Zusammenhang zwischen grauen Haaren und dem Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko
Wie eine Untersuchung zeigte, können Graue Haare sowie Glatzenbildung erste Hinweise auf bereits bestehende oder künftige Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. „Die Studie zeigte einen Zusammenhang bei Männern“, wie Kardiologen der Universität Kairo berichten.
In einer Beobachtungsstudie, die auf dem Kongress „EuroPrevent“ vorgestellt wurde, konnten die Wissenschaftler um die Kardiologin Dr. Irini Samuel von der Universität Kairo nachweisen, dass graues bzw. weißes Haar ein Hinweis auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein kann. Wer früh graue Haare bekommt, sollte daher gegebenenfalls häufiger Kontrolluntersuchungen durchführen lassen, berichtete Dr. Samuel auf dem Kongress. Ihre Kollegen gehen auf einem indischen Kongress noch einen Schritt weiter. Laut Dr Sachin Patil vom U.N. Mehta Institute of Cardiology and Research Centre kann auch eine früh einsetzende Glatzenbildung ein Vorbote von Herzkrankheiten sein.
Graue Haare ein unabhängiger Risiko-Marker?
Der ägyptischen Kardiologin zufolge ist die Alterung ein unvermeidlicher koronarer Risikofaktor, der seinerseits mit bestimmten Anzeichen wie beispielsweise den grauen Haaren in Zusammenhang steht. Diese Anzeichen der Alterung können daher laut Aussage der Expertin auch auf ein erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen hinweisen.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie die Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der grauen Haare und dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. „Diese Studie beurteilte die Prävalenz von grauen Haaren bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und ob es sich um einen unabhängigen Risiko-Marker der Krankheit handelt“, berichtet Dr. Samuel.
545 Männer mit Verdacht auf KHK untersucht
Die prospektive Beobachtungsstudie umfasste laut Angaben der Forscher 545 erwachsene Männer, die angesichts des Verdachts auf eine koronare Herzkrankheit mit einer sogenannten Multi-Slice-Computertomographie (CT) und einer Koronarangiographie untersucht wurden. Die Wissenschaftler stellten anschließend anhand des Vorliegens oder Nicht-Vorliegens einer koronaren Herzkrankheit und der Menge an grauen/weißen Haaren Untergruppen der Teilnehmer auf.
Die Menge der grauen Haare wurde dabei anhand eines „Whitening Score“ eingestuft: 1 = reines schwarzes Haar, 2 = schwarz mehr als weiß, 3 = schwarz und weiß gleich verteilt , 4 = weiß mehr als schwarz und 5 = rein weiß. Es wurden außerdem Daten zu den traditionellen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes, Rauchen, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung) und dem Vorkommen koronarer Herzkrankheiten in der Familie erfasst.
Aufhellung der Haare bei KHK-Patienten stärker
Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass eine hohe Haaraufhellung (Grad 3 oder mehr) mit einem erhöhten Risiko von koronaren Herzkrankheiten einherging – unabhängig vom Alter der Probanden und weiteren vorliegenden Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. „Patienten mit koronarer Herzkrankheit zeigten eine statistisch signifikant höhere Haaraufhellung und stärkere Koronararterien-Verkalkungen, als die Probanden ohne koronare Herzkrankheit“, berichtet Dr. Samuel.
Ähnliche biologische Mechanismen die Ursache für den Zusammenhang
Den Zusammenhang zwischen dem Auftreten grauer Haare und dem Risiko einer KHK führen die Forscher auf die Mechanismen zurück, die bei der Arterienverkalkung und dem Ergrauen der Haare ähnlich ausfallen. So liegen in beiden Fällen eine beeinträchtigte DNA-Reparatur, oxidativer Stress, Entzündungen, hormonelle Veränderungen und die Seneszenz von funktionellen Zellen (Seneszenz = Einstellung der Zellteilung nach einer bestimmten Anzahl erfolgter Teilungen) vor, erläutert Dr. Samuel. „Atherosklerose und das Ergrauen der Haare treten durch ähnliche biologische Mechanismen auf und die Inzidenz von beiden steigt mit dem Alter“, so die Kardiologin weiter.
Vorsorgeuntersuchungen für Menschen mit grauen Haaren?
Die Studienergebnisse weisen laut Aussage von Dr. Samuel darauf hin, dass graue Haare ein Warnzeichen für ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko sein könnten. Zwar seien weitere Studien erforderlich, um mehr über die genetischen Ursachen und mögliche vermeidbare Umweltfaktoren der Haaraufhellung zu bestimmen und es bedürfe einer größeren Stichprobe von Männern und Frauen, um die Assoziation zwischen grauen Haaren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten ohne andere bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren zu bestätigen. Doch die festgestellten Zusammenhänge seien relativ eindeutig. „Wenn unsere Ergebnisse bestätigt werden, könnte die Standardisierung mit Hilfe eines Scoring-Systems zur Bewertung der grauen Haare als Prädiktor für koronare Herzkrankheit verwendet werden“, betont Dr. Samuel.
Identifizierte Risikopatienten könnten dann regelmäßige zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und gegebenenfalls präventive therapeutische Maßnahmen ergreifen. (fp)
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