Nicht nur Wilke: Ministerium veröffentlicht Liste mit weiteren betroffenen Marken

Der Skandal um den nordhessischen Fleisch- und Wursthersteller zieht immer weitere Kreise. Wie sich herausstellt sind seine Erzeugnisse in mehr Produkten zu finden als bisher angenommen. FOCUS Online erklärt, hinter welchen Markennamen in Wirklichkeit Produkte der Firma Wilke stecken können.

Die schlechten Nachrichten zu dem nordhessischen Wursthersteller Wilke reißen nicht ab: Nachdem zwei Todesfälle in Südhessen mit dem Verzehr von Brühwurst und Pizzasalami aus dem Konzern in Verbindung gebracht wurden – laut Robert Koch Institut (RKI) sei der Zusammenhang zu 99,6 Prozent wahrscheinlich – werden nach und nach immer mehr Details zu dem Fleisch- und Wurstwarenhersteller bekannt.

Alle Wurstwaren des Konzerns zurückgerufen

In einer Pressemitteilung rief Hersteller Wilke am 2. Oktober selbst dazu auf, vom Konsum sämtlicher im Betrieb hergestellter Waren abzusehen. Sie seien erkennbar durch das eindeutige Identifikationskennzeichen „DE EV 203 EG“. Die Waren seien aber auch in loser Form in den Verkehr gebracht worden, zum Beispiel an Wursttheken in Supermärkten, Kantinen und Gemeinschaftseinrichtungen.

Eine komplette Liste der mehr als 1000 betroffenen Produkte hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hier veröffentlicht. Wegen des großen Ansturms auf die Server kann es zu Verzögerungen beim Laden des Dokuments kommen.

So ist inzwischen bekannt, dass Möbelgigant Ikea Produkte von Wilke in Mitarbeiter- und Gästekantinen benutzt hatte. Diese seien zwischenzeitig aber aus dem Verkehr gezogen worden. Auch ein Kölner Krankenhaus geriet in Verruf, nachdem es trotz des am Mittwoch erfolgten Rückrufs am Feiertag weiterhin Wilke-Produkte an seine Patienten ausgab.

Wilke-Mitarbeiter völlig aufgebracht – für ihn stellt sich Situation ganz anders dar

FOCUS Online/Wochit Wilke-Mitarbeiter völlig aufgebracht – für ihn stellt sich Situation ganz anders dar  

Produkte wurden auch unter anderen Namen verkauft

Auch die anfängliche Information, die Erzeugnisse aus dem Betrieb würden nicht unter anderem Namen verkauft, ist inzwischen mehrfach widerlegt. So berichtet eine Sprecherin des Metro-Konzerns, dass manche Aufschnitte, die unter dem Namen der Eigenmarke „Aro“ verkauft wurden, vom Wilke-Konzern stammen. Diese seien jedoch bereits vor dem Rückruf aus den Regalen entfernt worden.

Verbraucherzentralen und die Organisation „Foodwatch“ zeigen sich besonders über das Ausmaß des Skandals empört und fordern bereits seit vergangener Woche die Veröffentlichung einer Liste, die alle Verkaufsmöglichkeiten aufzeigt.

Aro, Comino und Co.: Welche Markennamen und Händler bisher bekannt sind

Hersteller Wilke, der inzwischen seine Produktionshallen schließen musste und Insolvenz beantragt hat, kam der Bitte bisher nicht nach. Doch es melden sich Verbraucher und Händler, die die Produkte in verschiedenen Marken entdeckt beziehungsweise vertrieben haben. So sollen laut „produktwarnung.eu“ und dem hessischen Umweltministerium folgende Produkte betroffen sein, die Wilke-Erzeugnisse enthalten, aber einen anderen Namen haben:

  • Haus am Eichfeld
  • Metro Chef
  • Service Bund „Servisa“
  • Casa
  • Pickosta
  • Sander Gourmet
  • Rohloff Manufaktur
  • Schnittpunkt
  • Korbach
  • Aro
  • Findt
  • Domino
  • Wilke

Zu beachten ist, dass diese Marken nur dann betroffen sind, wenn sie das Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ tragen. Die Liste wurde am Montag auch von Verbraucherministerin Priska Hinz (Grüne) bestätigt.

Großhändler, die Wilke-Produkte im Sortiment hatten:

  • Wurstwaren-Großhändler Hans Kremers GmbH
  • Metro Deutschland
  • Grapo GmbH – Gastronomiebedarf
  • SB Union Großmarkt GmbH / Edeka Foodservice
  • Domino Gastro e.G.
  • Igro-Schmidt GmbH & Co.KG
  • Service-Bund

Außerdem habe es laut der Webseite Geschenkkörbe bei Amazon zu kaufen gegeben, die Produkte der Firma Wilke enthalten haben.

Erzeugnisse können Listerien enthalten

Zusätzlich zu den beiden Todesfällen gibt es inzwischen auch etwa 40 gemeldete Krankheitsfälle, die mit dem Verzehr von Waren der Firma Wilke zusammenhängen sollen. Sie sollen auf eine Kontamination mit Listerien zurückzuführen sein. Das sind Bakterien, die zu Durchfall und Fieber führen können. Sie sind vor allem in tierischen Produkten wie Käse und Wurst zu finden und gelten bei gesunden Menschen als unbedenklich. Für Ältere, Kranke, Babys oder Schwangere können sie jedoch lebensgefährlich sein.

Lesen Sie hier alles zum Listerienfall bei Wilke:

  • Das Veterinäramt des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Firma Wilke Wurstwaren in Twistetal-Berndorf geschlossen. Grund dafür sind zwei Todesfälle, die mit Produkten der Firma in Zusammenhang stehen. Nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Lesen Sie die weiteren Entwicklungen zumWurst-Skandal in Hessen im Newsticker.
  • „Ich bin menschlich zutiefst enttäuscht“ – Boss untergetaucht, Gehalt nicht gezahlt: Das sagen Mitarbeiter zum Wilke-Ende Nach Tagen voller Schreckensmeldungen zur Fleisch- und Wurstfabrik Wilke in Twistetal-Berndorf (Hessen) herrscht gespenstische Ruhe auf dem Produktionsgelände und dem riesigen Parkplatz. Erst am Montagnachmittag finden sich dort wieder Mitarbeiter ein.

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