Häufung schwerer Fälle der lebensbedrohlichen Thromboembolie
Lungenembolien sind eine häufige Todesursache bei COVID-19-Erkrankten, berichteten Forschende vor kurzem. Doch auch bei Menschen, die nicht am neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankt sind, nehmen lebensbedrohliche Thromboembolien stark zu – auch Bewegungsmangel könnte hier eine Rolle spielen. Fachleute weisen darauf hin, dass mehr Bewegung Leben retten könnte.
Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. weist in einer aktuellen Mitteilung darauf hin, dass Thrombosen und Lungenembolien auch während der Corona-Pandemie keine Pause machen. Fachleute beobachten sogar eine Häufung schwerer Fälle der lebensbedrohlichen Thromboembolie bei Menschen, die nicht an COVID-19 erkrankt sind. Viele scheuen während der Krise den Arztbesuch aus Angst vor einer Infektion. Das kann gefährliche Folgen haben. Auch Bewegungsmangel kann das Thromboserisiko erhöhen.
Auf jedes neue Symptom achten
Durch den öffentlichen Fokus auf die durch das neuartige Coronavirus hervorgerufene COVID-19-Erkrankung scheinen andere lebensbedrohliche Krankheiten aus dem Blickfeld zu verschwinden.
Diese Entwicklung hat fatale Folgen für viele Patientinnen und Patienten, etwa im Fall einer unbehandelten Thrombose.
Prof. Rupert Bauersachs, wissenschaftlicher Leiter des Aktionsbündnis Thrombose, appelliert daher an die Patientinnen und Patienten: „Achten Sie auf jedes neue Symptom, etwa Schwellungen oder Schmerzen im Bein. Sprechen Sie Ihren Hausarzt an und lassen Sie Ihr Thromboserisiko abklären.“
Betroffene gehen oft erst spät zum Arzt
Hintergrund für die Mahnung ist eine Häufung von schweren Fällen in letzter Zeit.
„Wir beobachten eine deutlich geringere Zahl an Fällen, die von Hausärzten überwiesen werden. Stattdessen kommen deutlich mehr schwere Fälle zu uns in die Klinik, die stationär behandelt werden müssen und häufig Folgeschäden davontragen. Diese Fälle hätte man oft frühzeitig gut behandeln können.“
Wie in der Mitteilung erklärt wird, sollte immer die Hausärztin oder der Hausarzt der erste Ansprechpartner sein.
Nach einer kurzen Zeit mit vielen geschlossenen Praxen sind die meisten inzwischen mit Schutzmaterial ausgerüstet und treffen strenge Vorsichtsmaßnahmen. Das Gleiche gilt auch für den Besuch von Fachärzten oder Ambulanzen, der nicht unnötig verschoben werden sollte.
Viele Menschen bewegen sich zu wenig
Auch mit den aktuellen Lockerungen bleibt der Grad der Bewegung vieler Menschen unter dem – oft schon niedrigen – Niveau vor dem Lockdown.
Arbeiten im Homeoffice macht den Weg zur Arbeit unnötig und auch die Wege in der eigenen Wohnung sind meist deutlich kürzer als im Büro. Auch Personen in Kurzarbeit oder Menschen, die sich in ihrem normalen Tagesablauf viel bewegen, spüren diese Einschränkungen.
„Hinzu kommt natürlich der Bereich Sport. Ein ganz normales Training im Verein oder auch im Fitness-Studio wird noch einige Zeit so nicht möglich sein“, sagt Professor Bauersachs. „Gesunde Gefäße sind aber ein wichtiger Schutzfaktor gegen eine Thrombose. Einfaches Training hilft schon, die Venen so zu stärken, dass diese ihre Arbeit zuverlässig machen können.“
Das Aktionsbündnis Thrombose, ein Zusammenschluss von medizinischen Fachgesellschaften und einer Patientenvereinigung, hat auf seiner Webseite eine Übersicht mit einfachen Übungen wie der „Fußwippe“ oder „Zehenspitzen heben“ anschaulich aufbereitet.
Verschiedene Risikofaktoren
Laut der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. sterben jedes Jahr über 40.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Lungenembolie, das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle, Brust- und Prostatakrebs und HIV zusammen. Häufigste Ursache dafür ist eine Thrombose.
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches ein Gefäß verengen oder vollständig verstopfen kann. Am häufigsten passiert das in den Beinvenen.
Wenn sich der Blutpfropf löst und mit dem Blutstrom bis in die Lunge geschwemmt wird, kann er dort Blutgefäße blockieren (Thromboembolie) und eine Lungenembolie verursachen.
Außerdem können Blutgerinnsel einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie weitere Durchblutungsstörungen auslösen.
Zwar kann es grundsätzlich jung und alt treffen, doch das Lebensalter ist der Hauptrisikofaktor für eine Thrombose. Laut Fachleuten steige die Gefahr ab einem Alter von 60 Jahren deutlich an.
Auch Personen mit Krampfadern, einer Lungen- oder Herzkrankheit sowie Rauchende und Übergewichtige haben ein erhöhtes Thromboserisiko.
Zudem ist bekannt, dass Bewegungsmangel wie etwa nach längerer Bettlägerigkeit nach Operationen oder bei Flugreisen und auch hormonelle Veränderungen wie zum Beispiel in der Schwangerschaft ein erhöhtes Thromboserisiko zur Folge haben.
Die Antikoagulation, also die Einnahme von Blutverdünnern, ist im Fall einer akuten Tiefen Venenthrombose oder ihrer möglichen Komplikation, der Lungenembolie, die wichtigste Therapiemaßnahme. (ad)
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