Impflücken größer als gedacht

Die Masern-Impfquote ist in den vergangenen Jahren gestiegen– doch sie ist noch immer zu niedrig, um die Krankheit auszurotten und all jenewirksam zu schützen, die nicht geimpft werden können. Das betonteder Barmer-Vorstandvorsitzende Christoph Straub bei der Vorstellung des neuen Barmer-Arzneimittelreportsam heutigen Donnerstag. Der Kassenchef stellte zudem am Rande klar: Impfungen gehörenaus seiner Sicht klar in ärztliche Hände – und nicht in die Apotheke.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 2017schätzungsweise 110.000 Menschen weltweit an Masern gestorben – vor allemKinder unter einem Jahr. Nötig wäre das nicht: Es gibt schließlich einewirksame Impfung gegen die Infektionskrankheit. Dennoch gelingt es nicht, dieMasern zu eliminieren. Die Impfquoten sind dafür noch zu niedrig. Das zeigen aktuelle Daten, die die Barmer am heutigen Donnerstag vorgestellt hat.

„Impfungen bei Kindern und Jugendlichen“ bilden dieses Jahr den Schwerpunkt des alljährlich erscheinenden Arzneimittelreports der Barmer. Und die Kasse rühmt sich bei ihrer Datenanalyse einerbesonderen Genauigkeit. Während beispielsweise bei Schuleingangsuntersuchungen,auf die auch das Robert-Koch-Institut (RKI) zurückgreift, nur auf die Angabenim (eventuell gar nicht vorhandenen) Impfpass referieren können, konnte die Krankenkasse die Daten aller bei ihr versicherten Kinder analysieren– egal, ob es einen Impfpass gibt oder eine Bereitschaft besteht, an einerUmfrage teilzunehmen.  Und so fallen dieZahlen dramatischer aus als bislang. 

Nur knapp 90 Prozent der Schulanfänger sind vollständig geimpft

Die Daten von 45.700 Schulanfängern, die 2017 bei der Barmerversichert waren, zeigten, dass bei keiner wichtigen Infektionskrankheit wieMasern, Mumps oder Röteln ausreichend Kinder immunisiert waren. Die Impfquotenlagen laut Kasse durchweg unter 90 Prozent. Im Alter von zwei Jahren  waren lediglich 75,3 Prozent vollständiggegen Masern geimpft, im Alter von vierJahren 85,9 Prozent und mit sechs Jahren 88,8 Prozent. Im gleichen Bereichbewegen sich die Quoten für Mumps und Röteln – schließlich wird im Regelfallmit einem Kombinationsimpfstoff geimpft. Einen Einzelimpfstoff für Masern gibtes hierzulande gar nicht. 

Es gibt auch deutliche regionale Unterschiede bei denImpfquoten. Sie waren bei den Zweijährigen des Jahrgangs 2015 in Brandenburg,Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holsteinvergleichsweise hoch und in Baden-Württemberg, Bayern, Bremen und Thüringenhingegen gering. In Bayern waren zudem 5,3 Prozent der Zweijährigen gegen gar keineder 13 wichtigsten Infektionskrankheiten geimpft, für die es eineSTIKO-Impfempfehlung gibt. In Brandenburg traf dies nur auf 2,2 Prozent derKleinkinder zu. Bei den Sechsjährigen sah es ähnlich aus: In Bayern waren 3,5Prozent der Sechsjährigen des Jahrgangs 2011 überhaupt nicht geimpft, inBrandenburg waren es nur 1,2 Prozent.


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