Spahn will die Notfallversorgung komplett umbauen

Nach dem Pflegesektor, der ambulanten ärztlichen Versorgung,dem Arzneimittelsektor und dem Apothekenmarkt will BundesgesundheitsministerJens Spahn (CDU) nun auch die Notfallversorgung komplett umkrempeln. Amgestrigen Dienstag präsentierte er Eckpunkte, nach denen es unter anderem künftigvon Ärzten und Kliniken gemeinsam geführte Notfallzentren geben soll. DieApothekennotdienste sollen damit aber nur harmonisiert werden, „wenn dieApotheker dies wünschen“, hieß es aus dem BMG.

Patienten müssen stundenlang warten, Ärzte und Pflegerbringt es ans Limit und darüber hinaus: Um überfüllte Rettungsstellen in vielenKliniken zu entlasten, soll die Notfallversorgung außerhalb der normalenPraxis-Öffnungszeiten grundlegend umgebaut werden. Im Moment kämen viel zuviele Patienten in die Krankenhäuser, sagte Spahn am gestrigen Dienstag inBerlin. Im neuen Jahr will er deswegen eine Großoperation auf den Weg bringen,zu der auch eine Grundgesetzänderung gehört. Zentrales Ziel: Eine stärkereSteuerung der Patienten je nach Dringlichkeit des Anliegens – über neuegebündelte Lenkungsstellen per Telefon und in den Kliniken.

Nicht nur in großen Städten ist es seit Jahren ein Problem,dass mehr und mehr Patienten direkt in Notaufnahmen gehen statt zum Beispiel zueinem Bereitschaftsarzt, obwohl sie längst nicht immer in akuter Not sind.Entfielen vor acht Jahren noch 47 Prozent der Notfälle auf die Krankenhäuser,waren es vor drei Jahren schon 53 Prozent. Und regionale Unterschiede gibt esauch, wie das Ministerium erläuterte. So gingen in Mecklenburg-Vorpommern fast60 Prozent der Versicherten zu einem Bereitschaftsarzt, in Berlin dagegen rund80 Prozent in die Klinik. In überlaufenen Notaufnahmen kommt es dann regelmäßigzu Stress fürs Personal und teils auch zu gereizter Stimmung unter denWartenden. Um gegenzusteuern, plant Spahn weitgehende Änderungen in dreiBereichen und will dafür auch die Bundesländer ins Boot bekommen:

  • Patienten sollen sich in Notfällen künftig an gemeinsameLeitstellen wenden – unter dem bekannten Notruf 112 und dem noch wenigerbekannten ärztlichen Bereitschaftsdienst mit der Nummer 116 117. Dort sollensie eine erste Einschätzung bekommen und in die passende Versorgungsebenegeschickt werden: ins Krankenhaus, eine Bereitschaftspraxis oder auch in eineganz normale Sprechstunde am Montagmorgen. Wie diese Art Notfall-Hotline genauorganisiert werden soll, ist noch zu klären. Denn die 112 ist ja auch derFeuerwehr-Notruf, bei dem keine Warteschleife entstehen soll.

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