Ideen zur Emissionsminderung in Gewässern zu entwickeln, war das Ziel eines interdisziplinären sächsischen Projektkonsortiums, bestehend aus drei Betreiber:innen von Kläranlagen bzw. Kanalnetzsystemen sowie einem interdisziplinären Wissenschaftler:innen-Team. Dazu untersuchten sie Spurenstoffe – darunter auch Arzneimittelrückstände – in unterschiedlich dicht besiedelten sächsischen Regionen und spielten verschiedene „Minderungsszenarien“ durch.
„Was nicht erst in die Umwelt eingetragen wird, muss am Ende nicht teuer wiederaufbereitet oder entsorgt werden“, so die kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden, Gunda Röstel. Sie stellte im Rahmen des Symposiums „Verminderung von Arzneimittelrückständen im Abwasser“ das Dresdner MikroModell vor. Ziel des vierjährigen Forschungsprojekts war es, konkrete Bewertungs- und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Mikroschadstoffen in Gewässern zu entwickeln.
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Wissenschaftler:innen unter der Leitung von Professor Peter Krebs vom Institut für Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft der TU Dresden entwickelten daher zunächst ein sogenanntes Stoffflussmodell. Ziel war es laut Röstel, mit diesem räumlich und zeitlich hochauflösenden Modell differenzierte Aussagen zur Herkunft und den Verlaufspfaden der untersuchten Mikroschadstoffe, deren Verhalten in Kläranlagen sowie die Auswirkungen auf das Ökosystem Wasser zu treffen. „Darauf aufbauend konnten wir Szenarien entwickeln und Prognosen ableiten, mit welchen Handlungen sich am effizientesten Frachten reduzieren lassen und sich der Gewässergütezustand verbessern lässt.“
Antiepileptikum Carbamazepin am besten ersetzen?
Am Beispiel des Antiepileptikums Carbamazepin verdeutlicht Röstel ein Ergebnis des Modells: Die Metabolite, die durch Transformation im menschlichen Körper ausgeschieden werden, vollzögen in den Kläranlagen quasi eine Art Rückumwandlung zum Ursprungsstoff. Die Wissenschaftler:innen simulierten mit ihrem Stoffflussmodell, wie das biologisch schwer abbaubare Medikament in den Gewässern am effektivsten reduziert werden könnte: durch den viel diskutierten Ausbau einer vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen oder durch eine 50-prozentige Reduktion des Eintrags, zum Beispiel durch Einsparung oder Substitution.
Bei der Simulation zeigte sich, dass eine Reduzierung des Verbrauchs um 50 Prozent in diesem Fall die wirkungsvollste Möglichkeit sei, die Gewässer zu entlasten. „Dass eine Substitution nicht bei jedem Medikament einfach ist, versteht sich von selbst“, so die Geschäftsführerin der Dresdener Stadtentwässerung. Sie schlägt jedoch vor, dass dort, wo es Substitute gebe, ein Substitut ein guter Weg zur Eintragsverminderung sei.
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Insgesamt zeigten die Ergebnisse des Forschungsprojekts, dass die chemische Belastungssituation der Gewässer durch verschiedene Stoffe aus punktuellen sowie diffusen Quellen komplex und nicht durch einzelne Maßnahmen pauschal zu lösen sei. Das Forschungsteam entwickelte daher aus den verschiedenen Szenarien einen Handlungsleitfaden mit Empfehlungen zur Emissionsminderung.
Kein Müll ins Klo
Darüber hinaus sei das Projekt auch „Probekaninchen“ gewesen, um zu testen, wie die Öffentlichkeit, aber auch die Akteur:innen im Gesundheitssektor und Politiker:innen zum Thema sensibilisiert werden könnten. „Kein Müll ins Klo“ hieß eine Kampagne, bei der sich Dresdens Bürger:innen unter dem Motto „Reimscheißen statt Reinschmeißen“ Gedanken zur richtigen Entsorgung von Medikamenten machten.
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Zudem wurden Bürger:innen-Foren sowie Fachveranstaltungen und Fortbildungen für Ärzt:innen, Apotheker:innen und Lehrkräfte angeboten. „Die Ergebnisse waren ausgesprochen positiv und überraschend“, lautet Röstels Fazit. So seien auch die Mitarbeiter:innen im Gesundheitssektor dankbar über Information und Sensibilisierung zur Quantität und Qualität der Medikamentengabe bezogen auf die Umweltverträglichkeit gewesen.
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