“Ich bleibe zuhause”: Was Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montagabend öffentlich verkündete, rät er auch seinen Landsleuten. Um die Ausbreitung des Coronavirus in Italien zu stoppen, will der Premier das öffentliche Leben weitgehend stilllegen.
Die Maßnahmen sind drastisch – aber vielleicht die einzige Möglichkeit, die Zahl der Neu-Infektionen und Todesfälle endlich zu senken. Bislang grassiert das Virus in Italien nämlich besonders heftig; nur in China haben sich mehr Menschen mit Covid-19 angesteckt. Der stern hat sich die vom Zivilschutz und vom Gesundheitsinstitut veröffentlichten Fallzahlen in Italien genauer angeschaut – sie verraten zusammen mit den weltweiten Zahlen einiges darüber, wer besonders gefährdet ist und was das Virus mit den Kranken macht.
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Die Fallzahlen aus Italien sind vor allem deshalb spannend, weil sie eine Art Vorschau geben könnten über das, was Deutschland womöglich noch vor sich hat und wie man mit dem Virus am besten umgeht.
1. Nicht einmal ein Prozent der Italiener hat sich bislang mit Corona infiziert
Laut der aktuellen Fallzahlen gibt es derzeit eine Infektionsrate in Italien von rund 0,02 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Infektionsrate im Moment bei 0,001 Prozent. Beide Werte sind sehr gering.
2. Wer sich infiziert, ist zu 75 Prozent älter als 50
Die meisten Menschen, die in Italien positiv auf Corona getestet wurden, sind 51 Jahre oder älter. Im Detail: 1,4 Prozent sind jünger als 19 Jahre; 22 Prozent sind zwischen 19 und 50 Jahre; gut 37 Prozent sind zwischen 51 und 70 Jahren und gut 39 Prozent sind älter als 70. Das Durchschnittsalter der Corona-Infizierten in Italien liegt bei 65 Jahren.
3. Jeder 20. Infizierte in Italien stirbt an Corona
Im Verhältnis zur Zahl der Infizierten ist die Sterblichkeitsrate in Italien höher als anderswo auf der Welt. Nach aktuellem Stand sind etwa fünf Prozent aller Erkrankten in Italien gestorben. Zum Vergleich: Im weltweiten Schnitt ist jeder 28. Infizierte gestorben – eine Sterblichkeitsrate von 3,5 Prozent. In Deutschland liegt die Quote derzeit bei etwa 0,25 Prozent.
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Warum in Italien mehr Menschen sterben als anderswo, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. Womöglich hängen die höheren Todeszahlen auch damit zusammen, dass in Italien – im Gegensatz zu beispielsweise Deutschland und Spanien – auch post mortem auf Corona getestet wird.
Dazu sagte Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, am Dienstag: “Es kann nur einer als Coronavirus-Verstorbener gemeldet werden, wenn er als Coronavirus-Infizierter nachgewiesen wurde.” Möglicherweise sind also auch in der Vergangenheit schon Menschen in Deutschland an Corona gestorben, ohne dass man davon wusste. Von weiteren Todesfällen auch in Deutschland sei auszugehen, so Wieler.
4. Es sterben überwiegend Menschen, die über 80 sind
Unter den bisher an den Folgen des Coronavirus gestorbenen Italienern waren überwiegend ältere Menschen:
5. Die ersten Symptome zeigen sich nach drei bis vier Tagen
Die Daten der Behörden zeigen, dass die meisten positiv auf Corona getesteten Menschen im Schnitt erst nach drei bis vier Tagen erste Symptome zeigten.
6. Fast die Hälfte aller Infizierten hat gar keine oder nur leichte Symptome
Zehn Prozent der infizierten Italiener haben überhaupt keine Symptome ausgebildet, fünf Prozent hatten kaum Symptome, 30 Prozent nur leichte. Bei einem knappen Drittel der Infizierten traten normale Symptome auf, bei rund 6 Prozent schwere und in 19 Prozent der Infektionsfälle nahm die Krankheit einen kritischen Verlauf.
7. Die meisten Verstorbenen hatten Vorerkrankungen
Die Analyse der Daten zeigte ebenfalls, dass zwei Drittel aller verstorbenen Corona-Patienten Vorerkrankungen hatten.
8. Eine vollständige Genesung ist wahrscheinlich – dauert aber
Während zum Beispiel in der chinesischen Provinz Hubei von 67.760 Infizierten 47.741 schon wieder vollständig genesen sind (Stand: Dienstagnachmittag), dauert die Gesundung in Italien länger: Von den bislang 9172 Infizierten sind erst 724 wieder vollständig genesen. Allerdings ist das Virus in China auch deutlich früher ausgebrochen als in Italien.
In China ist langsam Hoffnung in Sicht
Während sich Virus in Italien und Europa derzeit weiter ausbreitet, ist China nach eigenen Angaben im Kampf gegen die Epidemie ein Wendepunkt gelungen. In ihrem bisherigen Epizentrum Hubei sei die Epidemie “im Wesentlichen eingedämmt”, sagte Chinas Staatschef Xi Jinping am Dienstag bei einem Besuch in Wuhan. Die Behörden lockerten die Restriktionen, die seit der Verhängung der Quarantäne über Hubei vor anderthalb Monaten gelten.
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Seit einigen Tagen geht die Zahl der Neuinfektionen in ganz China deutlich zurück. Am Dienstag gab es nach Behördenangaben nur 17 Neuansteckungen in Wuhan – dies war die niedrigste Zahl seit Beginn der Veröffentlichung der täglichen Neuinfektionen in China am 21. Januar. Zwei weitere neue Fälle wurden aus anderen Gebieten gemeldet.Damit habe sich im Kampf gegen die Epidemie das “Blatt gewendet”, so Xi.
In der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole Wuhan war das neuartige Coronavirus im Dezember erstmals bei Menschen aufgetreten. Seitdem wurden in Festlandchina mehr als 80.700 Infektionen sowie mehr als 3100 Todesfälle registriert, die meisten in Hubei.
Quellen: Zahlen des Gesundheitsinstituts [1], Zahlen des Gesundheitsinstituts [2], John Hopkins University (weltweite Zahlen), Nachrichtenagenturen DPA, AFP, ANSA
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