Quälender Juckreiz und Hautrötungen: Die Zahl der Krätzefälle bei Kindern und Jugendlichen steigt auch in Stuttgart. Zu den Fällen bei Erwachsenen in eine solche Aussage nicht möglich – Vergleichsdaten fehlen. Zudem ist die Dunkelziffer wohl deutlich höher.
Die Zahl der gemeldeten Fälle von Krätze bei Kindern und Jugendlichen in Stuttgart ist gestiegen. In diesem Jahr habe das dortige Gesundheitsamt bislang 120 Fälle der ansteckenden Hautkrankheit verzeichnet, sagte ein Sprecher der Landeshauptstadt. 70 Fälle waren es 2017 und zum Teil weniger als 30 in den Jahren davor.
119 erkrankte Erwachsene wurden 2018 registriert, allerdings gebe es bei ihnen keine Vergleichswerte, so der Sprecher: "Bis zum Sommer 2017 gab es nur eine Meldepflicht für Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche sind." Seitdem besteht auch bei Bewohnern und Personal von Einrichtungen wie Pflegeheimen, Gefängnissen und Asylunterkünften eine Meldepflicht.
Wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist
Aus gutem Grund: Die Ansteckungsgefahr bei Krätze ist besonders dort hoch, wo viele Menschen auf engem Raum sind. Schulen oder Kindergärten zum Beispiel, aber eben auch betreutes Wohnen bei Erwachsenen.
So dürfen Betroffene oder Menschen, bei denen der Verdacht auf Krätze besteht, nicht in Betreuungseinrichtungen arbeiten, wenn dort Säuglinge, Kinder oder Jugendliche untergebracht sind.
Sind Bewohner solcher Einrichtungen an Krätze erkrankt, dürfen sie weder an Veranstaltungen der Gemeinschaft teilnehmen noch die Gemeinschaftsräume betreten. Das sind die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes.
Dunkel-Ziffer der Erkrankten vermutlich höher
Abseits davon dürfen Betroffene sich frei bewegen, ihre Infektion muss auch nicht gemeldet werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Zahlen der Krankenkasse Barmer auf mehr Erkrankungen in ganz Baden-Württemberg hindeuten. Darüber hatte zuvor die "Stuttgarter Zeitung" berichtet.
Die Krankenkasse hatte laut einer Sprecherin ermittelt, wie oft wichtige Medikamente gegen die Krankheit verordnet wurden. 2016 waren es demnach rund 1900 Verordnungen, 2017 etwas mehr als 3000.
Von einem generellen Anstieg könne man aber nicht ausgehen, sagte der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamtes. Die Zahlen seien regional sehr unterschiedlich. Wo viele Menschen sind, verbreite sich die durch eine Milbe verursachte Krankheit rasant.
Scabies: Was Sie zur Ansteckung wissen müssen
Der medizinische Fachausdruck für Krätze lautet Scabies. Verursacht wird die Krankheit durch Milben. Allerdings nicht durch Hausstaubmilben, sondern durch eine spezielle Milbenart mit dem Namen "Sarcoptes scabiei variatio Hominis".
Diese Milben werden nur von Mensch zu Mensch durch Kontakt übertragen, Haustiere können nicht befallen werden und die Milben auch nicht weitergeben. Eine kurze Berührung reicht jedoch nicht aus. Es muss schon einen längeren Kontakt geben, beispielsweise durch gemeinsames Schlafen in einem Bett.
- Scabies ist also bei weitem nicht so ansteckend, wie man vermuten könnten.
- Und: Krätze entgegen der weitverbreiteten Meinung nichts mit mangelnder Hygiene zu tun.
Erfahren Sie hier mehr zu den Milben.
Welche Symptome die Krätze hat
Die Milben sind an sich ungiftig, aber das menschliche Abwehrsystem reagiert trotzdem auf die Tiere und ihre Ausscheidungen. Das dauert: Die ersten Symptome zeigen sich erst zwei bis fünf Wochen nach der Infektion mit Krätze-Milben.
- Der Ausdruck Krätze kommt von „sich kratzen“ – denn Betroffene werden von einem sehr starken, quälenden Juckreiz geplagt. Die Haut ist schuppig und krustig, zudem mit Kratzspuren als Folge des Juckreizes übersät.
- Die Milbengänge sind als feine, gewundene Linien auf der Haut zu erkennen. Am Ende einer solchen Linie befindet sich eine kleine Hauterhebung – hier sitzt die Milbe.
- Manchmal äußert sich die Krätze auch in erbsengroßen Knötchen, um die herum die Haut gerötet ist.
Wie Sie die Krätze behandeln können
Bereits bei den ersten Krätze-Anzeichen wie gerötete Papeln im Intimbereich, zwischen den Fingern oder in den Achseln und vor allem nächtlichem Juckreiz solle man zügig den Arzt aufsuchen.
Um Krätze zu behandeln, müssen die Milben abgetötet werden. Dies wird in der Regel durch Auftragen einer speziellen Salbe mit dem Wirkstoff Permethrin – einem künstlich hergestellten Insektizid – erreicht.
Es gibt noch weitere Salben mit anderen Wirkstoffen, die ebenfalls helfen. Neben der äußerlichen Behandlung mit Salben kann die Krätze auch durch ein Medikament zum Schlucken behandelt werden.
Nach wenigen Tagen Behandlung sind die Milben abgestorben. Da die Symptome jedoch nicht durch die Milben selbst hervorgerufen werden, sondern durch das Immunsystem, kann der Juckreiz noch mehrere Wochen darüber hinaus quälen.
Da Krätzmilben außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben könnten, rät die Expertin den Betroffenen und ihren Kontaktpersonen, Kleidung und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei mindestens 60 Grad zu waschen. Handtücher solle man direkt nach Gebrauch erneuern. Nicht waschbare Dinge sollten 7 bis 14 Tage lang luftdicht verpackt werden.
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