Herzschwäche bei Diabetes wird oft übersehen
In Deutschland gibt es immer mehr Diabetiker. Bei Betroffenen kann es zu zahlreichen Folgeerkrankungen kommen. Häufig bedingt Diabetes im Laufe der Zeit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, wie eine chronische Herzschwäche. Doch die verminderte Herzleistung wird oft nicht erkannt. Das kann gefährlich werden.
Über drei Millionen Bundesbürger leiden an Herzschwäche
Gesundheitsexperten zufolge leiden mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland an einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Als Folge dieser Erkrankung ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Dies führt unter anderem zu Atemnot, Abnahme der Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Wassereinlagerungen in den Beinen. Die Herzkrankheit kann auch tödlich enden. Dennoch wird sie offenbar häufig nicht erkannt, wie Experten nun berichten.
Frühzeitiges Sterberisiko
Zwar steigt für Menschen mit Diabetes durch Herzinsuffizienz das Risiko, früher als andere zu versterben und häufiger im Krankenhaus zu landen.
Doch es scheint, dass die verminderte Herzleistung nicht immer erkannt wird.
Darauf deuten zumindest aktuelle Daten hin, die den Behandlungsalltag in Deutschland und Österreich widerspiegeln, wie die Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker) in der Deutschen Diabetes Stiftung in einer vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlichten Mitteilung berichtet.
Erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz bei Diabetes
Während internationale Studien belegen, dass Diabetes bei Herzinsuffizienz (englisch: Heart Failure – HF)-Patienten in 25 bis 40 Prozent auftritt und das Risiko für HF bei Diabetes mellitus zweifach erhöht ist, liegt die Prävalenz in einer kürzlich publizierten Auswertung des Registers DPV (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation) bei 5,1 Prozent.
Für die im Fachmagazin „Diabetic Medicine“ veröffentlichte Studie wurde der Datenpool von fast 290.000 in DPV registrierten Patienten mit Typ-2-Diabetes im Behandlungszeitraum 2010 bis 2015 untersucht.
Ziel der Auswertung war die Erfassung der HF-Prävalenz mittels ICD (International Classification of Diseases)-Codierung und die Analyse der Behandlungssituation auf der Basis der standardisierten Dokumentation mit multizentrischer Beteiligung.
Den Angaben zufolge dokumentieren im DPV-Register über 400 Behandlungseinrichtungen, vorwiegend aus Deutschland und Österreich, diabetesrelevante Patientendaten.
Unentdeckt und unbehandelt
„Dass die Häufigkeit der Herzinsuffizienz in der DPV-Analyse mit knapp über 5 Prozent deutlich geringer war als erwartet, könnte in der reinen Erfassung über ICD-Code begründet sein“, sagte Studien-Koautor Professor Diethelm Tschöpe, Vorsitzender der Stiftung DHD.
Laut den Experten könne man nicht sicher davon ausgehen, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes im Zeitraum von 2010 bis 2015 gezielt auf HF untersucht worden sind.
Wahrscheinlicher sei, dass eine aktive Diagnostik vielfach gefehlt habe, „zumal die Herzinsuffizienz als prognostisch bedeutsame Komplikation bei Diabetes erst in den letzten drei Jahren breit akzeptiert in den Fokus gerückt ist“, so Tschöpe.
Die klinische Erfahrung würde derzeit aber noch zeigen, dass die Herzinsuffizienz und vor allem die Frühstadien der HF bei Patienten mit Diabetes oft unentdeckt und unbehandelt bleiben.
Längere Erkrankungsdauer
Den Angaben zufolge stieg in der DPV-Auswertung der Anteil von Diabetes-Patienten mit HF erwartungsgemäß mit dem Lebensalter an, wobei mehr Frauen betroffen waren als Männer.
Zudem wiesen herzinsuffiziente Diabetiker eine längere Erkrankungsdauer mit gestörtem Glukosestoffwechsel auf.
Sie wurden häufiger als Patienten ohne HF mit Insulin behandelt, ihr HbA1c-Wert lag niedriger und der BMI (Body Mass Index) war höher.
Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen wurden bei herzinsuffizienten Patienten mit Diabetes intensiver therapiert. (ad)
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