Populäre Netflix Serie führte zu erhöhten Suizid-Raten bei Jugendlichen

Anstieg von Selbstmordraten nach Veröffentlichung der Netflix-Serie

In der Netflix Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ (13 Reasons Why) erklärt eine 17-jährige Teenagerin ausführlich mit dreizehn Gründen, warum sie sich umgebracht hat. Sie spricht jede Begründung auf eine Kassette, die dann nach ihrem Tod demjenigen übermittelt wird, der an ihrem Unglück aus ihrer Sicht Mitschuld trägt. Als die Serie veröffentlicht wurde, stand sie in der Kritik, einen negativen Einfluss auf Jugendliche auszuwirken. Dies hat sich nun durch eine Studie bestätigt. Wie sich in einer Untersuchung zeigte, stieg die Selbstmordrate in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen nach der Veröffentlichung der Serie deutlich an.

Eine auf Selbstmord spezialisierte Forschungsgruppe der Medizinischen Universität Wien untersuchte kürzlich, ob die vielfach kritisierte Netflix-Serie „13 Reasons Why“ tatsächlich einen Einfluss auf Jugendliche ausübte. Sie untersuchten die Suizide, die in dem Zeitraum vor und nach der Veröffentlichung der Serie in den USA vorfielen. Innerhalb drei Monate nachdem die Serie verfügbar wurde, stiegt die Selbstmordrate in der Altersgruppe der 10 bis 19-Jährigen um 13 Prozent an. Vorwiegend junge Frauen waren betroffen. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „JAMA Psychiatry“ vorgestellt.

Mehr Selbstmorde nach dem Start der Pay-TV-Serie

Nach dem Start der Netflix Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ zeigte sich ein markanter Anstieg von Suiziden in den USA. Zu diesem Ergebnis kommt die Unit Suizidforschung & Mental Health-Promotion am Zentrum für Public Health der MedUni Wien.

„Binnen drei Monaten ist bei der Gruppe der 10- bis 19-Jährigen ein Anstieg von 13 Prozent nachzuweisen, das sind 94 Suizide mehr in diesem Zeitraum“, betont Studienleiter Thomas Niederkrotenthaler in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Einen besonderen Zuwachs gab es unter den weiblichen Jugendliche. Dies wurde auch von den Forschenden im Vorfeld erwartet, da die Serie ausführlich den Selbstmord einer jungen Frau beschreibt. Außerhalb dieser Altersgruppe habe es keine Veränderungen in den Selbstmordraten gegeben.

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Richtiger Umgang mit dem Thema Selbstmord ist wichtig

„Die Darstellung der Suizid-Problematik im Fernsehen ist wichtig für die Entstigmatisierung“, erklären die Psychologie-Experten der MedUni Wien. Aber es komme besonders auf das „Wie“ an. Wichtig sei vor allem, immer aufzuzeigen, dass es auch eine andere Lösung gibt. Auch für schwierige Lebenssituationen gebe es immer einen anderen Ausweg, unterstreichen die Psychologen. Dies habe die Netflix-Serie nicht ausreichend vermittelt. Die Situation der Protagonistin sei zu aussichtslos dargestellt worden. Ein weiterer schwerer Kritikpunkt der Serie sei, dass sich die Hilfegesuche der Hauptdarstellerin als völlig nutzlos erwiesen.

Befürchtung bewahrheitete sich

„Wir haben gemeinsam mit nationalen und internationalen Organisationen bereits kurz nach der Veröffentlichung hingewiesen, dass so der falsche Eindruck entstehen kann, dass man sich keine Hilfe bei Suizidgedanken holen soll, oder dass das nichts bringt.“, unterstreicht Niederkrotenthaler. Dabei mache es immer Sinn, sich bei Selbstmordgedanken Hilfe zu suchen.

Wie können Eltern helfen?

„Sprechen Sie über den Internet- und TV-Konsum mit den Kindern, fragen Sie nach, was sie sich anschauen und warum“, rät der Studienleiter. „Zeigen Sie Auswege und Hilfsangebote auf, hören Sie ihren Kindern zu und lassen sie sich helfen.“ Hilfseinrichtungen für Menschen mit Suizidgedanken, aber auch für Eltern und Freunde, die sich um Betroffene sorgen, gebe es haufenweise im Internet.

In Deutschland sind beispielsweise die Telefonseelsorge oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe erste Ansprechpartner. In Österreich findet man zum Beispiel Hilfe unter www.bittelebe.at sowie suizid-praevention.gv.at.

Mehr Druck für die Unterhaltungsindustrie

„Es ist wichtig, Suizidalität auch medial zu thematisieren, und das ohne Risiko für Menschen mit Suizidgedanken zu tun“, fordert das Forschungsteam. Hierzu sei eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen der Industrie und Präventionsexpertinnen und -experten wichtig, um eine bessere Darstellung zu erreichen. (vb)

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