Wie sich Einsamkeit auf das Rauchen auswirkt
Einsamkeit scheint es betroffenen Menschen schwerer zu machen, mit dem Rauchen aufzuhören, und einsame Menschen fangen auch eher mit dem Rauchen an. Dies könnte gerade in Zeiten von COVID-19 dazu führen, dass mehr Menschen als üblich zur Zigarette greifen.
Bei einer aktuellen Untersuchung unter der gemeinsamen Leitung der Tobacco and Alcohol Research Group (TARG) der School of Psychological Science in Bristol und der Abteilung für Psychiatrie des Amsterdamer UMC-Krankenhauses in den Niederlanden wurde festgestellt, dass Einsamkeit die Wahrscheinlichkeit des Rauchens erhöht. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Addiction“ veröffentlicht.
Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Rauchen
Die Ergebnisse von zahlreichen Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Substanzmissbrauch gibt. Es war allerdings schwierig einzuschätzen, ob Einsamkeit zu Substanzmissbrauch führt oder ob Substanzmissbrauch zu Einsamkeit führt, berichtet die Forschungsgruppe.
Studie verwendete Mendelsche Randomisierung
Durch die Anwendung einer neuartigen Forschungsmethode (Mendelsche Randomisierung) fand das Team heraus, dass Einsamkeit offenbar zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit des Tabakkonsums führt. In diesem Forschungsbereich wurde die Methode bisher noch nie angewandt. So führte die aktuelle Untersuchung zu völlig neuen Ergebnissen.
Wie wirkt sich Einsamkeit auf das Rauchen aus?
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Es konnten Beweise dafür gefunden werden, dass Einsamkeit zu vermehrtem Rauchen führt beziehungsweise die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass betroffene Personen mit dem Rauchen anfangen, mehr Zigaretten rauchen und nicht mit dem Rauchen aufhören, berichten die Forschenden.
Führt COVID-19 zu mehr Rauchen?
Die oben genannten Ergebnisse spiegeln auch die während der Covid-19-Pandemie beobachteten Trends wider. Beispielsweise scheinen in Großbritannien 2,2 Millionen Menschen mehr zu rauchen als zuvor, berichten die Forschenden.
Fördert Rauchen Einsamkeit?
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Es gab allerdings auch Hinweise dafür, dass der Beginn des Rauchens die Einsamkeit der einzelnen Person erhöht. „Unsere Feststellung, dass Rauchen auch zu mehr Einsamkeit führen kann, ist zaghaft, aber sie steht im Einklang mit anderen neueren Studien, die das Rauchen als Risikofaktor für schlechte psychische Gesundheit identifiziert haben. Ein potenzieller Mechanismus für diese Beziehung ist, dass Nikotin aus Zigarettenrauch Neurotransmitter wie Dopamin im Gehirn stört”, erläutert die leitende Autorin Dr. Jorien Treur vom UMC Amsterdam in einer Pressemitteilung.
Rauchen Hauptursache für vermeidbare Todesfälle
Rauchen ist die Hauptursache für vermeidbare vorzeitige Todesfälle. Wenn einsame Menschen häufiger mit dem Rauchen anfangen und es schwerer finden, damit aufzuhören, erleiden sie mit größerer Wahrscheinlichkeit durch das Rauchen verursachten Schaden, beispielsweise in Form schwerwiegender Erkrankungen wie Krebs, Herz- und Atemwegserkrankungen.
Menschen brauchen Unterstützung beim Rauchstopp
Die aktuelle Forschungsarbeit unterstreicht die Notwendigkeit, rauchende Personen beim Rauchstopp zu unterstützen, besonders, wenn diese unter Einsamkeit leiden. Solche Unterstützung sollte nicht nur auf den Rauchstopp ausgerichtet sein, sondern auch die Reduzierung auftretender Einsamkeit umfassen.
Rauchen und COVID-19
Zu wissen, ob es einen kausalen Effekt der Einsamkeit auf das Rauchen gibt, ist die Basis, um betroffenen Menschen zu helfen. Und die Bedrohung durch COVID-19 wird bei vielen Menschen die Einsamkeit verstärken. So ist es besonders wichtig, die Zusammenhänge zwischen dem Rauchverhalten und der Einsamkeit zu verstehen. „Unsere Studie befasst sich zwar nicht mit den Auswirkungen von Einsamkeit und sozialer Isolation als Folge der Pandemie, aber sie kann etwas Licht auf die Folgen der Einsamkeit im Allgemeinen werfen”, erklärt Studienautor Dr. Robyn Wootton.
Erhöht Einsamkeit den Alkoholkonsum?
Das Team untersuchte auch den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Konsum von Alkohol und Alkoholmissbrauch. Allerdings konnten keine eindeutigen Beweise für einen kausalen Zusammenhang festgestellt werden. (as)
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