermutlich auf die antientzündliche Wirkung des Kortisons in der Lunge zurückzuführen. Diese könne den Verfall der Lungenfunktion verhindern. "Zusätzlich sinkt wahrscheinlich sogar die Wahrscheinlichkeit für Long Covid, darauf deuten die Ergebnisse hin."

Insgesamt sei Budesonid über einen Zeitraum von sieben Tagen genommen worden, die Dosierung sei "nicht sehr hoch", so Lauterbach. Er kenne bereits einige Hausärzte, die diese Strategie verfolgten. "Ich würde dies als Hausarzt auf Grundlage der vorliegenden Daten, ohne Kontraindikation, auch tun."

Geringe Nebenwirkungen

Die Inhalation von Kortisonpräparaten gilt als nebenwirkungsarm. Bei regelmäßiger Nutzung kann es zu einem Pilzbefall der Mundschleimhaut kommen. Dem kann allerdings vorgebeugt werden, indem nach der Anwendung der Mund ausgespült wird.

Budesonid wäre damit nicht das erste Kortisonpräparat, dem eine Wirksamkeit bei der Behandlung von Covid-19-Patienten attestiert wurde. Bereits in der Vergangenheit zeigte sich, dass das Präparat Dexamethason die Sterblichkeit bei schwer erkrankten Covid-Patienten verringert. Das Mittel wird allerdings nicht inhaliert, sondern oral aufgenommen. 

Erste Berichte aus China und den USA hätten nahegelegt, dass Patienten mit Asthma oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD unter Covid-Patienten in Krankenhäusern deutlich unterrepräsentiert waren, schreiben die Oxford-Forscher. Auch sei bekannt, dass inhaliertes Kortison die Verschlimmerung einer bestehenden Asthma-Erkrankung durch Virusinfektionen verhindern kann. Um ihren Anfangsverdacht zu überprüfen, starteten die Forscher die Studie.

Finanziert wurde die Untersuchung unter anderem von der britisch-schwedischen Pharmafirma Astrazeneca. Diese habe jedoch keinerlei Einfluss auf das Studiendesign, die Daten-Analyse oder spätere Publikation genommen. Bei inhaliertem Budesonid handele sich um eine einfache, sichere und kostengünstige Behandlung, schreiben die Forscher im "Lancet". Nun gehe es darum, die Daten auch mit einer größeren Patientenanzahl zu überprüfen. 

Quelle:The Lancet – Respiratory Medicine / Lungenärzte im Netz

Quelle: Den ganzen Artikel lesen