Menschen in einer Parallelwelt, die nur einen Steinwurf entfernt liegt

Für manche Menschen ist das Leben in einer Welt ohne Rahmen nichts. Sie kommen in einer psychiatrischen Einrichtung unter. Weil sie allein einfach nicht klarkommen, weil sie permanent medizinisch betreut werden müssen, weil sie dort versorgt werden. Diese Einrichtungen sind manchmal ganze Dörfer, richtige Orte mit Geschäften, Arbeitsplätzen, Cafés und Parks. Was sich früher in Kliniken und hinter verschlossenen Türen abspielte, hat längst mehr Raum bekommen. Einen geschützten Raum, der sich für seine Bewohner sicher anfühlt, in dem sie sich auskennen, Struktur und Halt finden. Einige dürfen ihn verlassen und Nachbarorte besuchen, viele allerdings nicht.

Der Kölner Fotograf Robert Mohren hat über drei Jahre Menschen in solchen Einrichtungen besucht. Er hat sie kennengelernt, fotografiert, Geschichten gehört. Aus seinen Bildern ist im Auftrag des Arbeiter Samariter Bundes eine Ausstellung entstanden, die ab dem 16. Mai in Berlin zu sehen ist. Die Fotografien flankieren Gemälde des Malers Tariano Schneider. Der 20-jährige Student an der Akademie der Künste in Mainz hat sie während eines Praktikums in betreuten Wohnprojekten des Arbeiter Samariter Bundes gemalt hat.

Wer sind die Menschen, die wir sehen?

Der stern hat mit Robert Mohren gesprochen und nachgefragt, welche Geschichten sich hinter seinen Fotos verbergen, die in der Ausstellung lediglich mit den Namen der Abgebildeten ausgezeichnet sind. Er hat sie uns erzählt.

Melanie und Karl Heinz lernte ich in Pirmasens in der Tagesförderstätte Logo kennen, die vom Arbeiter Samariter Bund getragen wird. Beiden begegnete ich während einer Mittagspause im Garten der Einrichtung. Sie waren sehr interessiert und wollten unbedingt fotografiert werden. Man sieht in der Fotografie gut die Herzen, die beide um den Hals tragen. Zwei Menschen, die sich gefunden haben. Es sind natürlich immer mehrere Fotos entstanden, dieses ist in meinen Augen besonders gelungen. Beide arbeiten von morgens um 9 bis nachmittags um 16 Uhr in der Logo in einer Werkstatt mit Holz. Diese Teile werden meist auf Märkten verkauft, oft wird Spielzeug hergestellt oder Gebrauchsgegenstände für den Haushalt.”

Gabi

Gabi und ich lernten uns in der Villa Wasgaublick kennen, ein aus mehreren alten Villen zusammengesetzter Wohnkomplex, der wirklich wunderbar begehbar und gestaltet ist. Ein richtige Oase! Gabi leidet an einer besonders schweren Form der Depression, auf Einzelheiten kann ich nicht weiter eingehen. Auf dem Foto forderte ich Sie dazu auf mir zu zeigen, ‘wie ihre Stimmung am heutigen Tag sei’. Explosionsartig zeigte sie mit dem Finger nach oben, im Foto ist er erst halb oben. Ich traf Gabi in sehr unterschiedlichen Verfassungen, manchmal erkannte sie mich nicht. Gabi ist das Titelfoto der Ausstellung.”

Markus

Markus arbeitet auch in der Logo. Ihn sah ich am Vortag bereits in einem der betreuten Wohnprojekte. Er liebt, nach eigenen Angaben, alles, was mit Fotografie zu tun hat. Ein guter Tag für den Fotografen und sein Modell!”

Sabine

Sabine ist eine Bewohnerin von Haus Moosalb. Sie ist nicht in der Lage, irgendeine Arbeit in Gruppen zu leisten. Sie lernte ich morgens gegen 9 Uhr in einer Kunsttherapie-Gruppe kennen. Sie beobachtete mich meist argwöhnisch, hatte aber auch Spaß daran, fotografiert zu werden. Ihr Spiel mit der Kamera ist gut auf der Fotografie zu erkennen.”

NO BORDERS Grenzgang
Ausstellung zum Thema Menschen mit psychischer Behinderung
Fotografien von Robert Mohren, Malerei von Tariano Schneider
16.5. – 15.6.2019
In den Ministergärten 6
10117 Berlin

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