Vorsorge: Ärzte fordern Leber-Screening

Infektionen mit Hepatitis C- und B-Viren, eine schlechte Ernährung und zu viel Alkohol können der Leber schaden. Das Tückische: Eine kranke Leber verursacht kaum Symptome. Weil Früherkennungsprogramme fehlen, werden Leberleiden oft erst dann entdeckt, wenn sie schon weit fortgeschritten sind. Experten wollen das ändern.

Lebererkrankungen verlaufen meist über lange Zeit hinweg schmerz- und symptomlos. "Zu Beginn weisen höchstens unspezifische Symptome wie Müdigkeit auf ein Problem mit der Leber hin", erklärt Professor Dr. med. Frank Lammert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Viele Betroffene wüssten überhaupt nicht, wie schlecht es um ihr größtes inneres Organ stehe. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli fordern Experten der DGVS daher strukturierte Früherkennungsprogramme für die Leber.

Bleiben Schäden an dem Entgiftungsorgan nämlich unbehandelt, kann das schwere Folgen haben: Von Entzündungen über Vernarbungen bis hin zu einer gefährlichen Leberzirrhose. "Die durchschnittliche Lebenserwartung dieser Patienten ist zehn bis 20 Jahre niedriger als die der Gesamtbevölkerung", sagt Lammert. Denn mit der Zirrhose steigt auch das Risiko für ein Leberversagen oder die Entwicklung von Leberkrebs.

Werden Leberschäden rechtzeitig erkannt, sind sie in vielen Fällen heilbar, da die Leber über eine große Regenerationsfähigkeit verfügt. "Spätfolgen wie Leberversagen und Leberkrebs könnten in vielen Fällen vermieden werden. Jedoch nur, wenn rechtzeitig einer Therapie begonnen wird", betont der Mediziner.

Leberwerte sind kein Bestandteil des Check-up 35

Die DGVS-Experten kritisieren, dass die Bestimmung der Leberwerte derzeit noch kein Bestandteil des "Check-up 35" ist. Das Vorsorgeprogramm steht allen gesetzlich versicherten Patienten zwischen 18 und 34 Jahren offen und kann ab dem 35. Geburtstag alle drei Jahre wiederholt werden. Um dies zu ändern, führen Ärzte und Wissenschaftler in Rheinland-Pfalz und im Saarland aktuell die SEAL-Studie (Strukturierte Früh-Erkennung einer Asymptomatischen Leberzirrhose) durch. Hier soll eine Datengrundlage geschaffen werden, damit die Leberwerte bei allen Patienten künftig routinemäßig überprüft werden. Die Studie läuft noch bis Dezember 2020, dann werten die Wissenschaftler aus, bei wie vielen Teilnehmern durch die Untersuchung Leberschäden frühzeitig erkannt werden konnten.

Ungesunde Ernährung, Alkohol und Infektionen

Leberschäden können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Am häufigsten sind sie mittlerweile auf unsere zu ungesunde Ernährung zurückzuführen. Aber auch seltene genetische Faktoren, die Einnahme bestimmter Medikamente, übermäßiger Alkoholkonsum oder Infektionen mit Hepatitis-Viren können die Leber schädigen.

NK

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