Verdacht auf Meningokokken: Dreijähriges Mädchen wohl an Blutvergiftung gestorben

An der Eingangstür der Kindertagesstätte “Pirolino” im Dresdner Stadtteil Cotta klebt seit Dienstag ein Aushang. “Achtung! In unserer Einrichtung ist Meningokokken-Meningitis aufgetreten”, steht dort geschrieben. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat sich ein dreijähriges Mädchen mit den gefährlichen Bakterien infiziert. Laut Stadt, die Träger der Einrichtung ist, war es am vergangenen Freitag noch in der Kita. Am Wochenende habe sich der Zustand der Kleinen aber rapide verschlechtert. Sie starb demnach am Montag in der Kinderklinik am Universitätsklinikum der sächsischen Landeshauptstadt. Ob das Kind tatsächlich an den Folgen einer Meningokokken-Infektion gestorben ist, wird derzeit noch untersucht. 

“Wissen nicht, ob es sich um Meningokokken handelt”

“Aufgrund des schweren Krankheitsverlaufs müssen wir zunächst davon ausgehen, dass das Mädchen an einer Meningokokken-Sepsis verstorben ist” sagt Jens Heimann, Leiter des Gesundheitsamts Dresden. Prof. Reinhard Berner, Leiter der Kinderklinik, konnte den Verdacht zunächst nicht bestätigen. “Wir wissen nicht, ob es sich um Meningokokken gehandelt hat”, so Berner gegenüber “Tag24”. Erste Tests hätten die Erreger nicht bestätigt. Derzeit werte man weitere Laborproben aus. Um die etwa 150 Kinder und 24 Erzieherinnen und Erzieher der Kita “Pirolino” zu schützen, läuft derzeit eine Antibiotika-Prophylaxe. Wie das Gesundheitsamt mitteilte, müssen alle 37 Krippenkinder zwei Tage lang Antibiotika als Saft oder Dragees einnehmen. 

Zuletzt war im November 2018 – ebenfalls an einer Dresdner Kita – bei einem kleinen Mädchen eine Hirnhautentzündung festgestellt worden. Auch damals wurden an die Kontaktpersonen präventiv Antibiotika verabreicht. Das Mädchen überlebte. 

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Meningokokken sind Bakterien, die über direkten und engen Kontakt durch Tröpfcheninfektion beim Anhusten oder Niesen übertragen werden. Auch beim Kuscheln, Küssen oder Spielen mit engem Körperkontakt können sie von Mensch zu Mensch übertragen werden. Etwa zehn Prozent der europäischen Bevölkerung tragen die Keime in ihrem Nasen-Rachen-Raum, ohne Krankheitszeichen zu entwickeln. Gefährlich sind die Keime, weil sie eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen können. Fachleute gehen in Deutschland pro Jahr von etwa 700 durch Meningokokken ausgelöste Erkrankungen aus. Betroffen sind demnach vor allem Säuglinge im ersten Lebensjahr, aber auch Kleinkinder unter fünf Jahren und Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren.

Meningokokken: Symptome und Prophylaxe

Die Zeit zwischen Infektion und den ersten Symptomen geben Mediziner bei Meningokokken mit durchschnittlich drei bis vier Tagen an. Im Fall einer Hirnhautentzündung leiden die Patienten zunächst unter hohem Fieber, Erbrechen, Schüttelfrost sowie Gelenk- und Muskelschmerzen. Ein typisches Zeichen ist die sogenannte Nackensteifigkeit. Zu einer Blutvergiftung kommt es, wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen und den Körper förmlich mit Giftstoffen überschwemmen. Ärzte sprechen dann von einer Sepsis.

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institus (StiKo) empfiehlt Eltern, ihre Kinder nach dem ersten Geburtstag mit einer Grundimmunisierung gegen Meningokokken vom Serotyp C zu schützen. Ein Impfstoff gegen den mit 70 Prozent am häufigsten auftretenden Serotyp B wurde 2013 zwar von der EU-Kommission zugelassen, wird in Deutschland aber nicht eingesetzt.

Quellen: “Tag24”, Robert-Koch-Institut

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