Er nimmt Vitamin D, um einem Mangel vorzubeugen. Dann stellen seine Nieren die Arbeit ein

Vitamin D ist ein besonderes Vitamin, da es dem Körper auf zwei Wegen zugeführt werden kann: Zum einen kann es der Körper mithilfe von Sonnenlicht selbst bilden. Verantwortlich dafür sind die UVB-Strahlen des Sonnenlichts. Zum anderen steckt Vitamin D auch in einigen wenigen Lebensmitteln – zum Beispiel in Pilzen oder fettreichen Fischen. Die Mengen sind allerdings so gering, dass sich der Bedarf allein über Lebensmittel nicht decken lässt. In den lichtarmen Wintermonaten kann es daher sinnvoll sein, nach Rücksprache mit dem Arzt Vitamin D-Präparate einzunehmen. 

Der Fall eines 54-jährigen Kanadiers zeigt, dass es dabei auch zu ernsthaften Nebenwirkungen kommen kann. Ein Ärzteteam machte die Patientengeschichte im “Canadian Medical Association Journal” (CMAJ) öffentlich.

Wie es in dem Bericht heißt, kehrte der Mann mit auffälligen Blutwerten von einem Urlaub in Südostasien zurück. Der Kreatinin-Wert war stark erhöht. Kreatinin ist ein Abbauprodukt der Säure Kreatin und wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Zu hohe Kreatinin-Werte im Blut können auf eine Nierenschwäche hindeuten.

Naturheilkundler verschrieb das “Sonnenvitamin”

Der Mann gibt an, sich in seinem zweiwöchigen Urlaub exzessiv gesonnt zu haben. Er habe täglich zwischen sechs und acht Stunden in der Sonne verbracht. Das Ärzteteam überweist ihn an eine Spezialklinik für Nierenerkrankungen. Dort stellen die Mediziner bei dem Mann zusätzlich eine Hyperkalzämie fest: In dem Blut des Mannes befindet sich zu viel Kalzium. Dieser Hinweis bringt die Mediziner auf die richtige Fährte.

Auf Nachfrage gibt der Patient zu, dass er bei einem Naturheilkundler in Behandlung war. Dieser hatte ihm hochdosierte Vitamin D-Präparate verschrieben und ihm dazu geraten, täglich acht Tropfen eines bestimmten Präparats einzunehmen. Die empfohlene Marke enthielt 500 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D pro Tropfen. Ohne es zu wissen, bekam der Patient ein weiteres Vitamin D-Präparat, das 1000 IE pro Tropfen enthielt. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren nahm der Mann täglich acht bis zwölf Tropfen zu sich – eine tägliche Gesamtdosis von 8000 bis 12.000 IE.

Das Prekäre daran: Der Mann hatte keinen nachgewiesenen Vitamin D-Mangel  und wurde von dem vermeintlichen Spezialisten auch nicht über mögliche Risiken oder Nebenwirkungen der Vitamin D-Zufuhr aufgeklärt.

Überdosierung auf natürlichem Weg nicht möglich

Gewöhnlich enthalten frei verkäufliche Vitamin D-Tabletten zwischen 800 und 1000 IE. Diese Mengen gelten als unkritisch. Überdosierungen treten erst durch exzessiven Konsum der Präparate auf. Übelkeit, Nierenbeschwerden oder ein zu hoher Kalziumspiegel im Blut können die Folge sein. So wie bei dem kanadischen Patienten, der trotz anschließender Behandlung einen bleibenden Nierenschaden entwickelte.

Das Ärzteteam um Bourne Auguste schreibt in dem Fachblatt, dass eine Überdosis Vitamin D zwar “selten” sei. Doch insbesondere frei verkäufliche Präparate könnten für nicht informierte Patienten “ein erhebliches Risiko” darstellen. Die Einnahme der Präparate sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Auf natürlichem Weg ist eine Überdosierung mit Vitamin D nicht möglich. Brennt die Sonne vom Himmel, drosselt der Körper die Vitamin-Produktion nach einer Weile von ganz allein.

Quellen: CMAJ-Fallbericht / Portal “Internisten im Netz”


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