Statine: Skepsis gegenüber Cholesterinsenkern
Bei Millionen Menschen in Deutschland sind die Cholesterinwerte zu hoch. Hohe Cholesterinspiegel werden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Um das Cholesterin zu senken, wird meist ein gesünderer Lebensstil inklusive einer Ernährungsumstellung empfohlen. Oft kommen auch cholesterinsenkende Medikamente, sogenannte Statine, zum Einsatz. Doch diese Mittel werden von vielen Menschen als äußerst problematisch angesehen. Ist dies gerechtfertigt?
Statine kommen zum Einsatz, um bei Patientinnen und Patienten den Cholesterinspiegel zu senken und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Allerdings sind die Cholesterinsenker bei vielen Menschen unbeliebt, denn schließlich haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass die Mittel zum Teil erhebliche Nebenwirkungen haben können. Aber auch Fehlinformationen und Unwahrheiten behindern die Akzeptanz für Statine ebenso wie unrealistische therapeutische Zielwerte. Die Deutsche Herzstiftung klärt in einer Mitteilung über wichtige Irrtümer auf.
Irrtümer und Vorurteile
Den Fachleuten zufolge zählen Statine zu den am meisten verordneten Medikamenten weltweit. Bei hohem Cholesterinspiegel sollen die Arzneimittel die Werte senken und vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen.
Aber viele Menschen stehen den Cholesterinsenkern mit großer Skepsis gegenüber. Laut der Herzstiftung kursieren über kaum eine andere Medikamentengruppe so viele Irrtümer und Vorurteile wie über Statine.
„Im Extremfall kann das dazu führen, dass Menschen, die zum Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall Statine einnehmen sollten, die Medikamente ablehnen – mit fatalen Folgen”, so der Kardiologe und Pharmakologe Prof. Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Wirksamkeit wissenschaftlich belegt
Gerade weil Statine so oft verordnet werden, ist laut den Fachleuten das Misstrauen gegenüber dieser Medikamentengruppe groß. Dass eine Therapie mit Statinen alleine der Pharmaindustrie nutze, ist einer der Irrtümer, die Patientinnen und Patienten gelegentlich äußern. Tatsächlich ist die Wirksamkeit von Statinen jedoch gut belegt.
Die Medikamente senken das LDL-Cholesterin, hemmen dadurch die Entstehung einer Arteriosklerose und schützen auf diese Weise vor Herzinfarkt und Schlaganfall.
„Seit die ,Scandinavian Simvastatin Survival Study‘ mit 4.444 Patienten im Jahr 1994 nachgewiesen hat, dass das Statin Simvastatin gegen den Herzinfarkt wirkt, hat eine große Zahl wissenschaftlicher Studien mit verschiedenen Statinen diesen Effekt gegen Herzinfarkt und Schlaganfall bestätigt“, erläutert Meinertz.
Die häufigste Nebenwirkung sind Muskelschmerzen
Wie die Herzstiftung weiter schreibt, existieren auch über die Nebenwirkungen von Statinen einige falsche Vorstellungen. Viele Patientinnen und Patienten scheuen die Einnahme der Medikamente aus Sorge vor unerwünschten Begleiterscheinungen. Tatsächlich werden die Cholesterinsenker jedoch im Allgemeinen gut vertragen.
Die häufigste Nebenwirkung sind Muskelschmerzen in Oberschenkeln sowie Armen, die insbesondere bei hohen Dosierungen entstehen können. Allerdings haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass diese Nebenwirkung nur bei einem Prozent der Betroffenen auftreten. Vielfach lassen sich die Beschwerden durch eine Anpassung der Dosierung in den Griff bekommen.
Gabe von Statinen sehr viel kritischer sehen
Andere Fachleute sehen den Einsatz von Statinen deutlich kritischer, denn: „Ganz offensichtlich üben Statine in der allgemein üblichen Wirkstoffmenge dramatische strukturelle, funktionelle und metabolische Effekte auf die Muskeln aus“, so Professorin Simone Spuler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in einer Mitteilung.
Die Leiterin der MDC-Arbeitsgruppe Myologie und der Muscle Research Unit am ECRC (Experimental and Clinical Research Center), einer gemeinsamen Einrichtung des MDC und der Berliner Charité – Universitätsmedizin Berlin, hat mit ihrem Team in einer Studie gezeigt, dass Statine in den Muskelzellen tatsächlich Tausende Gene beeinflussen.
Die Wissenschaftlerin wies darauf hin, dass „die Gabe von Statinen künftig sehr viel kritischer gesehen werden sollte, als es momentan der Fall ist“. Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten sollten in jedem individuellen Fall den Nutzen und die möglichen Gefahren der Medikamente gut abwägen.
Auch andere Risikofaktoren konsequent behandeln
Laut der Herzstiftung haben nur ein bis drei von 100.000 Patientinnen und Patienten so schwere Nebenwirkungen, dass die Statine abgesetzt werden müssen. „Ob eine Behandlung mit Statinen erfolgt und in welcher Dosierung, hängt von der jeweiligen Risikokonstellation des einzelnen Patienten ab”, sagt Prof. Meinertz.
Dabei müssten die anderen Risikofaktoren wie beispielsweise Bluthochdruck und Diabetes genauso konsequent behandelt werden wie hohes Cholesterin, um einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Quelle: Den ganzen Artikel lesen