Die Zahl der an das Robert Koch-Institut übermittelten Influenzafälle liegt zuletzt bei knapp 18.000 (Stand: 25.2.2020) und ist im Vergleich zur Vorwoche leicht gesunken. Zeitgleich steigt die Zahl der Covid-19-Fälle. Die Unsicherheit bei vielen Menschen: Wie lässt sich die neuartige Lungenkrankheit von der Grippe unterscheiden? Und wie gefährlich ist die Infektion? Eine Übersicht.
Wenn es um die Krankheit Covid-19 geht, sind viele Fragen offen. Sicher ist: Überall gibt es weniger Coronavirus-Patienten als Grippeerkrankte. Zudem haben Experten die große Hoffnung, dass es sich bei Covid-19 ebenfalls um ein Winterphänomen handelt.
Der Virologe Alexander Kekulé von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg erklärte in den „Tagesthemen“: Die meisten Erkältungserreger verschwinden, sobald es wieder wärmer wird. So sei es möglich, „dass die Welle abschwappt, bevor sie in Deutschland richtig zuschlägt.“
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So unterscheiden sich die Symptome des Coronavirus und der Grippe
Tatsächlich ähneln sich die Symptome der beiden Infektionen sehr.
- Husten
- Kurzatmigkeit/Atemnot
- Gliederschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
- Fieber
- Schnupfen
- Kopfschmerzen
Gesundheitsamts-Chef erklärt, wie Sie sich gegen Corona schützen können
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Viele Menschen haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Auch Durchfall ist möglich. Dass Coronavirusinfizierte keinen Schnupfen haben, weil vor allem die unteren Atemwege betroffen sind, hat sich inzwischen als falsch herausgestellt.
Insofern lässt sich an Corona denken, wenn die Betroffenen Kontakt zu Menschen aus Risikogebieten hatten. Einen Verdacht kann anschließend ein Test verifizieren und die Infektion von der Grippe unterscheiden.
So ansteckend sind Corona- und Grippeviren
Corona:
Wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich noch immer nicht gesichert angeben. Klar ist, dass sich das Virus durch Tröpfcheninfektion – etwa beim Husten und Sprechen – verbreitet. Und Experten wissen inzwischen auch, dass der Erreger deutlich infektiöser ist als anfangs angenommen: Denn das Coronavirus vermehrt sich auch im Rachenbereich. Bei den oberen Atemwegen ist der Ansteckungsweg deutlich kürzer, als wenn ein Erreger erst aus der Lunge heraus und in die Lunge eines anderen Menschen hineingelangen muss.
Zudem weisen erste Ergebnisse darauf hin, dass das Virus auch über das Verdauungssystem und zumindest einige Tage über Oberflächen verbreitet werden kann. Ein bisher unterschätztes Risiko sei womöglich, dass in Stuhlproben von Patienten in der Initialphase einer Covid-19-Erkrankung „durchaus relevante Mengen“ des Erregers nachweisbar seien, hatte etwa Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, erklärt.
In welchem Umfang auch weitgehend oder ganz symptomfreie Menschen infektiös sein können, ist noch offen.
Grippe:
Auch Grippeviren vermehren sich im Rachen und gelangen per Tröpfcheninfektion beim Husten, Sprechen oder Händeschütteln von einem Patienten zum nächsten. Einmal eingeatmet infizieren die Erreger etwa die Atemwegsorgane.
Grippeviren sind hochvirulent. Das heißt, bereits kleine Virenmengen lösen eine Influenza aus. In den Zellen, die sie befallen, vermehren sie sich rasant: Bis zu 100.000 neue Viren produzieren sie an einem Tag, sodass schnell weitere Zellen infiziert werden.
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So lange sind Corona- und Grippeviren ansteckend
Corona:
Ein entscheidendes Protein an der Oberfläche des neuartigen Corona-Erregers (Sars-CoV-2) bindet 10- bis 20-mal stärker an menschliche Zellen als das beim Sars-CoV-Erreger der Fall ist. Das zeigt eine Untersuchung im Fachmagazin „Science“. Das erklärt möglicherweise, warum es so viel ansteckender ist.
Die Inkubationszeit – der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen – beträgt zwei bis 14 Tage. Darum werden Verdachtsfälle aktuell zwei Wochen isoliert. Wie lange Menschen bereits ansteckend sind, bevor die Krankheit ausbricht, ist bisher nicht klar. Aus diesem Grund diskutieren Experten bereits einen längeren Zeitraum von 27 Tagen. Auch wie lange Patienten nach den ersten Symptomen ansteckend bleiben, ist noch ungewiss. dpa Das neue Coronavirus 2019-nCoV
Grippe:
Influenza hat eine Inkubationszeit von nur ein bis zwei Tagen. Schon währenddessen und ohne erste Krankheitszeichen sind Grippe-Patienten ansteckend. Sie bleiben es danach bis zu einer Woche.
Dann werden die Infektionen lebensbedrohlich
Sowohl die Erreger der Grippe als das Coronavirus können tief in die Atemwege eindringen. Dann können Betroffene eine Lungenentzündung bekommen, die lebensbedrohlich werden kann.
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Corona:
Durch die neuartige Lungeninfektion können außerdem weitere Komplikationen auftreten. Dazu zählen Atemstillstand, Multiorganversagen oder Sepsis (Blutvergiftgung).
Solch lebensbedrohliche Auswirkungen treffen laut Informationen von Chinas Gesundheitsbehörde knapp fünf Prozent der Infizierten. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln schwere Symptome wie Atemnot. In der weit überwiegenden Zahl der Fälle – der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent – zeigen Menschen, die unter Covid-19 leiden, nur milde Symptome.
Grippe:
Die Influenza-Erreger schädigen die Atemschleimhäute und schwächen gleichzeitig das Immunsystem. Darum sind Grippekranke anfälliger für Infekte anderer Art etwa durch Bakterien. So können Nasennebenhöhlenentzündungen und Mittelohrentzündungen die Folge sein.
Darüber hinaus kann eine Grippe das Herz-Kreislauf-System schädigen, zu einem Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge) oder einem Kreislaufschock führen.
„Das neue Virus ist wesentlich gefährlicher als die Grippe“, meint der Virologe Alexander Kekulé und fordert die Gesundheitsbehörden auf, das Problem nicht länger zu verharmlosen.
Wer sich vor dem Coronavirus – vor allem aber auch anderen, in Deutschland nach Experteneinschätzung deutlich wahrscheinlicheren Infektionen der Atemwege schützen will, sollte allgemeine Hygieneregeln einhalten. Diese sind bei allen Atemwegsinfekten gleich.
- Häufig Händewaschen mit Wasser und Seife. Antimikrobielle Zusätze sind in der Regel nicht notwendig. Auch die Temperatur des Wassers spielt keine Rolle.
- Mindestens 20 Sekunden Händewaschen.
- Nach dem Waschen die Hände gründlich abtrocknen.
- Abstand halten zu Menschen, die niesen oder husten und selbst Einwegtaschentücher benutzen. Nach dem Husten, Niesen und Naseputzen sollte man sich zudem möglichst umgehend die Hände waschen.
Wie läuft ein Test auf SARS-CoV-2 ab?
Zunächst nimmt der Arzt einen Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum, erklärt die Berliner Charité das Prozedere. Die Proben würden dann im Labor mittels eines bestimmten molekularbiologischen Tests, dem sogenannten Reverse-Transkriptase-PCR, auf das SARS-CoV-2-Virus hin getestet.
Der Test selbst dauere etwa 4 bis 5 Stunden. Allerdings müssten zusätzliche Zeiten für den Transport der Proben eingerechnet werden. Das Labor der Charité in Berlin führe solche Tests täglich durch, erklären die Virusspezialisten weiter. Gesundheitsministerium Ist Ihnen noch etwas unklar? Stellen Sie hier Ihre Fragen zu Covid-19
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