Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. Dabei ist die Vorsorge gerade bei Darmkrebs besonders effektiv – wenn man denn hingeht. Viele haben eine falsche Vorstellung, was bei einer solchen Untersuchung passiert. Wir haben die größten Mythen zur Darmkrebs-Vorsorge auf ihren Wahrheitsgehalt gecheckt.
Die gesetzliche Vorsorge-Darmspiegelung ist mittlerweile 19 Jahre alt und hat sich auch seit ihrer Einführung 2002 stetig weiterentwickelt. Trotzdem existieren immer noch Vorurteile und Mythen über diese Untersuchung. Und manches hat sich regelrecht in eine Art kollektives Gedächtnis eingebrannt: So denken immer noch viele, dass man vor der Untersuchung tagelang Diät halten und unzählige Liter Abführmittel trinken müsse.
Wie falsch es sein kann, die Vorsorge aufgrund dieser Vorbehalte hinauszuzögern, zeigen allerdings die Zahlen: Aktuell erkranken rund 61.000 Menschen jedes Jahr neu an Darmkrebs. Rund 24.600 Menschen sterben pro Jahr daran.
Dabei könnten diese Zahlen quasi gen Null sinken!
Wenn nur mehr Versicherte mitmachen und rechtzeitig – ohne Symptome – zur Vorsorge gehen. Denn Darmkrebs ist ein Krebs, der sich hervorragend verhindern lässt. Bei der Koloskopie können Vorstufen des Darmkrebs entdeckt und schmerzfrei entfernt werden. Somit wird dem Darmkrebs der Garaus gemacht, noch bevor er überhaupt entstehen kann. Ziemlich genial!
Seit Einführung dieser kostenfreien Präventionsleistung konnten auf diesem Weg circa 306.000 Neuerkrankungen und 145.000 Todesfälle verhütet werden. Dies ist eine großartige Bilanz. Damit künftig noch mehr Menschen zur Vorsorge gehen, hat die Felix Burda Stiftung die verbreitetsten Mythen gecheckt.
Mythos 1: "An Darmkrebs erkranken nur alte Menschen."
Falsch. Aktuelle Zahlen zeigen, dass immer mehr junge Menschen an Darmkrebs erkranken. In Deutschland sind es jedes Jahr rund 3400 Personen im Alter unter 50. Das Risiko für Darmkrebs steigt zwar ab dem Alter von 50 Jahren deutlich an, der Krebs kann aber auch schon in jüngeren Jahren auftreten, wenn es zum Beispiel Fälle von Darmkrebs in der Familie gibt. Felix Burda Stiftung
In dem Fall gilt, dass die erste Vorsorgedarmspiegelung zehn Jahre vor dem Alter liegen soll, in dem beim Familienmitglied Darmkrebs festgestellt wurde. Spätestens jedoch mit 40 bis 45 Jahren.
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Mythos 2: "Ich habe keine Darm-Probleme, also brauche ich keine Vorsorge.“
Sowas von falsch! Darmkrebs macht lange Zeit keine Beschwerden. Man kann sich also gesund fühlen und dennoch Darmkrebs haben. Vorsorge heißt aber ohnehin, dass man eben ohne jegliche Symptome zum Magen-Darm-Arzt geht. Denn bei der Vorsorge will der Arzt die Vorstufen entdecken, die zu Krebs werden könnten. Werden die dann entfernt, ist das echte Prävention.
Aber sind erst einmal Symptome vorhanden, ist der Darmkrebs womöglich schon gewachsen und eine Heilung nur sehr schwer möglich. Liegt kein bekannter Risikofaktor vor, wird für Männer ab dem Alter von 50 und Frauen ab dem Alter von 55 Jahren eine Vorsorge-Darmspiegelung empfohlen. Alternativ kann ab 50 ein immunologischer Stuhltest durchgeführt werden, der Blut im Stuhl und damit mögliche Anzeichen für Darmkrebs erkennt. Liegen ein oder mehrere Risikofaktoren (etwa Darmkrebs in der Familie oder sichtbares Blut im Stuhl) vor, sollte dringend bereits früher mit der Vorsorge begonnen werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Felix Burda Stiftung In einem frühen Erkrankungsstadium kann Darmskrebs durch Vorsorge noch verhindert bzw. geheilt werden.
Mythos 3: "Eine Darmspiegelung ist zeitaufwändig und schmerzhaft."
Falsch. Die Darmspiegelung wird heute nahezu ausschließlich ambulant durchgeführt. Der Patient liegt während der circa 20 Minuten dauernden Untersuchung entspannt und zugedeckt auf einer Liege. Auf Wunsch erhält er eine Kurzschlafspritze. Diese ist auch nicht mit einer Vollnarkose zu verwechseln.
Der Patient fällt lediglich in einen kurzen und leichten Schlaf. So spürt er während der gesamten Untersuchung keinerlei Schmerzen. Der häufigste Satz, den ein Magen-Darm-Arzt nach der Untersuchung vom Patienten hört, lautet daher auch "Wann geht's denn los?". Dabei ist dann schon alles vorbei. Durchgeführt wird die Untersuchung von einem Facharzt, einem Magen-Darm-Arzt bzw. Gastroenterologen. Wurde eine Kurzschlafspritze verabreicht, ist man den restlichen Tag nicht verkehrstüchtig. Ansonsten kann man nach der Untersuchung den üblichen Tagesablauf wieder aufnehmen. Felix Burda Stiftung Bei einer Darmspiegelung wird eine Kamera in den Dickdarm eingeführt. So können Ärzte bedenkliche Veränderungen erkennen. Felix Burda Stiftung
Mythos 4: "Für die Vorbereitung muss ich viele Liter einer schlecht schmeckenden Flüssigkeit trinken."
Falsch. Dieser Mythos ist schon lange überholt. Im Gegensatz zu (viel) früher müssen heute zur Vorbereitung des Darms oft nur noch zweimal 0,5 Liter der Spülflüssigkeit getrunken werden. Angereichert mit Zitronen- oder Orangengeschmack hat diese sich inzwischen auch geschmacklich verbessert.
Eine gute Reinigung des Darms ist Voraussetzung für ein sicheres Untersuchungsergebnis, deswegen trinkt man zu dem Mittel am besten noch klare Flüssigkeiten, wie Tee oder klare Obstsäfte. Dann wird alles sauber und der Arzt kann auch die kleinsten Veränderungen im Darm bestens erkennen. Also: Alles halb so wild.
Mythos 5: "Gesunde Lebensmittel schützen mich vor Darmkrebs."
Falsch. Selbst wenn ich mich gesund ernähre, nicht rauche, kein Fleisch esse und Sport treibe, können trotzdem Vorstufen im Darm wachsen oder sich eben auch Darmkrebs entwickeln. Mit dem gesunden Lebensstil lässt sich lediglich das allgemeine Risiko etwas minimieren. Ein Schutz, im Sinne einer Sicherheit, ist dadurch allerdings nicht gegeben.
Als Faustregel gilt: Durch einen gesunden Lebensstil kann ich mir nicht nur generell etwas Gutes tun, sondern auch mein Risiko für Krankheiten, wie beispielsweise Darmkrebs, etwas verringern. Durch einen schlechten Lebensstil – wie etwa Rauchen, keine Bewegung, viel Alkohol, viel Frittiertes, viel verarbeitetes Fleisch – erhöhe ich mein Risiko an Darmkrebs zu erkranken dagegen deutlich.
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Mythos 6: "Es ist in diesen Corona-Zeiten besser, nicht zur Vorsorge zu gehen, da man sich sonst mit Sars-CoV2 infiziert."
Sehr falsch. Natürlich gingen viele in der ersten Corona-Welle ab März 2020 aus Angst vor Ansteckung nicht mehr zum Arzt. Auch der Praxisbetrieb musste anfangs wegen mangelnder Schutzausrüstung stark eingeschränkt werden. Mittlerweile aber spielen diese Faktoren keine Rolle mehr. Die Praxen der Magen-Darm-Ärzte sind hervorragend hygienisch auf die Pandemiebedingungen eingestellt. Felix Burda Stiftung Vorsorge ist wichtig – Präventiophobie kann tödlich sein.
"Bürgerinnen und Bürger können ohne Sorge ins Krankenhaus oder die Arztpraxis gehen. Es besteht kein Grund, notwendige Arztbesuche aufzuschieben", betont die Präsidentin des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI), Christine Neumann-Grutzeck. Und tatsächlich: Laut der Auswertung des Zi (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung) von Januar bis September 2020, wurden sogar 9500 Vorsorge-Koloskopien mehr durchgeführt, als im Vergleichszeitraum 2019. Trotz Corona!
Anmerkung: FOCUS Online gehört genauso wie die Felix Burda Stiftung zu Hubert Burda Media.
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