Ein längeres Leben durch sportliches Training?
Sogenanntes hochintensives Training (HIT) kann bei älteren Menschen die physische und die psychische Lebensqualität verbessern und hat offenbar auch positve Effekte auf die Lebenserwartung.
Hochintensives Training scheint bei älteren Menschen mit einer erhöhten Lebenserwartung verbunden zu sein, berichten Forschende der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) von ihren aktuellen Studienergebnissen. Veröffentlicht wurden diese in dem englischsprachigen Fachblatt „BMJ“.
Auswirkungen von HIT auf die Lebenserwartung?
Die Ergebnisse der „Generation-100-Studie“ zeigen, dass ein regelmäßiges Training mit hoher Intensität neben der Erhöhung der Fitness auch einen zusätzlichen positiven Effekt hat, welcher die Lebenserwartung betrifft. Von den meisten 70- bis 77-Jährigen in Norwegen werden 90 Prozent die nächsten fünf Jahre überleben. Bei der Generation-100-Studie überlebten diesen Zeitraum dagegen mehr als 95 Prozent der 1500 Teilnehmenden, berichten die Forschenden.
Teilnehmende wurden in drei Gruppen aufgeteilt
Die Teilnehmenden wurden im Jahr 2012 zu Beginn der Studie zufällig auf drei verschiedene Trainingsgruppen aufgeteilt. Eine Gruppe machte zweimal wöchentlich hochintensive Trainingsintervalle nach der 4X4-Methode, während die zweite Gruppe angewiesen wurde, an zwei Tagen in der Woche 50 Minuten lang mit konstanter, moderater Intensität zu trainieren. Die Teilnehmenden konnten wählen, ob sie allein trainieren oder an einem Gruppentraining mit Anleitung teilnehmen wollten.
Wie trainierte die Kontrollgruppe?
Der dritten Gruppe diente als Kontrollgruppe. Diesen Personen wurde geraten, nach den Empfehlungen der norwegischen Gesundheitsbehörden zu trainieren. Der Gruppe wurde kein organisiertes Training unter der Schirmherrschaft der Generation-100 angeboten. Die Teilnehmenden wurden jedoch zu regelmäßigen Gesundheitschecks und Fitnessbeurteilungen hinzugezogen.
Starke positive Auswirkungen auf die Lebensqualität
„Sowohl die physische als auch die psychische Lebensqualität war in der Hochintensitätsgruppe nach fünf Jahren besser als in den beiden anderen Gruppen. Hochintensives Intervalltraining hatte auch den größten positiven Effekt auf die Fitness”, berichtet Studienautorin Dorthe Stensvold in einer Pressemitteilung.
„In der Intervalltrainingsgruppe waren drei Prozent der Teilnehmenden nach fünf Jahren verstorben. In der Gruppe mit gemäßigtem Training lag der Prozentsatz bei sechs Prozent. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant, aber der Trend ist so deutlich, dass wir annehmen, dass die Ergebnisse einen guten Grund dafür liefern, hochintensives Training für ältere Menschen zu empfehlen“ fügt die Expertin hinzu. Von den Teilnehmenden in der Kontrollgruppe verstarben dagegen 4,5 Prozent innerhalb von fünf Jahren.
Menschen in Kontrollgruppe trainierten mehr als erwartet
Eine Herausforderung bei der Interpretation der Ergebnisse bestand darin, dass die Teilnehmenden in der Kontrollgruppe mehr trainierten, als sich die Forschungsgruppe vorgestellt hatte. Einer von fünf Personen in dieser Gruppe trainierte regelmäßig mit hoher Intensität und absolvierte am Ende im Durchschnitt mehr hochintensives Training als die Teilnehmenden in der gemäßigten Gruppe. Das könnte erklären, warum diese Gruppe in Bezug auf das Überleben zwischen den beiden anderen Gruppen lag, erläutern die Forschenden.
Bewegung verlängert das Leben
Auf die Frage, ob diese Studie einen endgültigen Beweis dafür liefert, dass Bewegung das Leben verlängert, erklärte Stensvold: „Ich möchte mit einem klaren und eindeutigen Ja antworten, weil wir glauben, dass dies zutrifft.“ Aber das Training ist wahrscheinlich nicht der einzige Grund, warum von den Teilnehmenden der Generation-100 so wenige verstorben sind, verglichen mit der üblichen Lebenserwartung in dieser Altersgruppe.
Teilnehmende waren gesund und aktiv
Bei der Studie angemeldete Menschen hatten wahrscheinlich von Anfang an eine hohe Motivation und sie begannen auch mit einem relativ hohen Aktivitätsniveau, berichten die Forschenden. Und die meisten von ihnen hätten sich selbst als gesund eingeschätzt.
Fitnessniveau konnte aufrechterhalten werden
Stensvold weist außerdem darauf hin, dass es den Teilnehmenden in allen drei Gruppen der Generation-100-Studie gelang, ihr Fitnessniveau über den Fünfjahreszeitraum hinweg aufrechtzuerhalten. Dies sei in einer solchen Altersgruppe ziemlich einzigartig, berichten die Forschenden.
Normalerweise kann bei Menschen im Alter ab 70 Jahren ein Rückgang der Fitness um 20 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet werden. Die Tatsache, dass es den Teilnehmenden der Generation-100-Untersuchung gelungen ist, ihre starke Fitness von Anfang bis Ende beizubehalten, deutet darauf hin, dass alle drei Gruppen körperlich aktiver waren, als es für diese Altersgruppe üblich ist, erklärt die Forschungsgruppe.
Warum verlängert HIT das Leben?
In der Generation-100-Studie erhöhte das hochintensive Training die Kondition der Teilnehmenden nach dem ersten, dritten und fünften Jahr am stärksten. Es ist bekannt, dass eine bessere Fitness eng mit einem geringeren Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden ist, so dass diese Verbesserung erklären könnte, warum die Hochintensitätsgruppe offenbar die beste Überlebensrate hatte, resümiert das Forschungsteam. (as)
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