Rheumapatienten: Welche Risiken bestehen bei schweren COVID-19-Verläufen?

Das Online-Register „Covid19-rheuma.de“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Experten der Universität Gießen gibt Antworten auf die Frage, ob Rheumapatienten bei einer SARS-CoV-2-Infektion besonderen Risiken ausgesetzt sind und welche Rolle dabei die Rheumamedikation spielt. In dem Internetportal werden COVID-19-Krankheitsverläufe von Patienten mit Rheuma dokumentiert. Eine erste wissenschaftliche Auswertung der Registerdaten ist nun in der Fachzeitschrift RMD Open erschienen.

Sind Rheumapatienten bei einer SARS-CoV-2-Infektion besonderen Risiken ausgesetzt und welchen Einfluss hat dabei die Rheumamedikation? Mit diesem Thema haben sich Experten der Universität Gießen gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) schon wenige Wochen nach dem Auftreten von COVID-19 in Deutschland auseinandergesetzt. Dazu haben die Initiatoren das Online-Register „Covid19-rheuma.de“ geschaffen. In dieser Datenbank werden COVID-19-Krankheitsverläufe von Patienten mit Rheuma dokumentiert. Die Fachzeitschrift RMD Open veröffentlicht nun eine erste wissenschaftliche Auswertung der Registerdaten. Sie definiert Risikofaktoren für schwere Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion in Zusammenhang mit einer rheumatischen Grunderkrankung, wie die DGRh am heutigen Freitag informierte. 

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Die krankheitstypische, gegen körpereigene Gewebe gerichtete Immunaktivität bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bindet die Kapazitäten des Immunsystems und stellt eine permanente Belastung für das Immunsystem des Patienten dar. Dies kann zu einer erhöhten Infektneigung führen, insbesondere bei einer aktiven und unbehandelten Erkrankung. In diesem Zusammenhang weist Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-Koops, ehemaliger Präsident der DGRh und Leiter der Rheumaeinheit am Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, darauf hin, dass auch die Arzneimittel, die zur Rheumatherapie eingesetzt werden, die Abwehrkraft herabsetzen können.

Große Unsicherheit bei Ärzten und Rheumapatienten

Zu Beginn der Corona-Pandemie habe es daher sowohl bei den Rheumapatienten als auch bei den behandelnden Ärzten eine große Verunsicherung über entsprechende Risikofaktoren gegeben, teilt die DGRh mit. „Das wichtigste Ziel des Registers war und ist es daher, rheumabezogene Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf zu identifizieren sowie valide und evidenzbasierte Empfehlungen für die Behandlung von Rheumapatienten während der Pandemie zu geben.“

Innerhalb der Analyse werteten die Experten einen COVID-19-Verlauf als schwer, wenn der jeweilige Patient stationär in eine Klinik aufgenommen werden musste. Innerhalb dieser Gruppe der hospitalisierten Patienten wurde dann noch zwischen Erkrankten unterschieden, die invasiv beatmet werden mussten und solchen, die ohne diese Maßnahme auskamen. „Von den insgesamt 468 registrierten Patienten mussten 136 hospitalisiert werden, 26 benötigten eine Beatmung“, fasst die korrespondierende Autorin der Publikation, Privatdozentin Dr. med. Anne C. Regierer vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), die Ergebnisse zusammen, die sie gemeinsam mit Dr. med. Rebecca Hasseli, der ärztlichen Koordinatorin des Registers aus der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim, analysiert hat.

Alter und Begleiterkrankungen hohe Risikofaktoren

Die Expertinnen fanden zudem heraus, dass als unabhängiger Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf besonders das Alter von Bedeutung ist: Über 65-Jährige hatten ein 2,24-mal, über 75-Jährige sogar ein fast viermal so hohes Hospitalisierungsrisiko wie jüngere Patienten. Auch die Art und Anzahl der zusätzlichen Begleiterkrankungen beeinflusse den Verlauf der Erkrankung deutlich. „Besonders häufig waren Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen oder Lungenerkrankungen wie einer ILD (Interstitial Lung Disease) oder COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen“, so die Autorinnen der Publikation. Für Asthma-Patienten hingegen habe sich kein erhöhtes Hospitalisierungsrisiko gezeigt.

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