Wann ist der Spuk vorbei? Hoffen auf Ende der Corona-Pandemie im Frühjahr

Nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie fragen sich viele Menschen erschöpft: Wie lange noch? Vielleicht noch ein halbes bis Dreivierteljahr, meint der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). "Ich gehe davon aus, dass im Frühjahr 2022 Schluss sein wird mit Corona", sagte Andreas Gassen der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Bis dahin wird die Impfquote noch einmal etwas höher liegen, vor allem nimmt aber auch die Zahl der Genesenen mit Antikörpern zu. Einschränkungen werden dann wohl gänzlich unnötig werden."

Der Epidemiologe Klaus Stöhr geht davon aus, dass die Corona-Pandemie in Deutschland nach dem Winter vorüber ist. "Ab dem Frühjahr werden wir eine dramatische Entspannung der Situation erleben", sagte Stöhr dem "Münchner Merkur" (Samstag). "Die Pandemie ist dann vorbei. Im Sommer wird trotz einiger Infektionen wieder absoluter Normalzustand herrschen."

Neue Normalität


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Experten sehen Ende der Pandemie im nächsten Jahr

Die steigenden Corona-Infektionszahlen seien bislang zwar "eine erwartbare Entwicklung" und "kein Grund zur Aufregung", sagte Stöhr. Allerdings müsse man sich Sorgen um die mehr als vier Millionen ungeimpften über 60-Jährigen in Deutschland machen: "Die sind für das Virus noch voll empfänglich", sagte Stöhr. "Das reicht im Winter aus für eine dramatische Zunahme von schweren Verläufen und Einweisungen in die Krankenhäuser. Darüber muss man sich Sorgen machen und hier den Impffortschritt verbessern." Deshalb müssten Auffrischungsimpfungen und eine bessere Impfquote in der Pflege "Priorität werden".

Und auch die Immunologin Christine Falk sagte in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur: "Ich sehe das tatsächlich so, dass wir durch sind' im nächsten Jahr." Die Frage sei allerdings, zu welchem Preis. "Gleichwohl muss ich sagen, dass einfach Zahlen mit über 10.000 pro Tag etwas sind, was mir schon Sorge macht, weil wir davon ausgehen können, dass es eben doch dann Menschen gibt, die schwerer erkranken." Falk appellierte, sich impfen zu lassen.

Der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Florian Hoffmann, rechnet ab 2022 mit Impfstoffen auch für Säuglinge. "Wir gehen fest davon aus, dass es ab kommendem Jahr Impfstoffe für alle Altersklassen geben wird, sogar zugelassen bis hin zu Neugeborenen", sagte der Kinderarzt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). Aktuell liefen verschiedene Studien von Biontech und Moderna, zum Teil sogar mit Säuglingen. Einen Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren erwarte er bereits Ende dieses Jahres, so Hoffmann. Diese Gruppe werde voraussichtlich eine reduzierte Impfstoffdosis bekommen.

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Gassen sagte aber auch, im Herbst würden die Infektionszahlen noch einmal steigen. Die Zahl schwerer Erkrankungen werde allerdings deutlich unter der des letzten Winters bleiben.

Der Sieben-Tage-Wert der Covid-19-Krankenhausaufnahmen je 100.000 Einwohner steigt seit Wochen langsam an. Am Mittwoch gab das Robert Koch-Institut (RKI) ihn mit 1,81 an. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der Wert spiegelt die Infektionslage aber nur merklich verzögert wider, da zwischen einer Infektion und der Krankenhauseinweisung im Schnitt zehn Tage vergehen.

Diskussion über Auffrischungsimpfungen

Inzwischen haben viele Bundesländer mit Auffrischungsimpfungen für Senioren und Immungeschwächte begonnen. In der Regel ist es für sie die dritte Corona-Spritze, zu verabreichen frühestens nach sechs Monaten. Ärztepräsident Klaus Reinhardt kritisierte das Vorpreschen ohne eine entsprechende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Zwar spreche theoretisch einiges für eine solche sogenannte Boosterimpfung, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). Es fehlten aber noch aussagekräftige Studien, ob, für wen und wann sie nötig sei. "Da ist also von der Politik eine Erwartungshaltung bei den Patienten geschürt worden, die viele Ärztinnen und Ärzte ohne eine wissenschaftlich fundierte Impfempfehlung nicht bedienen wollen."

Die Stiko plant eine Empfehlung zeitnah, wie ihr Chef Thomas Mertens am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur gesagt hatte. Die Aufarbeitung der vorliegenden Daten sei in vollem Gange. Auf ein genaues Datum könne er sich aber noch nicht festlegen.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen warf der Bundesregierung eine unklare und verspätete Strategie für die Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 vor. "Zwar wurde ein Anspruch auf Auffrischungsimpfungen in der neuen Impfverordnung verankert, aber die konkrete Impfstrategie ist völlig unklar und selbst angesichts der vierten Welle im Sommer nicht vorbereitet worden", sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Die Bundesregierung hat es verpasst, frühzeitig systematisch Daten für Deutschland zu erheben, für wen und wann sogenannte Booster-Impfungen zwingend sinnvoll sind."

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung: "Ich befürchte, dass jetzt viele mit einer dritten Impfung versehen werden, die davon nicht profitieren, während diejenigen, die sie dringend benötigen würden, sie nicht bekommen."

Umstrittene 2G-Regelung


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Was bringt 2G?

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sprach sich gegen "2G"-Begrenzungen aus, also Angebote nur für Geimpfte und Genesene. Dies sei "weder sozial noch medizinisch sinnvoll", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Diese Art der Beschränkung werde wenig bewirken. "Es ist doch nicht so, dass Menschen, die nicht geimpft oder genesen sind, nur noch frustriert alleine zu Hause sitzen und kein soziales Leben mehr haben", erklärte er. "Wir würden lediglich mehr unkontrollierte und unkontrollierbare Ausbrüche im privaten Bereich haben, die dann auch nicht getestet werden."

Hamburg hatte am Wochenende das bislang bundesweit einmalige "2G"-Modell eingeführt: Veranstalter und Wirte können nur geimpfte und genesene Gäste einlassen und sind dann weitgehend von den bisherigen Corona-Einschränkungen befreit. Alternativ können sie auch Getestete einlassen, dann aber mit begrenzter Gästezahl und anderen Auflagen.

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