Krankheitsverlauf: Das Coronavirus mutiert – neuer Fall einer Zweitinfektion

Es ist der fünfte bekannte Fall eines Patienten, der sich erneut mit dem Coronavirus ansteckt, also eine sogenannte Reinfektion durchmacht.

In einer Studie des Fachmagazins ‘The Lancet Infektion Disease’ untersuchten Forschende einen jungen Mann aus dem US-Bundesstaat Nevada. Er wurde Mitte April positiv auf SARS-CoV-2 getestet, nachdem er die typischen Symptome zeigte: Husten, Kopfschmerzen, Rachenentzündung und Durchfall.

Der Krankheitsverlauf war eher mild, die Viruslast gering. Der 25-jährige Patient erholte sich in Quarantäne und wurde anschließend zweimal negativ auf das Virus getestet.

Nur wenige Wochen später steckte er sich Anfang Juni erneut an — der PCR-Test fiel ein zweites Mal positiv aus. Wieder war die Viruslast niedrig, doch waren die Symptome dieses Mal deutlich stärker und er musste mit Sauerstoff versorgt werden.

Das Coronavirus mutiert

Mittlerweile geht es dem betroffenen Patienten wieder gut. Er wurde aus dem Krankenhaus entlassen, weshalb Forschende der Reno School of Medicine jetzt untersuchen, wieso der Mann erneut erkrankte.

Beim Vergleich des Genoms, zeigte sich, dass sich der Mann vermutlich mit unterschiedlichen Vi­ren infiziert hatte.

Die Ergebnisse legen nahe, dass das Coronavirus mutiert haben muss.

Viren verbreiten sich, indem sie sich an Zellen andocken und so ihre Erbinformation an die Zellen weitergeben. Dadurch wird diese sogenannte Wirtszelle dazu gezwungen, diese Erbinformation weiterzugeben und neue Viren zu produzieren. Der Körper sabotiert sich sozusagen selbst.

Ähnliches scheint bei den mit Corona reinfizierten Fällen auch passiert zu sein. Bei der Analyse unterschied sich die Virusprobe der zweiten Erkrankung wesentlich von der ersten Erkrankung, so das Forscherteam aus Nevada.

Wenn ein Virus mutiert, passieren bei dieser Virenproduktion „Fehler“, wodurch sich die nachproduzierten Viren von dem Stammvirus unterscheiden.

Das ist in erster Linie weder gut noch schlecht, sondern ein normaler Vorgang, sagte Ralf Bartenschlager, Präsident der deutschen Gesellschaft für Virologie und Leiter der Abteilung für Molekulare Virologie an der Universität Heidelberg, gegenüber der ‘ARD’.

“Schließlich kenne man es bereits von den saisonalen Coronaviren, dass sich Patienten immer wieder infizieren und keine dauerhafte Immunität besitzen”, sagte der Virologe im Beitrag.

Deshalb müsse beispielsweise auch jedes Jahr für die Grippewelle ein neuer, angepasster Impfstoff entwickelt werden.

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Neben dem 25-Jährigen aus Nevada steckten sich auch Einzelpersonen aus Belgien, Hongkong, den Niederlanden und Ecuador an.

Die Patienten aus Ecuador und den USA erkrankten schwerer als beim ersten Mal, die Betroffenen aus Belgien und Hongkong weniger schwer.

Die Patientin aus den Niederlanden, die zeitgleich eine Chemotherapie durchmachte, verstarb, berichteten Forschende.

Erneute Ansteckung mit dem Virus stärker untersuchen

Trotz dieser Erscheinungen weisen die Forscher aus Nevada darauf hin, dass es sich bisher um Einzelfälle handelt. Wie so viele weitere Aspekte von COVID-19 müssen auch mögliche Reinfektionen weiterhin untersucht werden, um ein besseres Verständnis der Viruserkrankung zu bekommen.

Deshalb sollten selbst genesene Patienten weiterhin Schutzmaßnahmen ergreifen.

Wie das ‘Ärtzeblatt’ berichtete, bilden die meisten Corona-Patienten nach einer Infektion über mindestens drei Monate ausreichend Antikörper, um eine Reinfektion abzuwehren.

Quellen

  • The Lancet; R. L. Tillett et al. (2020): Genomic evidence for reinfection with SARS-CoV-2: a case study, abgerufen am 16.10.2020: https://www.thelancet.com/action/consumeSharedSessionAction?JSESSIONID=aaaMQDowiYiiRdbA3iRux&MAID=Ja4wVNjdcjLx7ifepyVX0w%3D%3D&SERVER=WZ6myaEXBLF%2B9vQ18y9JMw%3D%3D&ORIGIN=592149406&RD=RD
  • ARD, Tagesschau, Markus Grill (2020): Corona-Zweitinfektionen – Virologe glaubt nicht an Ausrottung des Virus, abgerufen am 16.10.2020: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-reinfektionen-101.html
  • Ärzteblatt (2020): Kasus: Zweite Infektion mit SARS-CoV-2 führte zu schwererer Erkrankung, abgerufen am 16.10.2020: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117363/Kasus-Zweite-Infektion-mit-SARS-CoV-2-fuehrte-zu-schwererer-Erkrankung?rt=4199bdd57dc48149753ae36c3eff277c

Mirjam Bittner

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