Nachtmenschen und solche, die morgens nur schwer aufwachen, könnten von der Schlummerfunktion ihres Weckers profitieren. Das legt eine Studie nahe, deren Ergebnisse bisherigen Annahmen über das sogenannte Snoozen widersprechen.
Die Schlummertaste von Wecker oder Handy hat ihren schlechten Ruf vielleicht zu Unrecht. Das legt zumindest eine Untersuchung nahe, deren Ergebnisse im Fachblatt „Journal of Sleep Research“ veröffentlicht wurden. Wie eine Forschungsgruppe unter schwedischer Leitung darin beschreibt, scheint es sogar von Vorteil zu sein, nicht gleich mit dem ersten Alarm aus den Federn zu springen, sondern das Weckerklingeln noch ein paar Mal wegzudrücken – allerdings nur für ganz bestimmte Menschen.
Ob sie sich von einem klassischen Wecker oder einem Mobiltelefon wecken lassen: Für Morgenmuffel ist die Schlummertaste oder Schlummerfunktion ein Segen, erlaubt sie doch, das Wecksignal abzubrechen und es erst einige Minuten später wieder ertönen zu lassen. Doch das Snoozen, wie der Wechsel zwischen Aufwachen und Weiterschlafen auch genannt wird, hat einen schlechten Ruf – die ständige Verzögerung des Aufstehens bringe die innere Uhr und das Gehirn durcheinander. Das Ergebnis sei über den Tag anhaltende Abgeschlagenheit mit entsprechenden Folgen für die kognitive Leistungsfähigkeit. Im Englischen heißt es daher auch „You snooze, you lose“, also: Wer snoozt, verliert.
„You snooze, you lose“ – was ist dran?
Ob die Redewendung wirklich ihre Berechtigung hat, hat eine Forschungsgruppe unter Leitung von Tina Sundelin von der Universität Stockholm in zwei Studien untersucht. In der ersten wurden gut 1700 Menschen zu ihren morgendlichen Gewohnheiten befragt – auch dazu, ob sie die Schlummerfunktion nutzen. 69 Prozent gaben an, zumindest manchmal die Schlummertaste zu drücken, wobei die Zeit im Bett auf diese Weise um durchschnittlich 22 Minuten verlängert wurde. Im Einzelnen nannten die Befragten indes sehr unterschiedliche Snooze-Zeiten von einer Minute bis hin zu drei Stunden. Besonders häufig berichteten junge Erwachsene und Nachtmenschen, das Aufstehen mit Hilfe der Schlummertaste hinauszuzögern. Als Grund gaben sie an, zu müde zu sein, um mit dem ersten Klingeln des Weckers aufzustehen.
Für die zweite Studie verbrachten 31 Menschen, die regelmäßig die Schlummerfunktion nutzten, drei Nächte in einem Schlaflabor. Während des Aufenthalts zeichneten Sundelin und ihr Team verschiedene Messwerte zum Schlaf der Teilnehmenden auf.
Alle drei Nächte durften die Probanden so lange schlafen, wie sie es sonst üblicherweise auch tun, wobei die erste Nacht der Gewöhnung an die fremde Schlafumgebung diente. An einem weiteren Morgen mussten sie sofort mit dem ersten Klingeln des Weckers aufstehen. In der dritten Versuchsanordnung schrillte er eine halbe Stunde früher – dafür durften die Teilnehmenden an diesem Morgen eine halbe Stunde lang snoozen, also die Schlummertaste drücken, die den Wecker für neun bis zehn Minuten verstummen ließ.
Schlummern sorgt nicht für Abfall der kognitiven Leistung
Entgegen der bekannten Kritik am Snoozen führte das mehrfache Drücken der Schlummertaste und der entsprechende Wechsel zwischen Schlaf und Aufwachen nicht zu einem Abfall der kognitiven Leistungen. Im Gegenteil: In drei von vier Tests, zu denen Mathe- und Gedächtnis-Aufgaben gehörten, schnitten die Teilnehmenden besser ab als an jenem Morgen, an dem sie direkt mit dem ersten Klingeln des Weckers aufstanden.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang indes, dass es sich bei den Teilnehmenden dieser zweiten Studie ausschließlich um Menschen handelte, welche an das Aufwachen mit Snooze-Phase gewohnt sind. „Diese Personen benötigen möglicherweise mehr Zeit, um die Auswirkungen der Schlafträgheit abzuwehren“, schreibt die Forschungsgruppe dazu. „Angesichts der in Studie 2 beobachteten kognitiven Verbesserungen könnte das Snoozing ein möglicher Weg sein, dies zu erreichen.“ Auch wenn weitere Belege erforderlich seien, um eine Verbesserung der kognitiven Funktionen zu belegen, sei zumindest klar, dass Snoozen bei Menschen, die daran gewöhnt sind, nicht zu kognitiven Beeinträchtigungen führe.
Keine Folgen für morgendliche Müdigkeit
Darüber hinaus stellten die Forschenden fest, dass die Probanden an den Snooze-Morgen nicht mehr in einen Tiefschlaf fielen – ein Wecken während dieser Phase gilt als besonders unangenehm. Zudem wurden keine eindeutigen Folgen für den Stresshormonspiegel, die morgendliche Müdigkeit, die Stimmung oder die Abfolge der Schlafphasen während der Nacht beobachtet. Allerdings führte das Drücken der Schlummertaste zu durchschnittlich sechs Minuten verlorenem Schlaf.
Schlafforscherin Sundelin bilanziert in einer Mitteilung ihrer Universität: „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es keinen Grund gibt, auf das morgendliche Snoozen zu verzichten, wenn es einem Spaß macht, zumindest nicht bei Snooze-Zeiten um die 30 Minuten. Es könnte sogar dazu beitragen, dass diejenigen, die morgens schläfrig sind, nach dem Aufstehen etwas wacher sind.“ Entsprechend sollte die Schlummerfunktion des Weckers künftig differenzierter betrachtet werden: Bei manchen Menschen, nämlich solchen mit spätem Chronotyp und morgendlicher Schläfrigkeit, könne sie helfen, die Schlafträgheit zu lindern.
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