Mehr Schmerzen durch Cannabis?
Wie wirkt sich Cannabis auf die Schmerzempfindlichkeit aus? Vielfach wird Cannabis in der Schmerztherapie eingesetzt, doch könnte die Schmerzempfindlichkeit durch Cannabis langfristig steigen und die anwendenden Personen daher immer höhere Dosen benötigen, die zu einer Art Sucht führen, so die Befürchtung in der Fachwelt.
Bei einer kürzlich durchgeführten Studie der University of British Columbia und des International Cannabis and Cannabinoids Institute stellten die Forschenden nun fest, dass regelmäßiger Gebrauch von Cannabis nicht die Schmerzempfindlichkeit zu erhöhen scheint. Die Ergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Clinical Journal of Pain“ publizert.
Cannabis zur Behandlung chronischer Schmerzen
Das generelle Interesse am Einsatz von Cannabinoiden zur Linderung chronischer Schmerzen hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen. So werden vermehrt Cannabinoid-Medikamente eingesetzt, die sich bei der Behandlung von chronischen Schmerzen als wirksam erwiesen haben. Die Forschenden suchten nun nach Unterschieden in der Schmerzintensität und der Schmerztoleranz von Menschen, die häufig Cannabis konsumieren, im Vergleich zu nicht Cannabis konsumierenden Menschen.
Viele Menschen nutzen Cannabis zur Schmerzlinderung
Eine Umfrage unter Menschen, die aus medizinischen Gründen Cannabis nutzten, ergab, dass mehr als die Hälfte der befragten Personen Cannabis zur Schmerzlinderung verwendete. Doch sei die Studienlage zur Wirksamkeit von Cannabinoidtherapien bei chronischen Schmerzen bisher unsicher.
Erhöhte Schmerzempfindlichkeit durch Opioide
Eine Behandlung mit Cannabis könnte helfen, Schmerzen zu bekämpfen, ohne dabei ähnliche schwerwiegende Folgen wie Opioide zu haben. Angesichts der zunehmenden Nutzung von Schmerzmitteln auf Cannabisbasis ist es erleichternd zu sehen, dass bei Cannabinoiden kein ähnliches Muster festgestellt wurde, berichten die Forschenden.
Opioide können Hyperalgesie auslösen
Der Effekt der Nutzung von Cannabis ist anders, als es bei Opioiden der Fall ist, bei denen ein anhaltender Konsum Menschen schmerzempfindlicher machen kann. Die Verwendung von Opioiden kann zu Sucht, einer Überdosierung und Hyperalgesie führen, wodurch die betroffene Person schmerzempfindlicher wird. Menschen mit Hyperalgesie könnten die Dosis des Opioids erhöhen, um die auftretenden Schmerzen zu kontrollieren, was das Suchtrisiko weiter erhöht, berichten die Forschenden. Das Ausmaß, in dem Cannabinoide eine Hyperalgesie auslösen, wurde bisher jedoch nicht bestimmt.
Hyperalgesie durch Cannabis?
Für die Studie wurden Teilnehmende rekrutiert, die mehr als dreimal pro Woche Cannabis konsumierten, sowie Personen, die überhaupt kein Cannabis konsumierten. Die Teilnehmenden wurden einem Test unterzogen, bei dem sie eine Hand und einen Unterarm für eine längere Zeit in eisiges Wasser tauchten. „Dabei stellte sich heraus, dass Cannabiskonsum nicht dasselbe Risiko für eine Hyperalgesie birgt wie Opioidkonsum“, erklärt Studienautorin Michelle St. Pierre in einer Pressemitteilung.
Warum das Ergebnis so wichtig ist
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der häufige Cannabiskonsum nicht mit einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Schmerzen verbunden zu sein scheint, wie sie bei einer Opioidtherapie auftreten kann”, erklärt die Expertin weiter. Dies sollte bei der Auswahl der Optionen zur Schmerzbehandlung berücksichtigt werden. Diese Ergebnisse sind vor allem vor dem Hintergrund neuerer Berichte über eine Opioid-Überverschreibung und hohe Schmerzraten in der Bevölkerung von großer Bedeutung, fügt St. Pierre hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Quelle: Den ganzen Artikel lesen