Profisportler litt monatelang an rätselhaften Beschwerden- es war der Zahnstocher

Auftretende Beschwerden machen Mediziner zunächst ratlos

Ein Profisportler leidet nach einer Mahlzeit unter Übelkeit, Durchfall und Fieber. Die Beschwerden werden schließlich so stark, dass Lebensgefahr besteht. Am Ende entdecken Mediziner den überraschenden Ursprung seiner gesundheitlichen Probleme. Dabei handelt es sich um einen einfachen Zahnstocher.

Die Ärztinnen und Ärzte des Massachusetts General Hospital untersuchten die merkwürdigen Beschwerden eines Profisportlers und kamen zu einem überraschenden Befund. Sie veröffentlichten ihren Fallbericht in dem englischsprachigen Fachblatt „New England Journal of Medicine“.

Bei dem außergewöhnlichen medizinischen Fall eines Profisportlers fanden Mediziner schließlich einen Zahnstocher im Darm, welcher zu Schmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen führte. (Bild: Wellnhofer Designs/fotolia.com)

Profisportler erkrankt auf Trainingsreise

Auf einer Trainingsreise entwickelte ein Profisportler nach der Einnahme einer Mahlzeit Übelkeit, Durchfall und Fieber. Der Betroffene im Alter von 18 Jahren suchte daraufhin eine Notaufnahme auf, um sich genau untersuchen zu lassen. Mediziner tasteten seinen Bauch ab und machten CT-Aufnahmen. Einige Stunden später wurde der Sportler ohne Befund in sein Hotel zurückgeschickt. Im Laufe der nächsten zwei Wochen verschwanden die Bauchschmerzen, Fieber und Durchfall wieder, nur eine leichte Übelkeit blieb. Der Betroffene verreiste erneut mit seinem Team und trainierte auch wieder mit geringer Intensität. Schließlich traten die Schmerzen abermals auf, diesmal strahlten sie vom rechten unteren Viertel des Bauches in den Rücken aus. Außerdem sammelte sich Blut im Stuhl des Patienten. Die Körpertemperatur stieg auf 39,7 Grad und der Appetit des Betroffenen stellte sich ein. Wenige Tage später suchte der Sportler erneut die Notaufnahme eines US-Krankenhauses auf.

Schmerzen treten immer wieder auf

Beim Abtasten des Bauchs durch die Ärzte reagierte der Sportler an den schmerzenden Stellen sehr empfindlich. Trotzdem fühlte sich das Gewebe für die Experten eigentlich weich und gesund an. Die Blutwerte des Betroffenen waren normal, allerdings raste das Herz etwas. Durch MRT-Bilder wurde den Medizinern ein Blick auf die Organe ermöglicht. Auch hier deutete nichts auf einen Notfall hin, also schickten die Ärzte den Patienten wieder nach Hause. Nur wenige Tage später verschlechterte sich der Zustand des Mannes rapide. Bei dem Patienten sollte noch am Abend eine Darmspiegelung durchgeführt werden, dafür nahm er die nötigen Abführmittel ein. Kurz darauf zeigten sich jedoch große Mengen Blut im Stuhl, zusätzlich leidet er unter Schüttelfrost und Bauchschmerzen. Zum dritten Mal in drei Wochen muss der Mann eine Notaufnahme aufsuchen.

Leidet der Sportler unter einer Infektion?

Bei der Ankunft wirkte der Sportler benommen. Eine Untersuchung ergab, dass ein Lymphknoten in der rechten Leistengegend vergrößert war. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf eine Infektion. Also wurden Blutproben und Stuhlproben genommen und für eine Untersuchung ins Labor geschickt. Gegen Abend hatte der Mann bereits mehr als 40 Grad Fieber und die Muskeln des Betroffenen versteiften sich. Der Puls begann zu rasen und der Patient machte einen verwirrten Eindruck. Scheinbar litt der Mann unter einer schweren Infektion, also werden ihm Antibiotika verabreicht. Eine Rückmeldung des Labors zeigte schließlich, dass in den Blutproben tatsächlich Stäbchenbakterien vorhanden waren, welche im Verdauungstrakt vorkommen und zu den häufigsten Erregern lebensgefährlicher bakterieller Blutvergiftungen zählen. Diese Bakterien werden als Klebsiella Pneumoniae bezeichnet. Obwohl der Patient bereits Antibiotika einnahm, stieg das Fieber am nächsten Tag auf 40,6 Grad an, zusätzlich versteiften sich erneut die Muskeln des Patienten.

Ärzte finden Zahnstocher im Darm

Die Ärzte begannen mit einer Darmspiegelung. Die Sicht der kleinen Kamera im Körper des Patienten verschleierte sich bereits nach kurzer Zeit durch Blut. Die Experten spülten die Flüssigkeit weg und entdeckten so das lebensbedrohliche Problem des Patienten. Im Dickdarm des Mannes steckte ein hölzerner Zahnstocher, etwa 25 Zentimeter vom After entfernt.

Verschiedene aufgenommene Fremdkörper können zu gefährlichen Wunden im Darm führen. In den meisten Fällen fällt den Betroffenen ihr Problem überhaupt nicht auf und nur die wenigstens Patienten können sich daran erinnern, dass sie überhaupt einen Fremdkörper verschluckt haben. Das gesundheitliche Risiko durch verschluckte Zahnstocher ist dabei extrem hoch. Bei insgesamt 136 Fällen mit verschluckten Zahnstochern durchstachen diese in 79 Prozent der Fälle die Darmwand. In zehn Prozent der Fälle führte ein solcher verschluckter Zahnstocher sogar zum Tod des Patienten.

Zahnstocher wurde entfernt

Die Mediziner entfernten den Zahnstocher direkt, allerdings mit sehr schwerwiegenden Folgen für den Patienten. Durch die Entfernung des Zahnstochers strömte das Blut pulsierend in den Darm. Natürlich versuchten die Experten auf der Stelle die Wunde zu verschließen, die Blutung blieb allerdings trotzdem bestehen. Dies führte dazu, dass sofort eine Notoperation durchgeführt werden musste. Die erstellten Röntgenbilder zeigten deutlich, dass Blut aus der rechten gemeinsamen Beckenarterie in den Dickdarm ausströmt. Der 18 Jahre alte Patient befandet sich in akuter Lebensgefahr. Eine sofortige Operation am Darm musste durchgeführt werden, bei der der verletzte Teil des Gefäßes entfernt wurde. Die dabei entstandene Lücke musste wieder verschlossen werden, dafür nutzen die Experten eine Vene aus dem Bein des Patienten.

Patient konnte erst nach sieben Monaten wieder am Profisport teilnehmen

Der Betroffene erholte sich schnell und konnte bereits nach einer Woche das Krankenhaus verlassen. Zunächst durfte der Sportler sechs Wochen lang nur Spaziergänge durchführen, bis Gefäße und Darm so weit verheilt waren, dass Aqua- und Ergometer-Training möglich wurde. Danach folgte Training mit Jogging-Einheiten, Sprints und Krafttraining. Es dauerte insgesamt sieben lange Monate, bevor der Sportler sich wieder von dem Zwischenfall mit dem Zahnstocher erholt hatte und wieder am Profisport teilnehmen konnte. (as)

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