Arzneimittel-Engpässe sind seit Jahren ein Problem, die Corona-Pandemie verschärft sie zusätzlich. Knapp sind dadurch vor allem intensivmedizinische Arzneimittel wie Propofol, Midazolam und Noradrenalin. Der Bedarf erhöhte sich durch die Versorgung von COVID-19-Patienten und ein Mehrgebrauch wird auch künftig erwartet. Was tun? Bei Midazolam springen nun die Krankenhausapotheken in einer einmaligen Gemeinschaftsaktion mit dem Bundesgesundheitsministerium in die Bresche.
Die Corona-Pandemie fordert einiges, unter anderem die Versorgung von beatmungspflichtigen und schwer an COVID-19 Erkrankten – von ärztlicher und pflegerischer Seite und auch mit intensivmedizinischen Arzneimitteln. Bereits im April – beim telefonischen Jour Fixe zu Liefer- und Versorgungsengpässen – rechnete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) damit, dass sich der Bedarf an Arzneimitteln in der Intensivmedizin bei Vollauslastung aller Intensivbetten um den Faktor 2,5 erhöhen wird.
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Eine Taskforce, bestehend aus ADKA, AMK, BfArM, DKG, Pro Generika und AWMF, wurde damals berufen, um Konzepte zur Vermeidung von intensivmedizinischen Versorgungsproblemen zu entwickeln. Konkret erstellten die Zuständigen eine Liste mit etwa 20 für die intensivmedizinische Versorgung relevanten Wirkstoffen – mit dabei auch die Wirkstoffe Propofol, Midazolam und Norepinephrin.
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Eine Liste erstellen ist eine Sache, allerdings schafft dies noch lange nicht die benötigten Arzneistoffe herbei. Hier hat der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) nun die Initiative ergriffen: In einer einzigartigen Entlastungsaktion gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) wollen die Krankenhausapotheker die Midazolam-Versorgung sichern.
1,6-fach erhöhter Midazolambedarf erwartet
Warum ausgerechnet Midazolam? In einer Mitteilung der ADKA erklärt deren amtierender Präsident und Leiter der Universitätsklinikapotheke Erlangen, Professor Frank Dörje: „Die Taskforce stellte insbesondere für die Wirkstoffe Propofol, Midazolam und auch Noradrenalin eine akut schwierige Liefersituation fest. Während die pharmazeutische Industrie für Propofol und Noradrenalin offensichtlich kurzfristige Produktionserhöhungen umsetzen kann, sieht das aktuelle Lagebild für Midazolam i.v. Parenteralia – bei einem geschätzten 1,6-fach höheren Gesamtbedarf (im Vergleich zum Vorjahr, bei einem pandemischen Worst-Case-Szenario) – derzeit sehr angespannt aus.“ Mehrere Firmen hätten gleichzeitig Lieferengpässe oder gar Lieferabrisse teilweise bis Ende September 2020 beim BfArM gemeldet.
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