Lebenselixier für die einen, Krankheitsmacher für die anderen: Über den gesundheitlichen Nutzen von Milch sind sich Forscher uneinig. US-Forscher haben 100 Studien zur weißen Flüssigkeit miteinander verglichen – und mit sechs Mythen aufräumen können.
Wie gesund ist Milch? Das hängt auch davon ab, wen man fragt. Denn unter den Ernährungswissenschaftlern scheinen sich inzwischen zwei Lager gebildet zu haben: Die einen rühmen die weiße Flüssigkeit ob ihres hohen Anteils an Kalzium und wichtigen Nährstoffen.
Die anderen warnen dagegen vor gesundheitlichen Schäden durch einen zu hohen Milchkonsum. So sei das Lebensmittel etwa verantwortlich für Allergien, Entzündungen, Akne, Übergewicht, und steigere zudem das Risiko für Diabetes, Demenz und Darmkrebs. Dermatologin Yael Adler bezeichnete die Hauterkrankung Akne gar als „Zivilisationskrankheit der Milch-in-Massen und Latte-Macchiato-Generation“.
Nun mischen zwei Ernährungswissenschaftler der Harvard Medical School in Boston die Diskussion mit einer neuen Studie wieder auf – und wollen darin mit sechs Mythen über Milch aufräumen. Über ihre Erkenntnisse berichtete zunächst die „Ärztezeitung“.
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1.) Milch stärkt die Knochen und schützt vor Osteoporose
Milch, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), sei der Kalziumlieferant Nummer Eins – sie sorge für gesunde Knochen und schütze vor Osteoporose.
Doch was taugen die Empfehlungen? Die US-Wissenschaftler Walter Willett und David Ludwig haben 100 Studien zu Milch ausgewertet. Die Experten schlossen daraus, dass Milchkonsum allein nicht vor Osteoporose und Knochenbrüchen schütze. Zweifelhaft sei demnach auch, dass Kinder und Jugendliche besonders viel Kalzium aufnehmen müssten als Garant für eine lebenslange Knochengesundheit.
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Die Ernährungswissenschaftler verwiesen dabei auf eine Studie, die belegen konnte, dass der Kalziumhaushalt von Mädchen in der frühen Pubertät im gesunden Bereich war, selbst wenn diese am Tag weniger als 400 mg Kalzium aufgenommen hatten.
Grund dafür sei, dass der Körper die Absorption von Kalzium hochreguliere, wenn die über die Nahrung aufgenommene Zufuhr gering ist, wie die Experten erklären.
2.) Viel Milch senkt den Blutdruck
Das Max-Rubner-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, konstatiert: „Eine Reihe von Beobachtungsstudien in verschiedenen Ländern hat gezeigt, dass höherer Milchverzehr das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen nicht erhöht, sondern sogar senken kann.“ Dazu passe, so die Forscher weiter, dass ein höherer Verzehr von Milch und Milchprodukten sich günstig auf den Blutdruck auswirke, ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, heißt es weiter.
Solche Aussagen hielten die US-Wissenschaftler jedoch für fragwürdig. Denn: Man müsse bei diesen Studien immer beachten, dass der angebliche Effekt der Milch von dem Nahrungsmittel abhängt, mit dem sie verglichen werde.
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Wenn Milch etwa statt gesüßter Getränke oder rotem Fleisch verzehrt wird, ist es nicht verwunderlich, wenn die Ergebnisse für die Milch positiv ausfallen. Wenn Milchprodukte wiederum durch Nüsse, Gemüse oder Früchte ersetzt würden, sehe das Ergebnis vermutlich anders aus.
3.) Milch schützt das Herz
Weder der Konsum von Vollmilch noch fettarmer Milch steht Studien zufolge eindeutig in Zusammenhang mit der Häufigkeit koronarer Herzerkrankungen oder Schlaganfällen. Das Risiko einer Herzkreislauferkrankung mit Hilfe von Milch und Milchprodukten zu senken, sei höchstens für Menschen in einkommensschwachen Ländern sinnvoll, deren Nahrung einen hohen Stärkeanteil besitzt, erklären die Studienautoren Willett und Ludwig.
Bei ihnen könnte eine moderate Milchzufuhr aufgrund der darin enthaltenen Nährstoffe und der niedrigeren glykämischen Last zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen.
4.) Fettarme Milch ist gut für den Cholesterinspiegel
Fettarme Milch enthält weniger gesättigte Fettsäuren, wodurch der Cholesterinspiegel sinkt – so lautet eine gängige Ernährungsempfehlung. Willett und Ludwig betonen dagegen, dass der Nutzen einer solchen Strategie davon abhängt, wie der Kalorienbedarf stattdessen gedeckt wird.
Eine ersatzweise vermehrte Aufnahme von Kohlenhydraten senke zwar den LDL-Cholesterinspiegel, habe aber auch nachteilige Effekte, zum Beispiel einen Anstieg von Triglyzeriden und Inflammationsmarkern. Als Alternative schlugen die Wissenschaftler demnach vor, gesättigte durch ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen. Die Wirkung auf das LDL-Cholesterin sei dieselbe, die negativen Effekte allerdings würden ausbleiben.
5.) Milch verursacht Diabetes
Kuhmilchernährung im Säuglingsalter wird bisweilen mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes in Verbindung gebracht. Randomisierte Studien sprächen aber gegen diese Theorie. Andere wiederum liefern Hinweise dafür, dass der Konsum von Milchprodukten Typ-2-Diabetes vorbeugen kann. Doch auch hier sei der Zusammenhang fraglich, erläutern die Wissenschaftler.
6.) Fettarme Milch hilft beim Abnehmen
Wer auf sein Gewicht achten muss, sollte angeblich fettarme Milch trinken. Dem widersprechen die Experten ebenfalls: „Fettarme Milch scheint keine Vorteile gegenüber Vollmilch in Bezug auf die Gewichtskontrolle zu haben. Und bei Kindern spricht die verfügbare Evidenz dafür, dass diese auf lange Sicht eher zunehmen, wenn sie fettarme Milch statt Vollmilch trinken.“
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