Remdesivir gegen COVID-19: Studien liefern unterschiedliche Ergebnisse
Bei der Behandlung von Infektionen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 werden derzeit viele Möglichkeiten erprobt. Eine davon ist die Anwendung des Virostatikums Remdesivir. Auch wenn das US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) aus einer laufenden Studie bereits Erfolge mit Remdesivir vermelden, bleiben jedoch Zweifel an der Wirksamkeit. Die bisher verfügbaren Daten lassen tatsächlich keine eindeutigen Rückschlüsse zu.
„Die ersten Ergebnisse aus drei randomisierten Studien zum Virustatikum Remdesivir, auf dem derzeit die Hoffnungen in der Behandlung von COVID-19 ruhen, fallen unterschiedlich aus“, berichtet das Deutsche Ärzteblatt. Die Bewertung des NIAID steht beispielsweise im Widerspruch zu einer bereits in dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten Studie, die für Remdesivir keine signifikante Wirkung auf den COVID-19-Verlauf nachweisen konnte.
Virostatikum auch gegen Ebola eingesetzt
Neue Behandlungsansätze gegen COVID-19, ausgelöst durch das Coronavirus SARS-CoV-2, sind dringend gesucht. Unter den verfügbaren Arzneimitteln ist das Virustatikum Remdesivir (Hersteller Gilead Sciences), das auch gegen Ebola eingesetzt wird, einer der Hoffnungsträger. Doch in einer ersten veröffentlichten randomisierten Studie konnte bei der Behandlung schwer erkrankter COVID-19-Patientinnen und -Patienten mit Remdesivir kein signifikanter Vorteil festgestellt werden. Auch wenn sich durchaus Hinweise darauf ergaben, dass ein positiver Effekt vorliegen könnte, lies sich dieser nicht eindeutig nachweisen.
US-Behörden melden Behandlungserfolg
In der Studie der US National Institutes of Health (NIH) war laut Angaben des NIAID jedoch ein eindeutigerer Effekt erkennbar. „Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Patienten, die Remedesivir erhielten, eine 31 Prozent kürzere Genesungszeit brauchten als Patienten, die ein Placebo erhielten“, so die NIAID-Mitteilung. Die mediane Zeit bis zur Genesung bei Behandlung mit Remedesivir habe elf Tage gedauert, gegenüber 15 Tagen bei Verabreichung eines Placebos. Auch habe sich ein Überlebensvorteil angedeutet. So lag die Sterblichkeitsrate in der Gruppe, die Remedesivir erhielt, bei acht Prozent, gegenüber 11,6 Prozent in der Placebogruppe, berichtet das NIAID.
Vorläufige Ergebnisse nicht belastbar
In einem Fachbeitrag https://www.bmj.com/content/369/bmj.m1798 des British Medical Journal (BMJ) geht der Professor für klinische Pharmakologie Robin Ferner von der University of Birmingham jedoch äußerst kritisch mit der Stellungnahme der NIAID ins Gericht: „Beschleunigte Überprüfungen oder beschleunigte Veröffentlichungen sind in Ordnung, aber die Andeutung, dass die Ergebnisse positiv sein werden, kommt nur den Arzneimittelherstellern zugute.“ Hier passt es auch ins Bild, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA angeblich bereits mit dem Hersteller Gilead Sciences über die schnellstmögliche Verfügbarkeit des Mittels verhandelt.
Zuverlässige Informationen wichtig
Zwar gibt es durchaus Hinweise auf eine positive Wirkung von Remdesivir bei COVID-19 und diese scheint am wahrscheinlichsten, wenn bereits frühzeitig mit der Behandlung begonnen wird, doch eine abschließende Bewertung ist auf Basis der bisher verfügbaren Daten nicht möglich. Zwar sei es „wünschenswert, dass die Behandlungen schnell bewertet werden, aber was wir brauchen, sind zuverlässige Informationen“, betont Professor Ferner. (fp)
Quelle: Den ganzen Artikel lesen