Long-Covid bei Kindern harmloser als befürchtet? Studie aus Dänemark macht Hoffnung

Long-Covid trifft längst nicht nur schwer erkrankte Covid-Patienten. Wie stark Kinder betroffen sind, dazu gibt es bisher kaum gesicherte Erkenntnisse. Eine Studie aus Dänemark macht jetzt aber Hoffnung, dass sie deutlich seltener betroffen sein könnten als Erwachsene.

Viele Fragen zu Long-Covid können Medizin und Wissenschaft bisher nicht beantworten. Eine davon ist: Wie stark sind Kinder betroffen? Sie leiden zwar in der Regel, wenn überhaupt, nur an einem leichten Corona-Akutverlauf; vor möglichen Spätfolgen geschützt sind sie dennoch nicht. Eine dänische Studie macht jetzt allerdings Hoffnung, dass Kinder auch von Long-Covid weniger betroffen sein könnten als Erwachsene.

So stellten Mediziner unter anderem vom Universitätsklinikum Aarhus in einer Studie vier Wochen nach Infektion lediglich bei 0,8 Prozent der Kinder Long-Covid-Anzeichen fest. Sie stützen sich dabei auf Fragebögen, die die Eltern von jeweils rund 15.000 Kindern zwischen 0 und 17 Jahren mit und ohne positiven Corona-Test ausgefüllt haben. Laut den dänischen Medizinern handelt es sich damit um eine der wenigen Long-Covid-Studien bei Kindern mit Kontrollgruppe und um die bisher größte Long-Covid-Studie dieser Art.

Das sind die häufigsten Long-Covid-Symptome bei Kindern:

  • Müdigkeit
  • Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns
  • Schwindel
  • Muskelschwäche
  • Brustschmerzen
  • Probleme mit der Atmung

Je älter die Kinder waren, desto eher beobachteten die Mediziner anhaltende Symptome. Borch et al. 2022

Doch selbst bei den Kindern, die nach vier Wochen noch Symptome zeigten, würden sich diese meist binnen der nächsten vier Monaten geben, schreiben die Mediziner im „European Journal of Pediatrics“, wo ihre Untersuchung im Januar veröffentlicht worden ist.

Long-Covid bei Erwachsenen weiter verbreitet

Bei Erwachsenen geht die Wissenschaft bisher von etwa zehn Prozent Betroffener aus. Mediziner wie Jördis Frommhold, Chefärztin an der Median-Reha-Klinik in Heiligendamm und führende Expertin in Sachen Long-Covid in Deutschland, warnen deshalb angesichts der enorm hohen Fallzahlen der akuten Omikron-Welle vor einer weiteren Welle an Long-Covid-Erkrankten.

Da inzwischen klar ist, dass vor möglichen Spätfolgen auch Menschen mit mildem oder gar symptomlosen Verlauf nicht gefeit sind, rechnet Frommhold mit "mehreren Hunderttausend bis zu Millionen Menschen", die allein in Deutschland Spätfolgen haben werden, wie sie dem "RND" sagte.

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  • Was bei Long-Covid im Körper passiert

    Hinter Long-Covid stecken nach allem, was heute bekannt ist, bestimmte Autoimmun-Prozesse. "Es kommt zu einer überschießenden Aktivierung der körpereigenen Abwehr", erklärt Frommhold gegenüber FOCUS Online. "Durch das Virus scheint eine Kaskade im Immunsystem in Gang zu kommen, ähnlich wie bei einer Autoimmunerkrankung. Sämtliche Organe können betroffen sein. Daher haben wir ja auch so viele unterschiedliche Störungsbilder hier bei uns an der Klinik."

    “Wie man sie erkennt, warum sie so viele betrifft und was wirklich hilft” von Jördis Frommhold

    Dass diese Spätfolgen Kinder seltener treffen als Erwachsene, hatten Experten schon seit Längerem vermutet. Reinhard Berner, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden, hatte schon vor knapp einem Jahr im FOCUS-Online-Interview erklärt: "Langzeitschäden im Sinne von Organkomplikationen, die die gesunde Entwicklung der Kinder beeinträchtigen, betreffen eine ganz kleine Gruppe. Davon bin ich ziemlich überzeugt."

    Hilfe für Long-Covid-Betroffene

    Um Betroffenen bestmöglich zu helfen, entsteht zum Beispiel an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) derzeit eine Long-Covid-Ambulanz speziell für Kinder und Jugendliche. Nach Ministeriumsangaben treten schwere Corona-Erkrankungen bei Minderjährigen "glücklicherweise nur selten" auf. Die Datenlage zu Long-Covid bei Kindern sei jedoch immer noch begrenzt, die Diagnostik oft durch komplexe Symptome erschwert. Niedersachsen wolle mit der Ambulanz einen Forschungsbeitrag leisten und auch ermitteln, an welchen Stellen das Gesundheits- und Rehasystem weiterentwickelt werden müsse.

    • Ein Verzeichnis über Long-Covid-Ambulanzen in Deutschland finden Sie unter longcoviddeutschland.org/post-covid-19-ambulanzen
    • Informationen und Unterstützung erhalten Long-Covid-Betroffene auch in Selbsthilfegruppen. Eine Gruppe in Ihrer Nähe finden Sie unter www.nakos.de

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