Das Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Firma Wilke Wurstwaren in Twistetal-Berndorf geschlossen. Grund dafür sind zwei Todesfälle, die mit Produkten der Firma in Zusammenhang stehen. Die Wahrscheinlichkeit liegt laut Robert-Koch-Institut bei 99,6 Prozent, dass die Todesfälle auf Listerien in Pizzasalami und einer Brühwurst des Unternehmens zurückzuführen sind. Nun hat das Unternehmen Insolvenz beantragt. Die weiteren Entwicklungen im News-Ticker.
Foodwatch prangert an: Wilke-Wurst-Produkte in Kölner Klinik am Feiertag weiter ausgegeben
15.14 Uhr: Der Rückruf von Wurstprodukten des Herstellers Wilke aufgrund einer möglichen Belastung mit gefährlichen Listerien hat sich zunächst nicht ausreichend verbreitet. So wurden nach Informationen von Foodwatch in der Reha-Einrichtung “UniReha“ des Universitätsklinikums Köln noch am Feiertag (3. Oktober) zum Frühstück vom Rückruf betroffene Wilke-Produkte an Patienten ausgegeben. Dies sei der Verbraucherorganisation von mehreren voneinander unabhängigen Quellen berichtet.
Für die Essensausgabe sei nach Kenntnis von Foodwatch nicht das Uniklinikum, sondern ein Caterer verantwortlich. Es müsse nun geklärt werden, ob beziehungsweise wann dieser die Informationen über den Rückruf erhalten hatte.
Die Verbraucherorganisation hat noch ein weiterer Hinweis über den angeblichen Weiterverkauf von Wilke-Produkten nach dem öffentlichen Rückruf erreicht, konnte dies jedoch noch nicht verifizieren.
“Wir erwarten von den hessischen Behörden eine Auskunft zu der Frage, ob die von Wilke belieferten Unternehmen direkt über den Rückruf informiert wurden. Das ist dringend geboten, damit Großküchen, Restaurants, Wursttheken oder Krankenhäuser die möglicherweise gesundheitsgefährdenden Produkte nicht weiter verbreiten“, erklärte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker.
Dass zwei Tage nach Schließung der Produktion von Wilke das Unternehmen und die zuständigen Behörden noch immer keine Listen der Verkaufsstellen und der vom Rückruf betroffenen Produkte und Marken vorlegen könnten, ist laut der Verbraucherorganisation “ein handfester Skandal“.
Wilke-Wurstprodukte gingen doch unter anderem Namen in den Handel
Update: 4.10.19, 14.54 Uhr: Entgegen der Darstellung von Behörden wurde offenbar doch Fleisch des wegen Keimen geschlossenen Wurstherstellers Wilke unter anderem Namen verkauft. Man habe alle Produkte der Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH aus dem Sortiment genommen, sagte eine Sprecherin des Großhändlers Metro am Freitag. Darunter seien auch Metro-Eigenmarken gewesen. Behörden hatten zuvor in anderen Produkten von Wilke mehrfach Listerien-Keime nachgewiesen. Sie bringen zwei Todesfälle in Südhessen damit in Verbindung.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg als Aufsichtsbehörde hatte am Mittwoch noch erklärt, es gebe keine Wilke-Waren unter anderem Namen. Daher sei keine Liste der Produkte nötig, die aktuell weltweit zurückgerufen werden. Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert das und hatte erklärt, dass Wilke auch der Hersteller einiger Produkte sei, die Metro unter der Eigenmarke "Aro" vertreibe.
Metro betonte, auf eigene Initiative tätig geworden zu sein. Bereits am Mittwoch habe man vor Eintreffen des Rückrufs alle Wilke-Produkte aus den Regalen genommen und die Kunden direkt informiert. Metro nehme zudem bei Eigenmarken zusätzliche Stichproben. Dabei sei Wilke in den vergangenen sechs Monaten nicht auffällig gewesen.
Was bisher bekannt ist
Stand 4.10.19, 14.30 Uhr: Was bisher Wie die "Hessisch-Niedersächsische Allgemeine" (HNA) berichtet, handelt es sich bei den Toten um zwei ältere Menschen aus Hessen. 37 weitere Erkrankungen sollen durch Wilke-Produkte ausgelöst worden sein, schreibt die Zeitung. Alle Produkte der Firma – mit Ausnahme der Vollkonserven – werden weltweit zurückgerufen. Wilke beliefert in Deutschland vor allem Restaurants und Großküchen aber auch Supermärkte. Dazu schickt die Firma ihre Waren laut "HNA" auch in zahlreiche Länder außerhalb Europas. 200 Mitarbeiter sind von der Schließung des 80 Jahre alten Unternehmens betroffen. Der zuständige Landrat sagt dem Blatt: "Wie es für die Mitarbeiter weiter geht, ist völlig unklar." Es habe aber keine andere Option gegeben.
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Wilke hat Insolvenzverfahren beantragt
Das Unternehmen ist außerdem in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wilke habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.
Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei vor mehr als 80 Jahren zurück. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf seiner Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.
Das saarländische Verbraucherministerium hat nun bestätigt, dass Wilke auch Kunden im Saarland beliefert hat. Das berichtet der "SR". Detailangaben, an wen Wilke geliefert hat, gebe es noch nicht.
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