Tropenzecken siedeln sich in Deutschland an
Sie sind bis zu dreimal so groß wie ihre europäischen Verwandten, haben auffällig geringelte Beine und verfolgen ihre Opfer über mehrere 100 Meter. Die Rede ist von der neu eingewanderten Hyalomma-Zecke. Im Jahr 2018 meldete Professorin Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim die ersten Funde der tropischen Zeckenart in Deutschland. Wie gefährlich sind die neuen Bewohner?
„In ihrer Heimat gilt die Hyalomma-Zecke als Überträgerin mehrerer Krankheitserreger“, berichtet die Professorin in einer Mitteilung der Uni Hohenheim. Dazu gehören die Erreger des sogenannten Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und einer Form des Zecken-Fleckfiebers. Bislang gab es allerdings noch keine Fälle dieser Krankheiten in Deutschland. Dies könnte sich jedoch bald ändern, da „der Klimawandel es der Hyalomma Zecke zu erlauben scheint, auch dauerhaft in Deutschland Fuß zu fassen“, so die Einschätzung der Experten.
Das Krim-Kongo-Fieber sorgte zuletzt durch mehrere Fälle in der Türkei aber auch in Spanien für Aufmerksamkeit. Ausgelöst wird diese Krankheit durch einen viralen Erreger, der zu den Arboviren zählt und ein hämorrhagisches Fieber verursacht. Es ist auch deswegen von Bedeutung, weil es noch keine Impfung gibt. Allerdings kann die rechtzeitige Behandlung mit einem anti-viralen Mittel den tödlichen Ausgang der Krankheit verhindern.
Wie groß ist die Borreliose-Gefahr in Deutschland und der Schweiz?
Eine derzeit reellere Gefahr stellt jedoch die Lyme-Borreliose dar. Die Krankheit ist in Europa die mit Abstand häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. Zecken, die Borrelia Bakterien in sich tragen, sind in allen Teilen Deutschlands vorzufinden. Regional kann das Vorkommen der Erreger jedoch sehr stark schwanken. In den letzten Jahren hat das milde Klima günstige Bedingungen für die Zecken-Population geschaffen. Doch wie groß ist die Gefahr, sich bei einem Zeckenstich mit Borrelien anzustecken und wie kann man sich am besten vor einem Stich schützen? Expertinnen und Experten des Robert Koch-Institutes (RKI) klären auf.
Nach Angaben des RKI ist die genaue Häufigkeit der Lyme-Borreliose in Deutschland derzeit nicht bekannt. Aus Untersuchungen lasse sich jedoch ableiten, dass sich bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Personen in Deutschland und der Schweiz Antikörper gegen Borrelien bilden, nachdem sie von einer Zecke gebissen wurden. Aus Arztabrechnungen gehe hervor, dass sich insgesamt bei 0,3 bis 1,4 Prozent der Menschen mit Zeckenbissen eine klinische Erkrankung manifestiert. Anders gesagt: Je nach Region führt also durchschnittlich jeder 70. bis 300. Zeckenbiss zu einer Borreliose-Erkrankung. Nach RKI-Schätzungen sind derzeit rund 214.000 Menschen in Deutschland an einer Lyme-Borreliose erkrankt.
Borreliose ist weit verbreitet und ernstzunehmen
In einem aktuellen RKI-Ratgeber betonen die Fachleute, dass es sich bei der Lyme-Borreliose um eine weit verbreitete Krankheit handelt, die ernstzunehmen ist. Bereits ab sechs Grad Außentemperatur wird die Schildzecke (Ixodes ricinus) aktiv. Die meisten Krankheitsfälle treten jedoch von Juni bis August auf. Laut RKI sind Kinder und Senioren besonders gefährdet. In diesen Altersgruppen wurde am häufigsten eine Antikörper-Prävalenz nachgewiesen.
Ab wann wird ein Zeckenstich gefährlich?
Nachdem eine Zecke sich festgebissen hat, beginnt sie mit dem Saugakt. Dabei gelangen der Zeckenspeichel und somit auch mögliche Borrelia Bakterien in den Wirt. Es kann allerdings mehrere Stunden dauern, bevor die ersten Borrelien den Wirt erreichen. Daher ist es vorteilhaft, die Zecke möglichst frühzeitig zu entfernen.
Welche Beschwerden treten bei einer Borreliose auf?
„Die Lyme-Borreliose ist aus verschiedenen Gründen schwierig zu bekämpfen und eine Herausforderung für den öffentlichen Gesundheitsschutz“, schreibt das RKI. Dies liege zum Teil daran, dass es keinen typischen Krankheitsverlauf gibt. Eine Borreliose kann sich durch zahlreiche Beschwerden äußern oder lange Zeit völlig symptomfrei verlaufen. Ein häufiges Erkennungsmerkmal ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans), die nach einigen Tagen bis Wochen um den Zeckenstich auftaucht. Dabei bildet sich ein roter Ring um das Zentrum des Stiches, der dann langsam nach außen wandert.
Allgemeine Beschwerden, die häufig in Zusammenhang mit Borreliose auftreten, sind Fieber, Muskelschmerzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen.
So schützen Sie sich am besten vor einem Zeckenbiss
Es gibt keinen Impfstoff gegen Lyme-Borreliose und aufgrund des vielfältigen Beschwerdebilds ist die Erkrankung schwer zu diagnostizieren. Der beste Schutz ist somit, nicht gestochen zu werden. Das RKI empfiehlt bei Freilandaufenthalten mit Kontakt zu bodennahen Pflanzen, also beispielsweise Gräsern und Sträuchern, lange Hosen, langärmelige Hemden und ein festes Schuhwerk zu tragen. Wenn möglichst viel Körperfläche bedeckt ist, verringere sich das Risiko eines Stiches drastisch. Darüber hinaus können bestimmte Abwehrmittel auf Kleidung und Haut die Zecken im gewissen Umfang fernhalten. Wirksam haben sich hier Mittel mit den Inhaltsstoffen Icaridin oder Diethyltoluamid (DEET) erwiesen. Nach einem Aufenthalt im Grünen sollte der Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. Dies gilt auch für Haustiere, da diese aufgenommene Zecken an ihre Besitzer weitergeben können.
Was tun, wenn man gebissen wurde?
Da sich erst nach einigen Stunden Borreliose-Erreger übertragen, ist die schnellstmögliche Entfernung der Zecke mit möglichst wenig Manipulation von großer Bedeutung. Dies gelingt beispielsweise mit einer Pinzette, die möglichst nahe an der Hautoberfläche angesetzt werden sollte. Danach zieht man die Zecke langsam und gerade aus der Haut. Auch Zeckenkarten oder Zeckenschlingen können für die Entfernung der Plagegeister verwendet werden. Anschließend sollte die Einstichstelle desinfiziert werden. Wenn kein Instrument zur Entfernung verfügbar ist, sollte die Zecke nach Angaben des RKI trotzdem entfernt werden, um die Übertragung der Erreger zu verhindern. Hierzu können beispielsweise die Fingernägel genutzt werden. (vb)
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