Neue Coronavirus-Variante in Frankreich entdeckt – was über die Mutante bekannt ist

Omikron hat sich seit Ende November weltweit ausgebreitet und gilt auch in einigen europäischen Staaten als dominant. Was man bisher weiß: Das Virus ist infektiöser als vorhergehende Varianten, verursacht aber wohl mildere Infektionsverläufe als etwa Delta. Dennoch bedroht die Mutante nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch die kritische Infrastruktur, wenn zu viele Menschen sich parallel infizieren. Einige Länder, darunter die USA, haben bereits eine kürzere Quarantänedauer für Infizierte ohne Symptome auf den Weg gebracht.

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In Frankreich, wo Omikron Delta bereits verdrängt hat und nun dominiert, meldeten Wissenschaftler kürzlich eine neue Virusvariante. Wie das Institut für Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum in Marseille (IHU) bereits im Dezember per Twitter mitteilte, wurde das Virus bei einigen Patienten entdeckt. Bislang wird die neue Variante B.1.640.2 genannt. Zahlreiche Medien berichten aktuell über sie. 

Virusvariante weist 46 Mutationen auf

Wie aus einem Preprint der Wissenschaftler aus Marseille hervorgeht, wurde B.1.640.2 bei zwölf Corona-Patienten in Südfrankreich nachgewiesen. In den Proben entdeckten die Forscher "atypische Mutations-Kombinationen". Die Wissenschaftler vermuten, dass die neue Virusmutation ihren Ursprung in Kamerun hat und von einem Reiserückkehrer nach Frankreich eingeschleppt wurde. In ihrer Studie identifizierten die Forscher 46 Mutationen, von denen einige das Spike-Protein des Virus betreffen.

Wie die Forscher mitteilen, weist die neue Variante zudem bereits bekannte Mutationen auf. N501Y wurde unter anderem bereits in der Alpha-Variante nachgewiesen und sorgt dafür, dass das Virus besser an den menschlichen Zellen andocken kann. Die zweite Mutation E484K wird in der Fachwelt als "Escape-Mutation" bezeichnet und befindet sich am Spike-Protein. Sie macht das Virus unempfindlicher gegen bereits gebildete neutralisierende Antikörper und wurde unter anderem bereits in der Beta-Variante des Coronavirus nachgewiesen.

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Ob von dem Virus eine größere Gefahr als von bisherigen Varianten ausgeht, ist aktuell allerdings vollkommen offen. Auch die Frage, ob das Virus die vielerorts vorherrschende Omikron-Variante verdrängen könnte, lässt sich aktuell nicht beantworten. Allerdings werten die Wissenschaftler die im Preprint veröffentlichten Daten als "ein weiteres Beispiel für die Unvorhersehbarkeit des Auftretens von Sars-CoV-2-Varianten und deren Einschleppung in ein bestimmtes geographisches Gebiet aus dem Ausland".

Variante könnte künftig kaum eine Rolle spielen

Dass Viren mutieren, ist nicht überraschend. "Mutationen stehen an der Tagesordnung. Es ist mehr oder weniger jetzt dem Zufall geschuldet, dass von dieser Mutation berichtet wurde, denn es entstehen andauernd viele weitere Mutationen, von denen man gar nichts mitbekommt", sagt etwa der Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Christoph Specht gegenüber RTL. Nicht von jeder Mutante geht automatisch eine Bedrohung für die Bevölkerung aus.

Ob B.1.640.2 wirklich besorgniserregend sein wird, könne man zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, so Specht. Wie sich B.1.640.2 in Bezug auf das Infektionsgeschehen, die Verbreitung und die Impfungen verhalte, sei "noch völlig unklar". Auch habe die Weltgesundheitsorganisation WHO B.1.640.2 noch nicht entsprechend ihres Klassifikationssystems eingestuft. Dies zeige, dass der Mutante bisher kaum Bedeutung zugeschrieben wurde. 

Das Klassifikationssystem der WHO sieht folgende Stufen vor:

  • Zu dem besorgniserregenden Varianten ("Variants of Concern") zählen etwa Omikron und Delta. Derartige Varianten zeichnen sich beispielsweise durch eine hohe Infektiosität aus, oder aber sie können dem Immunschutz durch Impfungen besser als andere Varianten entgehen.
  • Zu den Varianten von Interesse ("Variants of Interest") zählen weniger bekannte Mutanten wie etwa Lambda oder Mu. Sie weisen Veränderungen in ihrem genetischen Code auf, die in Zusammenhang mit bestimmten kritischen Eigenschaften stehen – etwa einer erhöhten Übertragbarkeit. Ob diese Eigenschaften auch tatsächlich auf diese Varianten zutrifft, muss allerdings erst noch weiter untersucht werden. 
  • Zu den Varianten unter Beobachtung ("Variants under Monitoring") zählt etwa die bretonische Mutante vom März letzten Jahres. Nach Definition der WHO handelt es sich hierbei um Viren, die genetische Veränderungen aufweisen, deren Auswirkungen jedoch aufgrund einer mangelnden Datengrundlage noch nicht genau bestimmt werden können.

Ob sich die neue Variante durchsetzen und weiter verbreiten wird, ist nach Ansicht des Experten vollkommen offen. Er verweist auf fehlende Daten. Nach seiner Einschätzung könnte die Variante auch "schnell wieder verschwinden". Fakt sei aber, dass Omikron nicht die letzte Mutante sein werde: "Nach Omikron werden weitere Mutationen entstehen. Omikron – und eventuell auch die neue Mutation – werden nicht die letzten Varianten sein, die entdeckt werden."

Quellen: Preprint IHU, "Le Figaro", Sud Ouest, Weltgesundheitsorganisation, La Depeche.fr, RTL, C News,

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