Der Darm besteht aus Dünndarm und Dickdarm. Je nach Art des Einlaufes werden der gesamte Dickdarm oder nur der Enddarm entleert. Für das Reinigen des Dünndarms ist eine orale Einnahme mit dafür geeigneten Präparaten nötig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtlicher Rückblick
Eine leicht skurrile Geschichte war der Anfang des Einlaufs. So glaubten die alten Ägypter zu beobachten, dass sich der heilige Ibis (ein storchenähnlicher Vogel aus der Familie der Ibisse und Löffler) den Schnabel immer wieder in seinen After steckte. Die Wahrheit war aber eine andere: Er entnahm aus seiner Steißdrüse ein Sekret, um sich sein Gefieder einzufetten. Jedoch war dies der Anfang des Einlaufs.
Das Klistier, ein heute immer noch gängiges Utensil dafür, wurde damals schon modern. Der heutige Name kommt aus dem Griechischen, so bedeutet „klysterion“ Reinigung.
Solche Klistiere wurden bereits in der Antike vor allem eingesetzt, um den Darm zu entleeren, aber auch um Arzneimittel oder Nährstoffe zu applizieren. Sie sollten dazu dienen, Kranke, die nicht essen oder nichts bei sich behalten konnten, zu nähren. Sogenannte Nährklistiere enthielten zum Beispiel Brühen, Wein, Milch oder püriertes Fleisch.
Bereits 3000 Jahre vor Christus wurde die Ansicht vertreten, dass Krankheiten unter anderem auch durch Darmverstopfung entstehen können. Hinzu kam die verbreitete Meinung, sogenannte „Krankheitsdämonen“ würden den Körper über den Darm verlassen können. Ein verabreichter Einlauf sollte dies beschleunigen. Ein damaliges Klistier bestand aus einem abgeschnittenen Rinderhorn.
Nach den Lehren des berühmten griechischen Arztes Hippokrates bestand Gesundheit nur dann, wenn die Körpersäfte ausgeglichen waren. So wurde schon damals eine Verstopfung als Ungleichgewicht bezeichnet. Ausleitverfahren, wie Aderlass, Schröpfen und auch der Einlauf, gehörten zu den angewandten Therapien und sind heute in der Naturheilkunde wieder modern.
Im 16. Und 17. Jahrhundert herrschte die Blütezeit des Einlaufs, eine regelrechte Klistier-Sucht. Und dies nicht nur zur Darmreinigung, sondern um gesund und jung zu bleiben und eine jugendliche Haut zu behalten. So wurde das Klistier sogar täglich angewandt.
Verschiedene Geräte
Die Durchführung eines Einlaufs ist mit unterschiedlichen Geräten möglich.
Dazu gehören, je nach Fassungsvermögen, Einmalklistiere, Mikroklistiere und Irrigatoren. Die Einmalklistiere haben ein Fassungsvermögen von 100 bis 200 Milliliter, die Mikroklistiere fünf bis zehn Milliliter und mit den Irrigatoren ist eine Flüssigkeitsmenge von ein bis zwei Litern möglich.
Die gängigsten Einlaufgeräte, um eine Darmreinigung zu Hause durchzuführen, sind Irrigatoren, Einmalklistiere, Klistierspritzen und Klyso-Pumpen. Die Einlaufgeräte sind in der Apotheke oder online erhältlich und unterscheiden sich in Aufbau und Anwendung.
Der Irrigator besteht aus einem Behälter, einem Schlauch und einem Darmrohr. Dieses wird bis zu 30 Zentimeter, ganz behutsam, in den After eingeführt. Mit diesem Gerät ist eine Flüssigkeitszufuhr von bis zu zwei Litern möglich. Bei der Anwendung fällt häufig die Bezeichnung „hoher Einlauf“, da damit der gesamte Dickdarm gereinigt werden kann.
Mit dem Einmalklistier (oder Mikroklistier) wird nur der Enddarm „gereizt“. Verwendet werden dabei zwischen fünf und 200 Milliliter Flüssigkeit, bei der es sich in der Regel um eine hypertonische Lösung handelt. Diese bindet das Wasser im Darm, so dass der Stuhl weicher wird. Bei einem Einmalklistier ist kein Darmrohr nötig. Dies ist vor allem bei Verstopfung das Mittel der Wahl und auch für Babys und Kleinkinder einsetzbar.
Bei einer sogenannten Klyso-Pumpe ist die Einbringung einer größeren Menge Spülflüssigkeit möglich, nämlich bis zu zwei Liter. Mit der Pumpe wird die in einem separaten Behälter befindliche Flüssigkeit angesaugt und dann mit Hilfe eines Schlauches in den After gepumpt.
Einlauf – therapeutisch
Therapeutische Indikationen für einen Einlauf sind die Vorbereitung auf die Geburt, das Vorliegen einer hartnäckigen Obstipation (Verstopfung), Darmträgheit nach einer Operation und die Medikamentengabe über den Darm. Ist ein Patient nicht in der Lage, oral Medikamente aufzunehmen, kann dies über die Darmschleimhaut passieren. Dazu wird dann ein Einlauf durchgeführt.
Wenn ein Patient einen zu hohen Ammoniakspiegel im Blut hat, was meistens infolge einer Leberzirrhose passiert, wendet die Medizin den Lactulose-Einlauf an. Die Lactulose (Lactulose ist ein Doppelzucker, der Wasser in den Dickdarm zieht und Ammoniak bindet) kann das Zuviel an Ammoniak binden, das dann ausgeschieden wird.
Ein weiteres Beispiel ist der sogenannte Resonium-Einlauf, der in Verbindung mit einer chronischen Niereninsuffizienz zur Anwendung kommt. Ist die Nierenfunktion gestört, kann dadurch das Kalium im Blut erhöht sein (Hyperkaliämie). Resonium (es tauscht Natrium gegen Kaliumionen im Darm aus) unterstützt die Ausscheidung des Kaliums.
Risiken und Nebenwirkungen
Ein vorsichtiger, sachgemäß durchgeführter Einlauf führt in der Regel zu keinen Nebenwirkungen. Wobei dies auch von der Person abhängig ist, die den Einlauf bekommt. Manche Menschen reagieren sensibel darauf. Wird der Einlauf zu häufig durchgeführt, kann dies zu Schädigungen der Darmflora führen.
Die falsche Wassertemperatur führt eventuell zu Krämpfen oder zu Verbrühungen. Werden irgendwelche säurehaltigen Substanzen der Flüssigkeit zugeführt, so kann dies zu Reizungen der Darmschleimhaut führen. Im schlimmsten Fall ist ein anaphylaktischer Schock als Reaktion auf die verwendete Spülflüssigkeit möglich. Weitere Nebenwirkungen sind Kreislaufprobleme, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Bei unsachgemäßer Anwendung ist eine Verletzung der Darmwand oder des Afters möglich.
Kontraindikationen
Für Einläufe bestehen folgende Kontraindikationen:
- Darmverschluss,
- Fehlbildungen im Darmbereich,
- Hämorrhoiden,
- Nierenerkrankungen,
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen,
- Herzkrankheiten,
- Schwangerschaft,
- Stillzeit,
- Blutungen im Magen-Darmtrakt
- und akute Erkrankungen im Bauchbereich.
Wie oft wird ein Einlauf durchgeführt
Zu häufig durchgeführte Einläufe, können, wie bereits erwähnt, die Darmschleimhaut schädigen. Wer unter einer Obstipation leidet, sollte diese Maßnahme auf keinen Fall übertreiben. Einmal pro Monat einen Einlauf ist jedoch kein Problem.
Wird im Zusammenhang mit Heilfasten vorher der Darm gereinigt, ist dies zweimal im Jahr unbedenklich. Aber hören Sie auf Ihren Bauch – empfinden Sie totales Unbehagen, alleine schon beim Gedanken an einen Einlauf, dann lassen Sie dies.
Der Einlauf zu Hause
Wer möchte, kann selbst zu Hause einen Einlauf vornehmen. Am besten wird am Anfang mit einer kleinen Menge an Flüssigkeit begonnen, um sich mit dem Ablauf zunächst vertraut zu machen. Suchen Sie sich für die Durchführung unbedingt einen Platz in der Nähe einer Toilette. Sie sollten genügend Zeit und Ruhe haben. Besorgen Sie sich in der Apotheke ein Einlaufset, zum Beispiel einen Irrigator und lesen Sie die Anleitung genau durch.
Je länger das Wasser im Darm verbleibt, desto besser ist die Wirkung. Zehn bis fünfzehn Minuten sind zu empfehlen. Aber verzagen Sie nicht, wenn dies nicht möglich ist. Auch wenn Sie schneller die Toilette aufsuchen müssen, bedeutet dies nicht, dass der Einlauf ohne Erfolg ist. Wem die Anwendung eines Irrigators zu kompliziert ist, besorgt sich ein Klistier. Gerade zur Selbstanwendung ist dies wesentlich einfacher und deshalb zu empfehlen. In der Apotheke oder einem gut sortierten Drogeriemarkt sind sogar fertige „Mini-Einläufe“, zum Beispiel mit den Zusätzen Glycerin, Olivenöl und Kamille erhältlich.
Generell sollten Sie sich nach dem Einlauf ausruhen. Eventuell brauchen Sie etwas Wärme. Legen Sie sich gemütlich mit einer Decke und einer Wärmflasche auf die Couch.
Spülflüssigkeit
In der Regel wird als Spülflüssigkeit lauwarmes Wasser mit einer Temperatur von circa 37°C verwendet. Kamillentee wirkt entzündungshemmend und beruhigt etwas den Darm. Dem Wasser können Zusätze wie Kochsalz, Glycerin, Heilerde oder Öl beigemischt werden. Dabei ist aber die empfohlene Menge des Zusatzes zu beachten und bei einsetzenden Beschwerden oder Unwohlsein ist der Einlauf sofort zu beenden.
Immer wieder wird der Einlauf mit Kaffee angepriesen. Dieser soll Leber und Galle entgiften. Doch gehört dies in die Hand eines Therapeuten und ist nicht für die eigenmächtige Prozedur zu Hause geeignet. Nebenwirkungen wie Kreislaufbeschwerden, massive Nervosität oder Störungen im Elektrolythaushalt können dabei auftreten.
Vorsicht:
Auch wenn Einlaufsets frei verkäuflich sind und im Internet die Selbstdurchführung als einfach und empfehlenswert angepriesen wird, kann so ein Einlauf dennoch mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein. Gerade wenn die Darmflora vielleicht schon angegriffen oder stark entzündlich verändert ist, sollte von diesem Prozedere Abstand gehalten werden. Wer sich nicht sicher ist, befragt vorher am besten seinen Arzt oder Heilpraktiker. Wer einen Einlauf zu Hause durchführt, sollte nicht alleine sein. Bei eventuellen Kreislaufproblemen, Übelkeit oder Erbrechen ist dann gleich Hilfe vor Ort.
Der Einlauf aufgrund von wiederkehrender Verstopfung ist keine Dauerlösung. Der Grund für die Obstipation muss gefunden und richtig behandelt werden. (sw)
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