Wahrheit oder Mythos?: Verschluckt man im Schlaf wirklich Spinnen?

Für viele ist es eine schreckliche Vorstellung: Im Schlaf krabbelt eine Spinne in den Mund und man verschluckt sie unwissentlich. 

Tatsächlich gibt es eine Urban Legend, die genu das behauptet: bis zu acht Spinnen im Jahr soll jeder Mensch “essen”. Um herauszufinden, ob an dieser gruseligen Vorstellung wirklich etwas dran ist, hat das Portal ‘SELF’ mit zwei Experten gesprochen. 
 

Nur ein Mythos?

Der Insektenidentifikator und Ausbilder in der Abteilung für Insektenerforschung an der Penn State University, Michael Skvarla, gibt Entwarnung.

“Die Vorstellung, dass Spinnen in den Mund krabbeln, während man schläft, geschweige denn, dass man eine bestimmte Anzahl von Spinnen pro Jahr schluckt, ist ein Mythos”, erklärt er – und sorgt damit vermutlich bei vielen Menschen für Erleichterung, für die die Vorstellung, versehentlich Spinnen zu essen, ein echter Horror ist.

“Die Spinnenarten, die oft in Häusern leben, haben dort in einer Ecke ihr Netz und verlassen dieses ungern”, weiß Skvarla. Nur paarungswillige Männchen gehen für kurze Zeit auf Erkundungsreise.
 

Instinkt hält Spinnen von Menschen fern

Es gibt einige Arten, die ihre Beute jagen, statt sie in ihrem Netz zu fangen. Doch halten sie sich am liebsten an ruhigen Orten wie Schränken oder Kellern auf, nur selten in Bettnähe.

“Ein Bett ist kein ansprechender Ort, da es dort normalerweise keine Insekten gibt, welche Spinnen anlocken”, erklärt Skvarla. Für das achtbeinige Krabbeltier gibt es also keinen Grund, das Bett zu erkunden.

Da Spinnen auf verschiedene Arten die Anwesenheit einer Beute wahrnehmen, hält ihr Instinkt die Tiere von Menschen fern. Bewegt man sich im Schlaf und atmet, stellt diese Vibration nämlich eine große Ablenkung dar. 

Und selbst wenn eine Spinne sich tatsächlich in der Nacht zum Mund verrirrt, ist es trotzdem überaus unwahrscheinlich, dass man sie verschluckt. 
 

Spinnen zu verschlucken, ist anatomisch fast unmöglich

“Die Anatomie von Mund und Kehle und die Physiologie des Schlafens macht ein Verschlucken nahezu unmöglich”, erklärt Erich Voigt, Chefarzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der NYU Langone Health gegenüber ‘Self’.

Die erste Verteidigungslinie ist der Tastsinn: Wenn etwas über das Gesicht krabbelt, merkt man das auch im Schlaf und wischt es reflexartig weg.

Selbst wenn man das Krabbeln im Gesicht nicht bemerkt, wäre der Mund während des Schlafens geschlossen. Wenn er geöffnet ist, schnarcht man wahrscheinlich. 

Die dadurch erzeugte Vibration schreckt das Tier ab. Sollte jedoch auch das die Spinne nicht vertreiben und sie würde sich weiter bis in den Mund hineintasten, käme der Würgereflex zum Einsatz.

“Diese Kontraktion setzt ein, wenn sich etwas im Hals befindet, ohne dass man schluckt. Selbst wenn eine Spinne diesen Reflex nicht auslöst, würde man anfangen zu husten und sie so loswerden”, weiß Voigt. 

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Wenn eine überaus listige Spinne es doch durch in den Hals geschafft hat, würde die Speiseröhre sie stoppen. Denn der Schließmuskel am oberen Ende öffnet sich nur beim Kauen und Schlucken.

Wenn nun all diese unwahrscheinlichen Faktoren eintreten und man zudem beim Schlafen Speichel produziert, den man schlucken muss und eine Spinne genau in diesem Moment im Hals sitzt, könnte man sie theoretisch verschlucken. 

Wie diese Aufzählung an Zufällen zeigt, ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich. Es gibt also keinen Grund zur Sorge, eine oder gar mehrere Spinnen im Schlaf zu verschlucken. 

Cornelia Bertram

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