Zwar sind die neu gemeldeten Corona-Fälle in Deutschland rückläufig, befinden sich aber noch auf einem hohen Niveau. Wurde die erste Omikron-Welle in der Bundesrepublik noch durch die Untervariante BA.1 ausgelöst, gehen aktuell fast 90 Prozent der Neuansteckungen auf das Konto der Untervariante BA.2, wie der aktuelle Wochenbericht des Robert Koch-Instituts zeigt.
Forschende aus Großbritannien machen nun auf drei neue Virusvarianten aufmerksam. Dabei handelt es sich um Mischvarianten, Rekombinationen genannt, aus Omikron-Subtypen beziehungsweise Delta und einer Omikron-Untervariante. Der jüngste Bericht der britischen UK Health Security Agency (UKHSA) geht dabei vor allem auf die Omikron-Rekombination XE ein. Wie gefährlich sind die neuen Virusvarianten und was ist bisher über sie bekannt?
XE ist eine Rekombination aus den Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2. Sie hat zusätzlich drei neue Mutationen. Das erste Mal wurde diese Variante am 19. Januar 2022 in Großbritannien nachgewiesen. Im Bericht der UKHSA wurden 637 Fälle von XE bis zum 22. März 2022 in England nachgewiesen, insgesamt wurde die Rekombination 763-mal erfasst. Forschende fanden sie vor allem in London, im Südosten Englands und in Ostengland. Bisher macht Omikron XE nur einen marginalen Teil der Infektionen aus, nicht mal ein Prozent der Corona-Infektionen im Berichtszeitraum.
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Doch die Daten aus Großbritannien liefern erste Hinweise, dass Omikron XE sich noch schneller ausbreiten könnte als die bisherigen Varianten: Während sich die anfängliche berechnete Wachstumsrate von Omikron XE nicht wesentlich von BA.2 unterschied, sei die Rate nun deutlich höher gewesen. Um 9,8 Prozent übertraf die neue Variante BA.2, heißt es im Bericht der UKHSA. Die Forschenden verwendeten Daten vom 16. März 2022. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass XE um 10 Prozent ansteckender ist als die Untervariante BA.2.
Rekombination XE – mehr Daten nötig
"Die Rekombination Omikron XE hat eine variable Wachstumsrate. Wir können aber noch nicht bestätigen, ob sie einen echten Wachstumsvorteil hat. Bisher gibt es noch zu wenige Beweise, um Schlussfolgerungen zu Übertragbarkeit, Schweregrad oder Wirksamkeit des Impfstoffs zu ziehen", sagt Susan Hopkins, leitende medizinische Beraterin der UKHSA. Die britische Gesundheitsbehörde werde die Sars-CoV-2-Varianten weiter genau überwachen. Bisher beobachtet die WHO die neue Rekombination weiter unter Omikron und betrachtet sie auch noch nicht als besorgniserregende Variante. Dies wird sich nicht ändern, bis "signifikante Unterschiede bei der Übertragung und den Krankheitsmerkmalen gemeldet werden".
Das Risiko, dass neue Varianten einschließlich Rekombinationen auftreten, stuft die WHO nach wie vor als hoch ein. Zu einer solchen Rekombination kann es kommen, wenn eine Person gleichzeitig mit zwei oder mehr Varianten infiziert wird. Es kommt zu einer Vermischung des genetischen Materials der Coronaviren im Körper der infizierten Person. "Rekombinationen sind nichts Ungewöhnliches, insbesondere wenn mehrere Varianten im Umlauf sind, und im Verlauf der Pandemie wurden bisher mehrere identifiziert", erklärt Susan Hopkins. Doch die meisten Rekombinationen können sich nicht gegen die vorherrschenden Varianten des Coronavirus durchsetzen und so sterben die meisten Varianten relativ schnell ab.
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Bisher wenige Fälle von XD und XF
Neben Omikron XE erwähnt die britische Gesundheitsbehörde zwei weitere Rekombinationen in ihrem Bericht – XD und XF. Beide sind Kombinationen aus genetischem Material der Omikron-Untervariante BA.1 und Delta. XD wurde bisher nicht in Großbritannien nachgewiesen (Stand des Berichts: 22. März 2022). Weltweit sind 49 Fälle dokumentiert, die meisten davon in Frankreich, vereinzelt ist die Rekombination auch in Dänemark und Belgien aufgetaucht.
Die Variante wird trotz der sehr begrenzten Ausbreitung von der WHO beobachtet. Bisher gebe es keine Hinweise dafür, dass XD leichter übertragbar ist als andere zirkulierende Varianten, schreibt die WHO in ihrem wöchentlichen Bericht. In Großbritannien wurden 39 Fälle von Omikron XF identifiziert, seit Mitte Februar gab es aber keine neuen Fälle.
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