Antibiotika beeinflussen spätere Immunantworten gegen Allergien
Wenn ungeborene Kinder oder Säuglinge Antibiotika ausgesetzt werden, die ihre Mütter einnehmen, scheint dies nachhaltige Auswirkungen auf die spätere Immunabwehr der Kinder zu haben. Die Exposition gegenüber Antibiotika verändert laut einer aktuellen Studie die Funktion des Immunsystems irreversibel.
Durch die frühzeitige Exposition gegenüber Antibiotika im Uterus und über die Muttermilch wird die Bildung nützlicher Darmbakterien und die Entwicklung der sogenannten T-Zellen beeinträchtigt, berichtet das Forschungsteam der Universität Zürich und der Rutgers University von seinen aktuellen Studienergebnissen. Veröffentlicht wurden diese in dem Fachmagazin „mBio“.
Antibiotika schaden der Darmflora
Es ist bereits bekannt, dass die Einnahme von Antibiotika in jungen Jahren die Darmmikrobiota (auch Darmflora) – Billionen von nützlichen Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben – stört, erläutern die Forschenden. Die Darmflora spiele ihrerseits bekanntermaßen eine entscheidende Rolle bei der gesunden Reifung des Immunsystems und der Vorbeugung von Krankheiten wie Fettleibigkeit und entzündlichen Darmerkrankungen.
Darmbakterien beeinflussen das Immunsystem
So haben beispielsweise kurzkettige Fettsäuren, die von bestimmten nützlichen Darmbakterien produziert werden, einen direkten Einfluss auf die sogenannte T-Zell-Antwort, die ihrerseits ein wichtiger Teil der Immunabwehr ist. Wie sich Veränderungen dieser Darmbakterien in frühen Lebensphasen auf die T-Zellen im Dickdarm auswirken, war bisher allerdings weitgehend unklar.
Auswirkungen an Mäusen untersucht
Anhand von Mäusen haben die Forschenden daher in ihrer aktuellen Studie untersucht, welche Auswirkungen die frühzeitige Antibiotika-Exposition auf die Entwicklung des Immunsystems hat. In dem Mausmodell erhielten die Muttertiere in den Wochen unmittelbar vor und nach der Geburt, Antibiotika, um zu überprüfen, wie sich mikrobiellen Gemeinschaften des Nachwuchses hierdurch verändern und welche Folgen das für die Entwicklung ihres Immunsystems hat.
Irreversibler Verlust regulatorischer T-Zellen
Es zeigte sich eine Reduzierung der nützlichen Bakterien mit erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des neonatalen Immunsystems. So könne die Exposition gegenüber Antibiotika in der Gebärmutter und im Säuglingsalter zu einem irreversiblen Verlust von regulatorischen T-Zellen im Dickdarm führen, die unter anderem eine wichtige Rolle bei Reaktion des Immunsystems auf Allergene im späteren Leben spielen, berichtet das Forschungsteam.
Auswirkungen nur im Darm feststellbar
„Die frühzeitige Exposition gegenüber Antibiotika im Uterus und über die Muttermilch stört die nützlichen Darmbakterien und beeinträchtigt die Entwicklung der T-Zellen“, fasst die Rutgers University die Studienergebnisse zusammen. Die beobachteten Effekte seien spezifisch für den Dickdarm gewesen und nicht in der Lunge, dem oberen Gastrointestinaltrakt oder der Milz aufgetreten.
Folgen bis ins Erwachsenenalter
„Wir konnten beobachten, wie die Nachkommen die durch Antibiotika beeinträchtigte Mikrobiota ihrer Mütter erwerben, was ihre Fähigkeit beeinträchtigt, einen Pool von CD41-T-Zellen im Dickdarm zu generieren und zu langfristigen Schäden führt“, erläutert Co-Autor Martin Blaser von der Rutgers Universitsy. „Die Folgen bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen und beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, allergische Reaktionen abzuschalten“, so Blaser weiter.
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