PSA-Test auf Prostatakrebs: Experten warnen vor schweren Schäden

In Deutschland erkranken rund 500.000 Menschen jedes Jahr neu an Krebs. Screeningmethoden sollen dabei helfen, Karzinome in einem frühen Stadium zu erkennen. Denn: Je früher Krebs erkannt wird, desto besser ist er in vielen Fällen zu behandeln. Entscheiden sich Patienten für eine Maßnahme aus dem gesetzlichen Früherkennungsprogramm – etwa eine Mammographie – beginnt für sie danach oft eine Zeit des bangen Wartens: Sind die Testergebnisse unauffällig? Oder gibt es einen kritischen Befund, der weitere Untersuchungen nach sich zieht – etwa eine Gewebeentnahme? Da sich Screeningmethoden an augenscheinlich gesunde Menschen ohne Symptome richten, sollte ihr Nutzen belegt und größer sein als das Risiko für mögliche Schäden.

Experten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben nun eine Früherkennungsmaßnahme für Prostatakrebs auf den Prüfstand gestellt – mit ernüchterndem Ergebnis. Ein Screeningprogramm auf das prostataspezifische Antigen (PSA) schade mehr als dass es nutze, heißt es in einem Vorbericht des Instituts, der Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde. Der Test führe “häufig zu Überdiagnosen und falsch-positiven Befunden”. Diese könnten wiederum zu unnötigen Therapien führen – mit potenziell schweren körperlichen Schäden wie Inkontinenz und Impotenz.

Für den PSA-Test müssen Patienten selbst zahlen

Der PSA-Test ist nicht Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms, wird aber von Ärzten als sogenannte “Igel”-Leistung (Abk. für “individuelle Gesundheitsleistung”) auf Selbstzahlerbasis angeboten. Das IQWiG hatte vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) den Auftrag bekommen, den Nutzen eines flächendeckenden PSA-Screenings bei augenscheinlich gesunden Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs zu prüfen. Der GBA wiederum entscheidet, ob gesetzliche Krankenversicherungen bestimmte Screeningmaßnahmen anbieten und die Kosten dafür übernehmen sollten. Für den PSA-Test gibt es dafür zumindest von Seite des IQWiG kein grünes Licht. 

Risikofaktor Rauchen

Rund 19 Prozent aller vermeidbaren Krebsfälle gehen auf das Konto von Zigaretten. Rauchen gilt als der wichtigste vermeidbare Risikofaktor bei der Krebsentstehung. Auch Passivrauch stellt ein Risiko dar.

Raucher erkranken eher an Lungenkrebs als Nichtraucher. Rund neun von zehn Männern mit Lungenkrebs haben die Krankheit vermutlich durch Rauchen bekommen. Bei den Frauen sind es sechs von zehn Betroffenen. Darüber hinaus gibt es Zusammenhänge mit vielen anderen Krebsarten, etwa Mundhöhlen-, Speiseröhren- oder Kehlkopfkrebs. 

So senken Sie Ihr Risiko:

Hören Sie mit dem Rauchen auf. Ein Rauchstopp lohnt sich in jedem Alter. Dabei gilt: Je früher im Leben verzichtet wird, umso größer ist der positive Effekt. Zehn Jahre nach der letzten Zigarette sinkt das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, etwa Mund-, Luft- und Speiseröhrenkrebs. Die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, sinkt im Vergleich zu Menschen, die weitergeraucht haben, um die Hälfte.

Die Experten hatten Studien mit mehr als 400.000 Teilnehmern ausgewertet. Dabei zeigte sich: Ein PSA-Screening nützt zwar einigen Männern, indem es ihnen Belastungen durch Krebs-Metastasen erspart oder verzögert. Doch davon profitieren im Schnitt nur etwa drei von 1000 Patienten innerhalb von zwölf Jahren. Ob das Screening zu einer nennenswerten Lebensverlängerung bei Patienten führt, bleibt unklar. Eine Änderung in der Gesamtsterblichkeit war aus den Daten nicht abzulesen.

Für dieses Phänomen gibt es auch eine mögliche Erklärung: Es sind in der Regel ältere Männer, die durch ein PSA-Screening vor dem Tod durch Prostatakrebs bewahrt werden. Gerade bei älteren Menschen ist das Risiko aber groß, dass sie ohnehin zu einem vergleichbaren Zeitpunkt an einer anderen Ursache sterben, etwa einem Schlaganfall oder Herzinfarkt. Sie sterben dann mit dem Krebs – aber nicht durch den Krebs.

PSA-Test: Schäden durch Überdiagnosen und Übertherapie

Die Liste der möglichen Schäden ist laut IQWiG dagegen lang:

“Screeningmaßnahmen können erhebliche Schäden nach sich ziehen”, sagt IQWiG-Leiter Jürgen Windeler. “Beim PSA-Screening kommt es insbesondere zu einer beträchtlichen Zahl von Überdiagnosen, die an sich belastend sind, vor allem aber Übertherapien nach sich ziehen und letztlich zu schwerwiegenden und langanhaltenden Komplikationen wie Inkontinenz und Impotenz führen können.” Windler kommt daher zu dem Schluss: “Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs sollte deshalb gegenwärtig kein organisiertes Prostatakarzinomscreening mittels PSA-Test angeboten werden.”

In Deutschland bekommen jährlich rund 57.000 Männer die Diagnose Prostatakrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren. Neben dem PSA-Test gibt es noch eine weitere Früherkennungsmaßnahme: die digital-rektale Untersuchung. Sie ist Teil des gesetzlichen Früherkennungsangebots für Männer ab dem 45. Lebensjahr und wird von den Krankenkassen erstattet. Eine Pflicht, an dem Programm teilzunehmen, gibt es nicht. 

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