Deutschland
Die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca werden vorerst ausgesetzt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach am Montag von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme", um gesundheitliche Komplikationen in seltenen Fällen wissenschaftlich zu überprüfen. Die meisten Bundesländer kündigten daraufhin an, die Impfungen mit Astrazeneca unverzüglich einzustellen. Bereits vereinbarte Termine sollten in vielen Fällen abgesagt werden.
Spahn erläuterte, die Entscheidung gehe auf sieben Fälle zurück, bei denen Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung stünden. "Es ist sehr selten aufgetreten", sagte er und wies darauf hin, dass hierzulande mittlerweile über 1,6 Millionen Impfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff verabreicht wurden.
Den vorläufigen Stopp empfohlen hatte das zuständige Paul-Ehrlich-Institut. Bei der Analyse neuer Daten sehe man eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Thrombosen in Hirnvenen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit Astrazeneca, so das Institut. Die Daten würden von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) weiter analysiert und bewertet.
Kampf gegen Corona
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Dänemark
Den Anfang bei den Impfstopps machte Deutschlands nördlicher Nachbar. Die Impfungen mit dem Mittel wurden vergangene Woche für zunächst 14 Tage gestoppt. Hintergrund waren mehrere Fälle von Blutgerinnseln bei geimpften Personen, darunter ein Todesfall.
Schweden
Nach Deutschland, Dänemark und mehreren weiteren EU-Ländern setzt auch Schweden die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorsorglich aus. Man pausiere den Einsatz des Impfstoffs des britisch-schwedischen Unternehmens, bis die Untersuchung der EMA zu vermuteten Nebenwirkungen des Mittels abgeschlossen sei, teilte die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten am Dienstag mit. "Der Entschluss ist eine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Staatsepidemiologe Anders Tegnell.
Norwegen
Nach einer Reihe von schweren Blutgerinnseln bei Geimpften hatte Norwegen am vergangenen Donnerstag als eines der ersten Länder die Impfungen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt. Am Samstag meldeten die Behörden drei weitere "schwere Fälle", die Betroffenen waren demnach jünger und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Auch bei ihnen war unklar, ob die Impfung der Auslöser war.
Am Montag meldeten die Gesundheitsbehörden, dass ein Mensch nach der Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca gestorben sei. Eine Pflegerin, die jünger als 50 Jahre alt war, starb nach Angaben der Gesundheitsbehörden an einer Hirnblutung. Sie sei nach ihrer Impfung ins Krankenhaus gekommen, doch sei noch unklar, ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gebe.
Island
Nach den Impfstopps in Dänemark und Norwegen beschloss auch Island vergangene Woche, den Gebrauch des Präparats von Astrazeneca vorübergehend zu stoppen.
Zypern
Der EU-Inselstaat Zypern setzt vorübergehend die Corona-Impfungen mit Mitteln des Herstellers Astrazeneca aus und will 50.000 Dosen des russischen Präparats Sputnik V kaufen. "Dies (den Kauf) werden wir machen, sobald die Impfstoffe aus Russland von den europäischen Gesundheitsbehörde genehmigt sind", sagte Regierungssprecher Kyriakos Koushios am Dienstag im Staatsrundfunk (RIK). Eine Sprecherin des zyprischen Gesundheitsministeriums sagte im RIK, die Aussetzung der Astrazeneca-Verimpfungen gelte, bis eine Analyse der EMA zeige, wie es weitergehen soll.
Luxemburg
Auch das Benelux-Land hat Impfungen mit Astrazeneca vorerst pausiert. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, bis die Analyse der EMA vorliege, teilte das luxemburgische Gesundheitsministerium am Montagabend mit. Hintergrund sind Meldungen von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung mit dem Präparat.
Niederlande
Die Niederlande haben Impfungen für zwei Wochen ausgesetzt. Dies geschehe auf der Grundlage "neuer Informationen", teilte Gesundheitsminister Hugo de Jonge am späten Sonntagabend mit. Nach Angaben des Ministeriums wurden in den Niederlanden bisher keine Fälle von schweren Nebenwirkungen bekannt.
Portugal
Portugal entschied am Montag, als "Vorsichtsmaßnahme" die Verabreichung des Impfstoffs auszusetzen, wie die Leiterin der Gesundheitsbehörde, Graça Freitas, mitteilte. Die Impfungen sollen bis zu einer neuen Empfehlung der EMA pausieren.
Impfungen vorerst ausgesetzt
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Spanien
Das Mittelmeerland hat am Montag die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca vorsorglich ausgesetzt. Der Impfstoff werde nicht eingesetzt, bis die EMA und der Sicherheitsausschuss der Behörde (PRAC) einen detaillierten Bericht über die gemeldeten Fälle von Thrombosen der Hirnvenen nach Impfungen mit dem Astrazeneca-Präparat vorgelegt habe, sagte Gesundheitsministerin Carolina Darias.
Frankreich
Frankreich wolle bis zur Einschätzung der EMA den Impfstoff erstmal nicht mehr einsetzen, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag. Es handle sich um eine "Vorsichtsmaßnahme", und es bestehe die Hoffnung, dass die Impfungen mit Astrazeneca schnell wieder aufgenommen werden könnten.
Italien
Die Verwendung werde vorsorglich und vorübergehend eingestellt, bis eine Entscheidung der EMA vorliege, hieß es in der Mitteilung der italienischen Arzneimittel-Agentur Aifa am Montag.
In Italien waren in der vergangenen Woche und am Wochenende Menschen gestorben, die zuvor mit dem Vakzin von Astrazeneca geimpft worden waren. Die Aifa hatte die Verwendung der betreffenden Chargen zunächst gestoppt. Italienische Experten hatten das Corona-Vakzin zuletzt weiter für sicher befunden. Sie hatten auch betont, dass es zwar einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Todesfällen gegeben habe, jedoch kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen wurde.
Lettland
Auch in Lettland entschieden die Gesundheitsbehörden, die Verabreichung des Astrazeneca-Impfstoffs vorerst zu stoppen. Es handle sich um eine auf maximal zwei Wochen befristete "Vorsichtsmaßnahme", erklärten die Behörden des baltischen Staats.
Bulgarien
Trotz schnell steigender Corona-Zahlen ist in Bulgarien am Freitag ein vorübergehender Impfstopp für Dosen von Astrazeneca angeordnet worden. Der Chef der Arzneimittelagentur in Sofia, Bogdan Kirilow, verfügte, dass die dem Lande bereits gelieferten Mengen des Impfstoffs von Astrazeneca blockiert werden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Zuvor hatte Regierungschef Boiko Borissow die Einstellung der Impfungen mit Astrazeneca-Dosen angeordnet. Die Verimpfung werde wegen Bedenken bei Nebenwirkungen, die in anderen Staaten und auch in Bulgarien angemeldet wurden, bis zur Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur ausgesetzt.
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Irland
Auch Irland setzt die Impfungen mit Corona-Impfstoff von Astrazeneca wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen aus. Das für Impfungen zuständige Beratungskomitee NIAC empfahl am Sonntag, die Impfungen vorübergehend zu stoppen, wie der stellvertretende Chef der irischen Gesundheitsbehörde, Ronan Glynn, mitteilte. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme.
Thailand
Das südostasiatische Land hatte die Impfungen mit Astrazeneca am vergangenen Freitag zunächst verschoben. Nun ließen sich der thailändische Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha und Mitglieder seines Kabinetts am Dienstag mit dem Präparat des Herstellers Astrazeneca impfen.
"Es wurde verifiziert, dass es durch den Astrazeneca-Impfstoff keine schlechte Reaktion gibt", sagte der Regierungschef. "Die Impfungen beginnen heute mit dem Kabinett und Regierungsbeamten, die in engen Kontakt mit einer großen Anzahl von Menschen kommen." Gleichzeitig solle dies aber auch das Vertrauen der breiten Öffentlichkeit in den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens stärken.
Venezuela
Angesichts gesundheitlicher Komplikationen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung will Venezuela den Corona-Impfstoff von Astrazeneca nicht genehmigen. "Die Vizepräsidentin Delcy Rodríguez hat mitgeteilt, dass Venezuela aufgrund der nachteiligen Auswirkungen in der Welt keine Erlaubnis für die Verwendung des Impfstoffs von Astrazeneca erteilen wird", schrieb das Außenministerium in Caracas auf Twitter in der Nacht auf Dienstag.
Österreich
Österreich hatte bereits am Montag vergangener Woche die Verwendung einer einzelnen Charge des Astrazeneca-Impfstoffs mit der Nummer ABV5300 gestoppt. Damit reagierte das EU-Land auf den Tod einer 49-jährigen Krankenschwester, bei der ein paar Tage nach ihrer Impfung schwere Gerinnungsstörungen aufgetreten waren. Einen generellen Impfstopp gibt es bislang aber nicht. Auch andere damit belieferte Länder wie Estland und Litauen legten die Charge vorsorglich auf Eis.
Litauen wolle vorerst aber weiter an dem Impfstoff von Astrazeneca festhalten. Noch gebe es keine Schlussfolgerungen, dass das Vakazin ungeeignet sei oder Nebenwirkungen hervorrufe, die direkt mit der Impfung zusammenhängen, sagte Regierungschefin Ingrida Simonyte am Dienstag im litauischen Rundfunk.
Rumänien blockte Impfstoff der Charge mit der Nummer ABV2856. Zuvor hatte Italien die Nutzung dieser Charge am Donnerstag vorsorglich untersagt.
Weitere Länder, die die Impfungen mit Astrazeneca vorsorglich vertagt oder ausgesetzt haben, sind Slowenien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo.
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