Im Mai erreichte das Affenpockenvirus Deutschland. Am 19. wurde das Virus erstmals in einem Patienten nachgewiesen, inzwischen haben sich hierzulande bereits 33 Menschen in sechs Bundesländern mit dem Virus infiziert (Stand 31. Mai). Tendenz steigend. Das Robert Koch-Institut (RKI) vermerkt dazu eher zurückhaltend: "Weitere Fälle sind in Deutschland zu erwarten." Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung schätzt das Institut bislang allerdings als gering ein. Die Situation werde aber weiter "sehr genau" beobachtet. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach glaubt weiterhin nicht an die Möglichkeit einer Affenpocken-Pandemie. Eine schöne Erkrankung sei es dennoch nicht, sagte er im "Bericht aus Berlin" im "ARD": "Wir müssen das eindämmen. Wir wollen auch nicht, dass es sich festsetzt".
Wer sich mit dem Affenpockenvirus infiziert hat, soll erstmal zu Hause bleiben. Das RKI empfiehlt eine häusliche Isolation von mindestens 21 Tagen. Beendet werden soll die häusliche Quarantäne erst, wenn die Symptome abgeklungen sind. Auch alle Haushaltsmitglieder sind von den Isolationsmaßnahmen betroffen und sollten mindestens 21 Tage nach dem letzten Kontakt zu dem Infizierten zu Hause bleiben und sich selbst bezüglich möglicher Krankheitssymptome beobachten. Aber was muss in einer solchen häuslichen Quarantäne beachtet werden? Das RKI hat die wesentlichen Punkte in einem Flyer zusammengefasst.
Affenpocken
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Affenpocken-Infektion: So wenige Kontakte wie möglich
Um eine weitere Übertragung zu vermeiden, wird es um Infizierte erst einmal einsam. Erkrankte, die mit anderen Menschen zusammenleben, sollten diesen möglichst aus dem Weg gehen und sich in einem Einzelzimmer separieren. Gemeinschaftsräume sollten so selten wie möglich genutzt, Hände regelmäßig gereinigt werden. Das RKI empfiehlt Einweg-Handtücher zum Abtrocknen, zumindest aber sollte jedes Haushaltsmitglied ein eigenes Handtuch nutzen. Benutzte Wäsche von Infizierten sollte separat aufbewahrt werden und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Angeraten ist es, häufig berührte Oberflächen wie Smartphones mindestens einmal täglich zu reinigen, Bad- und Toilettenoberflächen sogar nach jeder Benutzung.
Menschen mit Risikofaktoren rät das RKI in dieser Zeit, möglichst anderswo unterzukommen. Zu dieser Personengruppe zählen Kinder unter 12 Jahren, Menschen in hohem Alter, Schwangere und Menschen mit unterdrücktem Immunsystem. Ist ein Kontakt trotz Infektion nicht zu vermeiden, beispielsweise weil die Unterstützung eines anderen benötigt wird, sollte Sicherheitsabstand gewahrt werden. Das RKI schreibt von 1,5 Metern. Zudem wird das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes empfohlen, vorhandene Hautläsionen sollten vollständig bedeckt werden und auf Körperkontakt in dieser Zeit vollends verzichtet werden.
Mindestens 21 Tage Isolation
Nötig sind diese strengen Vorkehrungen, weil Übertragungen von Mensch zu Mensch zwar als selten gelten, aber möglich sind. Mögliche Übertragungswege sind direkter Körperkontakt, kontaminierte Gegenstände wie Bettwäsche und selten auch Tröpfcheninfektion. Derzeit steht im Raum, dass viele der aktuellen Übertragungen durch sexuelle Aktivitäten erfolgt sein könnten. Sicher sei das allerdings, so das RKI, noch nicht. Das Tragen von Kondomen allein, betont das Institut jedenfalls, schütze in dieser Zeit nicht vor einer Infektion. Auch auf das Kuscheln mit dem Haustier sollte laut RKI verzichtet werden. Um Übertragungen von Mensch auf Tier zu verhindern, sollten die Haustiere während der Dauer der häuslichen Quarantäne in einem separaten Raum untergebracht werden.
Zu den Symptomen der Infektion gehören anfängliches Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten einstellen, später entwickeln sich Hautveränderungen. Betroffen von dem Ausschlag sind meist Gesicht, Handflächen und Fußsohlen, aber auch an andere Körperteile wie Genitalien können Hautveränderungen auftreten. In der Regel erholen sich Erkrankte zwar binnen weniger Wochen von der Affenpocken-Infektion, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Gesundheitsminister in der vergangenen Woche. Einige Menschen könnten aber auch schwer erkranken.
Impfungen gegen Affenpocken
Schon allein deshalb ist das Bestreben groß, den Affenpocken-Ausbruch einzudämmen. Die Regierung hat außerdem vorsorglich Pockenimpfstoff bestellt. Die ersten 40.000 Dosen werden demnach in den beiden ersten Juniwochen erwartet, 200.000 weitere später. Mit dem Vakzin könnten dann laut Lauterbach – wenn nötig – beispielsweise Kontaktpersonen von Infizierten sowie Risikogruppen geimpft werden. In den USA ist das Vakzin "Imvanex" gegen Affenpocken bereits zugelassen. Auch Virologe Gerd Sutter, er beobachtet für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung von Pockenviren, geht davon aus, dass eine breite Impfung der Bevölkerung nicht nötig sein wird. Im Interview mit der "ZEIT" sagte er: "Die meisten Experten rechnen damit, dass der Ausbruch jetzt nur kurz dauert und wenige Menschen betrifft."
Die Reaktionen auf die empfohlenen Isolationsmaßnahmen werden nicht von allen gut aufgenommen. Nachdem Infektiologe Leif Erik Sander den Flyer des RKI auf Twitter teilte, waren dort schnell Kommentare zu lesen, die von Hysterie-Post und Panikmache sprachen. Sander selbst wird in den Posts als Lobbyist und als dumm bezeichnet. Er solle sich nicht in die Hose machen, schließlich handele es sich, ist in einem anderen Schwurbel-Kommentar zu lesen, um ein "Sommerlochvirus von Karl, damit die 4fach geimpften 50jährigen FFP2-Maskenträger weiter im Panikmodus gehalten werden". Kommentare wie diese sind für Wissenschaftler:innen längst keine Neuheit mehr. Sie sind vor allem im Zuge der Auseinandersetzung mit einem anderen Virus zur bedenklichen Selbstverständlichkeit geworden: dem Coronavirus.
Quelle: RKI 1, RKI-Flyer, ZEIT, Twitter
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